Mal wieder in Deutschland fast unbemerkt, treffen sich im Augenblick Europas Kommunisten unter Vorsitz von Lothar Bisky in Athen. Und natürlich wollen sie, daß - wie es der griechische Politiker Alexis Tsipras laut "Junge Welt" formulierte - "'alle sozialistischen Kräfte' gemeinsam zum Gegenangriff für ein System anträten, 'in dem der Mensch dem Gewinn übergeordnet ist'".
Aber seltsamerweise glauben auch viele Nichtkommunisten, daß die jetzige Krise irgendwie an "zuviel Kapitalismus" liege. Ein Beispiel ist das Zitat des Tages.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Lieber Zettel, ich finde die Diskussionen in Deutschland zu diesem Thema irgendwie "spannend". Ich war in den letzten Wochen in Europa unterwegs und nirgendwo habe ich gemerkt, das der Kapitalismus als solches, dort so in Frage gestellt wurde wie in Deutschland. Klar man machte sich sorgen um seine Anlagen, schimpfte auf die "Baenker". Nur die Marktwirtschaft und den Kapitalismus als solches in Frage stellen? Nein das habe ich so in dieser krassen Form nicht mit bekommen. Herzlichst Auslaender
geradezu ekelhaft war der gestrige Beitrag in der "Abendschau" (Titelhalter "Verschnarchteste berliner Dauersendung") über die Buchvorstellung. Der Autor machte sich erst gar nicht die Mühe, etwas über den Inhalt der Buches herauszufinden, sondern goß einen dümmlichen Sarkasmus darüber aus, für den man ihm eigentlich zehn Jahre Ironieverbot erteilen müßte. Besser wäre natürlich, er würde es selber einsehen, aber das halte ich für ausgeschlossen. Offenbar ging der Autor davon aus, alle hätten nun gemeinsam mit ihm eingesehen, daß man den Kapitalismus abschaffen müßte. Nur der dumme Merz eben nicht. Diese argumentative Selbstgenügsamkeit kann die Glotze in Zukunft für sich behalten.
Herzlich, Thomas
Nola
(
gelöscht
)
Beiträge:
14.10.2008 12:11
#5 RE: Zitat des Tages: Absurd - Finanzkrise und Kapitalismus
Zitat von AuslaenderLieber Zettel, ich finde die Diskussionen in Deutschland zu diesem Thema irgendwie "spannend". Ich war in den letzten Wochen in Europa unterwegs und nirgendwo habe ich gemerkt, das der Kapitalismus als solches, dort so in Frage gestellt wurde wie in Deutschland. Klar man machte sich sorgen um seine Anlagen, schimpfte auf die "Baenker". Nur die Marktwirtschaft und den Kapitalismus als solches in Frage stellen? Nein das habe ich so in dieser krassen Form nicht mit bekommen. Herzlichst Auslaender
Lieber Ausländer, das halte ich für sehr interessant, was Sie da festgestellt haben. Vielleicht liegt es an der besonderen Beschaffenheit am Arbeitsmarkt, aber sicher auch durch das Zusammenführen der ehemaligen DDR und der BRD. Außerdem ist es natürlich einfach, nicht zuletzt durch unsere überwiegend linken Medien, einem Volk, daß seit etlichen Jahren keine wirkliche Lohn/Gehaltssteigerung im Gegensatz zu unseren europäischen Nachbarn erfahren hat, zu suggerieren "die da oben" (und das ist schon mal mit dem Wort Kapitalismus besetzt) packen sich die Taschen voll und der normale Arbeitnehmer sieht nichts davon.
Also ist der Kapitalismus schlecht. Natürlich haben wir da historisch bedingt durch die ehemalige DDR mehr Kommunisten, zu "verkraften", denen jahrzehntelang das Kapital als Verteufelung eingetrichtert wurde (Kunststück, wenn man selbst keins erarbeiten kann). Also die Balance zwischen den Parteien und ihren grundlegenden Werten ist in Deutschland etwas unausgewogen was die Kapitalfeindlichkeit angeht. Das ein Großteil Bürger der ehemaligen DDR die Demokratie nur mit Kommunismus besetzt wissen will, sehen wir jetzt gerade wieder.
Deshalb halte ich es auch für so ungeheuer wichtig, daß eine demokratische Regierung, ein gutes Augenmaß für mehr Gerechtigkeit gegenüber dem Bürger walten läßt (z.B. in der Besteuerung). Natürlich ist dieses Vorgehen nicht erst jetzt wichtig, es wäre seit Jahren angebracht gewesen. Die Sparpolitik von Steinbrück in allen Ehren und sicherlich auch richtig. Nur - da sitzen ca. 700 Parlamentarier beieinander und keiner dieser Damen und Herren, macht sich die wirkliche Mühe, ohne Anstoß des Bundesrechnungshofes, da einzusparen, wo das Geld vom Staat selbst, zum Fenster hinausgeworfen wird. Das ist ein Skandal.
Wenn es auf "jeden Groschen" ankommt, wieso nicht auch dort. Die subventionierte Bundesbahn z. B. - der unsägliche Herr Mehdorn - wäre er nicht gestoppt worden, er wäre zum jetzigen Zeitpunkt an die Börse gegangen, mit einem 50 prozentigen Verlust pro Aktie. Über die Gründe kann man auch nur spekulieren, aber es sind bestimmt nicht seine Nachteile. (Wieso muß unsere Personenbeförderung auch an die Börse, sie soll in diesen Zeiten den Bürger heile von A nach B bringen zu einem erschwinglichen Preis, folglich dürfte es gar nicht profit/börsenorientiert sein).
Denken wir an die Einführung des Euro. Hier hat man sich auf die freiwillige Selbstverpflichtung der deutschen Wirtschaft verlassen (wenn ich das noch richtig weiß, war Deutschland das einzigste Land, das so verfahren hat), keine Preissteigerungen mit dem Euro zu verbinden. Schon kurze Zeit danach stellten wir alle eine einszueins Umrechnung fest. Heute, 5/6 Jahre später haben wir ca. 150 % Verteuerung, während die Gehälter kaum oder gar nicht gestiegen sind.
Kein Wunder daß unsere Konjunktur mangels Kaufkraft schwächelt. Auch das sagen zur Zeit alle Wirtschaftsweisen, nur höre ich nichts von der Regierung, (von Herrn Glos sowieso nicht) daß man sich auch nur ein bißchen etwas überlegt. Doch - etwas schon - erhöhte Krankenkassenbeiträge. Die Durchschnittsrente um o,o..% hastenichtgesehen erhöht, was real für die meisten ca. 3,50 Euro bedeutet (wenn man von der 1,000 Euro Durchschnittsrente ausgeht. Und Und .... Das alles ist der ideale Nährboden gegen Kapitalismus zu stimmen und sich den Kommunisten zuzuwenden. Die Führung der Linke perfektioniert dieses zur Zeit, nicht zuletzt wegen der Finanzkrise, denn wenn dieses Unheil erstmal abgewendet ist, werden wir von Lafontaine und Co. noch viel mehr darüber zu hören kriegen, da halte ich jede Wette.
Aber so lange einem Harz IV-Empfänger, die Zuwendung des Opas für die Erstausstattung seines einzuschulenden Enkels, als Einkommen ausgelegt wird und ihm abgezogen wird, helfen wir alle mit, dem Kommunismus die verärgerten Bürger zuzuführen.
Zitat von Thomas Pauligeradezu ekelhaft war der gestrige Beitrag in der "Abendschau" (Titelhalter "Verschnarchteste berliner Dauersendung") über die Buchvorstellung.
Lieber Thomas, wie es der Zufall will, bin ich in diesen Beitrag des rbb (wenn wir denselben meinen) hineingezappt.
Ich dachte: Schau an, da haben die Schüler des Karl-Eduard von Schnitzler also beim rbb Fuß gefaßt. Es war derselbe süffissant-überlegene Stil, dieselbe Herablassung, dieselbe schmierige Agitprop wie bei Sudel-Ede.
Nun gut. Was ich aber wirklich erschreckend fand, das war das zustimmende Grinsen der Moderatorin, als der Beitrag zu Ende war. Da dachte ich: aha, die alten Seilschaften sind wieder unter sich.
Ansonsten habe ich allerdings vom rbb den Eindruck, daß er recht pluralistisch ist. Das vermutlich politischste aller 3. Programme (offen politisch, während der WDR durchpolitisiert ist) mit vielen informativen Sendungen (zB "Geheimnisvolle Orte"). Der MDR dagegen ist der mit Abstand unpolitischste Sender. So helle scheinen die Sachsen wohl nicht zu sein, wenn ihnen diese Seichtheit gefällt.
Der MDR ist doch das Programm für die Altenheime. Deckchen klöppeln, Reliefpostkarten kleben, über Prinzessin von Mobsburg-Winkenhausen tratschen, Enkelkinderfotos tauschen, triefende Schlagermusik - das sind die Interessen der Zielgruppe. Die wichtigsten Sendungen sind Wunschmusik mit Zuschauergrüßen und betroffenheitsduseliges Boulevardfernsehen a la Brisant. Wer ernsthafte Informationen oder aktuelle Filme sucht, schaut nach wie vor Westfernsehen. Und bekommt dort derzeit in vollem Ernst erklärt, daß die Marktwirtschaft des Teufels sei, daß die SED/ML ein ernstzunehmender Gesprächspartner für Bundespolitik ist und so weiter und so fort.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von califaxDer MDR ist doch das Programm für die Altenheime. Deckchen klöppeln, Reliefpostkarten kleben, über Prinzessin von Mobsburg-Winkenhausen tratschen, Enkelkinderfotos tauschen, triefende Schlagermusik - das sind die Interessen der Zielgruppe.
Ich mache ja das, lieber Califax, was viele abscheulich finden - ich habe immer im Hintergrund TV laufen, wenn ich am Rechner sitze. (Außer wenn ich Korrektur lese: Da muß der Ton abgeschaltet werden, weil es sonst Interferenz gibt).
Also kenne ich die Dritten ziemlich gut. Und finde das sehr interessant, wie sie sich unterscheiden:
Der Bayerische Rundfunk - ein Vollprogramm, zusammen mit dessen eigenem Dritten, Bayern Alpha, besser als die ARD. Und trotz CSU-Herrschaft keineswegs politisch einseitig.
Der Südwestrundfuk - der beste Kultursender. Auch liberal. Und regional verwurzelt. So sind sie halt, die Schwaben, die Badener: Bildungsinteressiert (auch bildungsbeflissen) wie sonst keine deutschen Volksstämme, urliberal, bodenständig. (Rheinland-Pfalz, aus dem Zufall der französischen Besatzung immer noch dazugehörig, läuft irgendwie nebenher mit. Man hätte bei der Fusion von SWF und SR das Studio Mainz dem HR angliedern sollen).
Der Hessische Rundfunk - der einzige konsequente Heimatsender. Fast alles dreht sich um Hessen. Da ich ein alter Hesse bin, sehe ich mir das immer gern an.
Der Mitteldeutsche Rundfunk - wie gesagt, das Seichteste, was im deutschen TV zu sehen gibt. Kein Privater kommt da mit. Sozusagen ein einziger Musikantenstadl.
Der Westdeutsche Rundfunk - "Rotfunk" ist eine Untertreibung. Der Sender war einmal (unter Intendanten wie v. Bismarck und v. Sell, mit Journalisten wie Werner Höfer, Dieter Thoma, Klaus Jürgen Haller, Hellmut Prinz, Karl-Heinz Wocker) der beste, aktuellste und liberalste TV- und Radiosender Deutschlands. Dann schoben sich seit den siebziger Jahren die rotgrünen und feministischen Seilschaften nach oben. Heute ist das der einzige Sender, bei dem ich bei jeder politischen Sendung zunächst einmal davon ausgehe, daß ihr Ziel nicht die Information ist, sondern die Agitation. Auch die CDU/FDP-Regierung hat daran bisher nichts ändern können.
Radio Berlin-Brandenburg ist ein eigenartiger Sender, dem man es immer noch anmerkt, daß er aus der Fusion des SFB mit dem DFF hervorgegangen ist. Sehr politisch. Dabei oft informativ und auch originell. Dann wieder Agitationssendungen, als gebe es noch den real existierenden Sozialismus.
Der Norddeutsche Rundfunk ist für mich der einzige dieser Sender, von dem ich kein Bild habe. Ich glaube, es gibt ihn im Grunde gar nicht, sondern es gibt Radio Hannover, Radio Hamburg und Radio Rostock.
Ja, das "Rote Kloster", die Sektion Journalismus der Karl-Marx-Universität. Hier kann man einiges darüber erfahren.
Es gab diesen verfluchten agitatorischen Journalismus natürlich schon vor der Wiedervereinigung. Die taz hat da viel Unheil angerichtet, weil sie die erste berufliche Station vieler Journalisten war und ist, die dann in die großen Medien gegangen sind, nach wie vor in der Überzeugung, daß ihr Beruf nicht das Informieren ist, sondern die politische Beeinflussung. Aber ich habe doch den Eindruck, daß das nach der Wiedervereinigung viel schlimmer geworden ist.
Bis hinein in eigentlich einmal liberale und konservative Medien. Die "Zeit" ist aus einer liberalen zu einer linken Zeitschrift geworden. Das Feuilleton der FAZ wurde politisiert und liest sich heute manchmal so, wie vor dreißig Jahren der Wirtschaftsteil der FR.
Das einzige, was ich mir beim WDR oft anschaue, sind die Landschaftsbilder. Das sind allerdings schön gemachte Ausflüge, bei denen man gute Tips für kleine Wochenendausflüge abgreifen kann.
Und natürlich gibt's da noch den Tatort aus Münster, der leider regelrecht verhungert. Dabei ist es die einzige wirklich originelle und unterhaltsame deutsche Fernsehserie. Und mit einer Besetzung, die nicht dieses unerträgliche und unschauspielerische Schnaufen und Rezitieren aufweist, daß die sonst üblichen deutschen "Schauspieler" von erfolgreichen Schauspielern unterscheidet. Und die setzt man auf zwei Folgen pro Jahr. Sowas müßte wöchentlich laufen, mit jeweils mindestens einem halben Jahr als Staffeldauer! Und direkt mit Erscheinen der nächsten Staffel müßte gleich die vorherige auf DVDs rauskommen. Dann bräuchte man zumindestens für diesen Tatort auch keine Subventionen mehr.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von Zettel Also kenne ich die Dritten ziemlich gut. Und finde das sehr interessant, wie sie sich unterscheiden:
Der Bayerische Rundfunk - ein Vollprogramm, zusammen mit dessen eigenem Dritten, Bayern Alpha, besser als die ARD. Und trotz CSU-Herrschaft keineswegs politisch einseitig.
Der Südwestrundfuk - der beste Kultursender. Auch liberal. Und regional verwurzelt. So sind sie halt, die Schwaben, die Badener: Bildungsinteressiert (auch bildungsbeflissen) wie sonst keine deutschen Volksstämme, urliberal, bodenständig. (Rheinland-Pfalz, aus dem Zufall der französischen Besatzung immer noch dazugehörig, läuft irgendwie nebenher mit. Man hätte bei der Fusion von SWF und SR das Studio Mainz dem HR angliedern sollen).
Der Hessische Rundfunk - der einzige konsequente Heimatsender. Fast alles dreht sich um Hessen. Da ich ein alter Hesse bin, sehe ich mir das immer gern an.
Der Mitteldeutsche Rundfunk - wie gesagt, das Seichteste, was im deutschen TV zu sehen gibt. Kein Privater kommt da mit. Sozusagen ein einziger Musikantenstadl.
Der Westdeutsche Rundfunk - "Rotfunk" ist eine Untertreibung. Der Sender war einmal (unter Intendanten wie v. Bismarck und v. Sell, mit Journalisten wie Werner Höfer, Dieter Thoma, Klaus Jürgen Haller, Hellmut Prinz, Karl-Heinz Wocker) der beste, aktuellste und liberalste TV- und Radiosender Deutschlands. Dann schoben sich seit den siebziger Jahren die rotgrünen und feministischen Seilschaften nach oben. Heute ist das der einzige Sender, bei dem ich bei jeder politischen Sendung zunächst einmal davon ausgehe, daß ihr Ziel nicht die Information ist, sondern die Agitation. Auch die CDU/FDP-Regierung hat daran bisher nichts ändern können.
Radio Berlin-Brandenburg ist ein eigenartiger Sender, dem man es immer noch anmerkt, daß er aus der Fusion des SFB mit dem DFF hervorgegangen ist. Sehr politisch. Dabei oft informativ und auch originell. Dann wieder Agitationssendungen, als gebe es noch den real existierenden Sozialismus.
Der Norddeutsche Rundfunk ist für mich der einzige dieser Sender, von dem ich kein Bild habe. Ich glaube, es gibt ihn im Grunde gar nicht, sondern es gibt Radio Hannover, Radio Hamburg und Radio Rostock.
Herzlich, Zettel
Lieber Zettel, der NDR ist ein Gemischtwarenladen. Wie es hier im Norden üblich ist, (Niedersachsen übt den Bürokratismus ja bis zur Perfektion aus) gibt es fast keine Überaschungssendungen. Alles irgendwelche Giraffe und Co.-Sendungen mit fester Sendezeit. Dazwischen mal ein halbes Stündchen für regionale Nachrichten. Ach ja ein rotes Sofa haben wir auch noch anzubieten, da wird dann zwischen Kochberichten und neuer Theateraufführung irgendein Promi interviewt, dem der letzte Satz aus Zeitmangel immer im Halse stecken bleiben muß. Dann gibts die Wiederholungen von ARD und damit hat sich dieser Sender schon erschöpft. Weiterhin kriege ich hier den BR, MDR und WDR von den Dritten, das wars. Ich finde es müßte Pflicht sein, alle dritten Programme bundesweit auszustrahlen, damit der Bürger vom jeweils anderen Ende des Landes auch was erfährt.
Zitat von ZettelDie "Zeit" ist aus einer liberalen zu einer linken Zeitschrift geworden.
Wenn ich so etwas sage, dann schauen mich die Menschen in meiner Umgebung meist sehr merkwürdig an. Mittlerweile ist anscheinend mein politischer Kompass nicht mehr kommensurabel mit dem meines Bekanntenkreises.
Zitat von NolaIch finde es müßte Pflicht sein, alle dritten Programme bundesweit auszustrahlen, damit der Bürger vom jeweils anderen Ende des Landes auch was erfährt.
Deshalb kann ich mir, seit wir die Sat-Schüssel haben, gar keine andere Form des TV-Empfangs mehr vorstellen. Seit digital gesendet wird, kann man sogar sämtliche Landesstudios bekommen. Ich könnte also, wenn ich wollte, ungefähr ein halbes Dutzend NDR-Programme empfangen.
Obwohl es wohl nicht zum TV-lastigen Thread gehört, möchte ich doch hier aber mal eine Lanze für den RBB brechen. Die Radiosender "RadioEins" und "Fritz" sind für mich noch die einzigen Gründe, weiterhin GEZ-Zahler zu sein.
Obwohl auch politisch eher mainstreamlastig (da findet Politik im Radio wenigstens noch statt!), sind sie Einzelstücke im Äther! Ich war für ein Jahr in NRW und musste zwischendurch auch noch die Radiohöllen von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen ertragen ... es gruselt einen auf der Autobahn!
Obwohl leider auch bei RadioEins (meinem Erwachsenen-Sender) gefühlte viel zu oft Hermann Scheer, Claudia Roth, HC Ströbele und diese schlimm aussehende Ex-NRW-Grünen-Polikerin, deren Name mir partout nicht einfallen will, Sendezeit bekommen ... hat auch Henryk M. Broder dort eine Kolumne, Harald Martenstein von der "Zeit" erzählt interessante Sachen, Küppersbusch hat Sendezeit, wie auch Dietmar Wischmeyer, welcher über die Mainstream-Bratzen herfällt...
Naja, wenn auch OT, es ist mir wichtig, die Radiopräsenz des RBB lobend zu erwähnen. Btw, Polylux fand ich eigentlich auch immer ganz gut.
Mich verwundert es immer wieder, dass man von der linken Seite hört, die Medien seien von marktliberaler Propaganda, ja sogar marktliberalen Seilschaften durchsetzt, während ich jetzt hier von der marktliberalen Seite höre, die Medien seien von linker Propaganda bzw. Seilschaften durchsetzt. Ich für mich schließe daraus jetzt, dass sich wohl beide Gruppen in den Medien herumtreiben und die marktliberalen Menschen genauso blind gegen die Erkennung von marktliberaler Propaganda sind wie die Linken gegen linke Propaganda. Mein schon länger kaum noch vorhandenes Vertrauen in die Medien rettet das jetzt nicht unbedingt
In Antwort auf: Für die Krise "zuviel Kapitalismus" verantwortlich zu machen ist so dämlich - na gut, sagen wir: absurd -, als würde man für ein schweres Flugzeug- Unglück "zuviel Luftfahrt" verantwortlich machen, oder für den Einsturz der Reichsbrücke in Wien im August 1976 "zuviel Brückenbau".
Also ehrlich gesagt find ich den Vergleich garnicht so gut. Flugzeugzusammenstöße treten in einem dichten Luftraum (Folge von zuviel Luftfahrt) häufiger auf als in einem leeren. Und eine mangelhaft gebaute Brücke könnte darauf zurückführbar sein, dass die öffentliche Ausschreibung hastig und übereilt (zuviel Brückenbau) durchgeführt wurde oder dass die Brückenkontrolleure keine Zeit mehr haben, jede Brücke ausreichend genau unter die Lupe zu nehmen. Und soweit ich das als Nichtwirtschaftswissenschaftler verstehe, ist die aktuelle Krise auch deshalb ein Problem für die ganze Gesellschaft, weil viele Teile der Daseinsfürsorge und Wirtschaft abhängig sind vom Funktionieren des privaten Finanzmarktes. Das wäre zumindest ein Vorteil der Abschaffung des Finanzmarktes. Dem stehen die Nachteile der Abschaffung des Finanzmarktes gegenüber. Aber auf die Nachteile geht jemand, der die marktliberale Propaganda von Herrn Merz schlecht darstellen will, natürlich genausowenig ein wie Herr Merz in seinem Buch wahrscheinlich von den Nachteilen seiner Erwägung von mehr Kapitalismus schreibt.
Nola
(
gelöscht
)
Beiträge:
15.10.2008 19:07
#17 RE: Zitat des Tages: Absurd - Finanzkrise und Kapitalismus
In Antwort auf:Und eine mangelhaft gebaute Brücke könnte darauf zurückführbar sein, dass die öffentliche Ausschreibung hastig und übereilt (zuviel Brückenbau) durchgeführt wurde oder dass die Brückenkontrolleure keine Zeit mehr haben, jede Brücke ausreichend genau unter die Lupe zu nehmen.
Ich glaube nicht, lieber Omni das das so zutrifft, unabhängig davon sollte es ja nur als Beispiel herhalten. Es liegt weder an der Ausschreibung noch am Statiker oder Kontrolleur. Es hat sich (so selten wie es mal vorkommt) meist um Materialfehler gehandelt. Was übrigens bei vielen Bauvorhaben immer wieder vorkommt. Nicht selten, gibts da beispielsweise Betonqualitäten, die unbedingt eingehalten werden müssen. Und wie überall gibt es dann auch dort kriminelles Verhalten aus Kostengründen anderes Material einzubauen, welches oft nur während des direkten Einbaus festzustellen ist. Aber wer steht schon 24 Std. daneben.
Zitat von OmniMich verwundert es immer wieder, dass man von der linken Seite hört, die Medien seien von marktliberaler Propaganda, ja sogar marktliberalen Seilschaften durchsetzt, während ich jetzt hier von der marktliberalen Seite höre, die Medien seien von linker Propaganda bzw. Seilschaften durchsetzt. Ich für mich schließe daraus jetzt, dass sich wohl beide Gruppen in den Medien herumtreiben und die marktliberalen Menschen genauso blind gegen die Erkennung von marktliberaler Propaganda sind wie die Linken gegen linke Propaganda.
Es ist sicher etwas dran, lieber Omni, daß man Berichterstattung, die der eigenen Meinung widerspricht, eher als Propaganda wahrnimmt als diejenige, die der eigenen Meinung entspricht. Denn diese nimmt man leicht als objektiv wahr.
Allerdings kann ich viel Marktliberales in unseren Leitmedien wirklich nicht finden. Im "Handelsblatt", ja. Aber schon in der "Welt" und der FAZ halten sich Liberale und Linke allerhöchstens die Waage. Und beim Rest der Medien, vor allem den Öffentlich-Rechtlichen kann ich eigentlich wenig Liberalität entdecken.
Aber siehe oben. Wenn Sie, lieber Omni, mal etwas finden, was so einseitig und propagandistisch liberal ist, wie ich es zB als Beispiel für linke Propaganda immer mal wieder aus "Spiegel- Online" zitiere - vielleicht können Sie das dann gelegentlich verlinken?
Zitat von Omni
Zitat von ZettelFür die Krise "zuviel Kapitalismus" verantwortlich zu machen ist so dämlich - na gut, sagen wir: absurd -, als würde man für ein schweres Flugzeug- Unglück "zuviel Luftfahrt" verantwortlich machen, oder für den Einsturz der Reichsbrücke in Wien im August 1976 "zuviel Brückenbau".
Also ehrlich gesagt find ich den Vergleich garnicht so gut. Flugzeugzusammenstöße treten in einem dichten Luftraum (Folge von zuviel Luftfahrt) häufiger auf als in einem leeren. Und eine mangelhaft gebaute Brücke könnte darauf zurückführbar sein, dass die öffentliche Ausschreibung hastig und übereilt (zuviel Brückenbau) durchgeführt wurde oder dass die Brückenkontrolleure keine Zeit mehr haben, jede Brücke ausreichend genau unter die Lupe zu nehmen.
Da verstehe ich jetzt den Einwand nicht, lieber Omni. Niemand würde doch wegen solcher Sachen weniger Luftfahrt oder weniger Brückenbau fordern. Jetzt aber wird weniger Kapitalismus gefordert, wenn nicht überhaupt gleich dessen Abschaffung.
Zitat von Omni Und soweit ich das als Nichtwirtschaftswissenschaftler verstehe, ist die aktuelle Krise auch deshalb ein Problem für die ganze Gesellschaft, weil viele Teile der Daseinsfürsorge und Wirtschaft abhängig sind vom Funktionieren des privaten Finanzmarktes. Das wäre zumindest ein Vorteil der Abschaffung des Finanzmarktes. Dem stehen die Nachteile der Abschaffung des Finanzmarktes gegenüber. Aber auf die Nachteile geht jemand, der die marktliberale Propaganda von Herrn Merz schlecht darstellen will, natürlich genausowenig ein wie Herr Merz in seinem Buch wahrscheinlich von den Nachteilen seiner Erwägung von mehr Kapitalismus schreibt.
Niemand bestreitet ja, daß es auf dem Finanzmarkt Änderungen geben muß. Ich habe das mal so versinnbildlicht, daß an Stellschrauben gedreht werden muß. Aber mir ist unbegreiflich, wieso die jetzigen Probleme gegen den Kapitalismus oder gegen den Neoliberalismus sprechen sollen.
Liberale fordern ja nicht, daß es keine Gesetze gibt. Sie fordern nur - naja, ich will lieber nur für mich sprechen: - also ich jedenfalls wünsche nur, daß es so wenig Regulierung wie möglich gibt. Und daß die nun einmal notwendigen Regulierungen vernünftig sind.
Die auf den Sozialstaat zurückgehende Verpflichtung von Fanny Mae und Freddie Mac, bevorzugt Hypothekenkredite an Geringerverdienende zu vergeben, war unvernünftig. Die Praxis auch bei anderen Kreditgeschäften war unvernünftig. Daß das weiter geschieht, muß - soweit ich das durchschaue - in Zukunft durch Änderung der Rahmenbedingungen verhindert werden.
Aber warum soll das nicht mit mehr Kapitalismus vereinbar sein?
Zitat von ZettelLiberale fordern ja nicht, daß es keine Gesetze gibt. Sie fordern nur - naja, ich will lieber nur für mich sprechen: - also ich jedenfalls wünsche nur, daß es so wenig Regulierung wie möglich gibt. Und daß die nun einmal notwendigen Regulierungen vernünftig sind.
Und wenn wir schon beim Wunschzettel[*] sind - ich wünsche mir:
1) Dass man, wenn man aus der aktuellen Krise eine Krise des Kapitalismus macht, auch ein wenig darüber nachdenkt, warum ein anderes System so viel besser funktionieren soll.
2) Dass jeder, der jetzt nach mehr Regulierung ruft, sich vorher ausgiebig mit public choice theory und regulatory capture auseinandersetzt.
3) Dass jeder, der jetzt dem Staat deutlich mehr Macht geben will, das auch dann gut finden sollte, wenn in zehn Jahren die privaten politischen Gegner an den Schalthebeln eben jener Macht sitzen - je nach Neigung wahlweise eine CDU-Alleinregierung oder eine SEPDGrüne-Volksfront, jeweils mit Mehrheit im Bundesrat.
4) Dass schließlich die Leute, die jetzt auf die Banker eindreschen, ab und zu das Zehnte Gebot lesen, dann in sich gehen und sich ehrlich die Frage stellen, inwieweit nur der grüne Neid aus ihnen spricht.
Soweit meine Wünsche. Man darf doch träumen, oder?
[*] Bitte um Entschuldigung für das Wortspiel. Soll nicht wieder vorkommen.
Was den Wunschzettel angeht: Da haben Sie meine Phantasie in Gang gesetzt à la: "Sie warf ihm einen langen, schmachtenden Blick zu und lispelte: Du bist mein Wunschzettel".
Und so konnte ich endlich mal dieses sonst so von uns allen verschmähte Emoticon einsetzen.
Zitat von Zettelmit Ihren drei Punkten stimme ich völlig überein.
Das freut mich - mit welchem denn nicht? Oder ist das der späten Stunde geschuldet?
Ja, da fehlte ein "ersten".
Mit Insichgehen, Geboten und dergleichen kann ich weniger anfangen. (Wie lautet überhaupt das Zehnte Gebot? Keine Ahnung). Aber 3:1, lieber Gorgasal - das ist ja auch ein schöner Sieg.
Zitat von Heiner Geißler in der FAZDer Kapitalismus als Wirtschaftsideologie ist mit Sicherheit am Ende. Wenn wir am Kapitalismus festhielten, würden solche Krisen wie die derzeitige unausweichlich bleiben und sich immer wiederholen. ... Bei den Wirtschaftswissenschaftlern, aber auch in weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit entstand nach dem Zusammenbruch der Planwirtschaft in Osteuropa der Glaube, man müsse den Märkten eigentlich nur alle Zügel nehmen und dann könne man die Probleme der Menschheit lösen.
Den Wirtschaftswissenschaftler möchte ich sehen, der das gesagt hätte. Abgesehen von sehr wenigen Marktradikeln in den USA gab es da niemanden. Was den unsäglichen Geißler nicht davon abhält, einen hanebüchenen Strohmann aufzubauen und abzuwatschen. Mal ganz abgesehen, dass man, wie hier schon öfters dargelegt, von einem entfesselten Kapitalismus im Finanzsektor sicher nicht sprechen kann.
Für Geißler ist es doch schon entfesselter Kapitalismus, wenn ich mir meinen Internetanbieter selbst aussuchen darf. Das ist für Leute seines Schlages schon gleichbedeutend mit Chaos und Anarchie.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.