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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 1.411 mal aufgerufen
 Zeitgeschichte und Politik
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.08.2007 02:29
Marginalie: In den USA wächst die Armut. Oder etwa nicht? Antworten

Das Census Bureau hat gestern seinen neuen Bericht vorgelegt. Er enthält Licht und Schatten. Nun dürfen wir gespannt sein, wie die deutschen Medien berichten.

Bestimmt werden sie in ihren Überschriften das Positive hervorheben.

Libero Offline



Beiträge: 393

29.08.2007 06:41
#2 RE: Marginalie: In den USA wächst die Armut. Oder etwa nicht? Antworten

Lieber Herr Zettel

wieder das gleiche Spiel von vorne. Hier finden Sie die home page des Census Bureau
http://www.census.gov/
mit zahlreichen detaillierten und interessanten Informationen

Das hier ist der link zum Report
Income, Poverty, and Health Insurance Coverage in the United States: 2006 report - http://www.census.gov/prod/2007pubs/p60-233.pdf

und das hier die Pressemitteilung

Household Income Rises, Poverty Rate Declines, Number of Uninsured Up - http://www.census.gov/Press-Release/www/...lth/010583.html

Aufgeführt werden die Arbeitseinkommen, nicht die Schulden. Das Wort Schulden taucht in diesem Report gar nicht auf. Es müßte Ihnen klar sein, daß der amerikanische Konsum nicht nur mit dem Arbeitseinkommen, sondern auch mit der einer steigenden Verschuldung finanziert wurde. Das Census Bureau hat übrigens keine Übersicht über die privaten Schulden. Als Stichwort tauchen nur die staatlichen Schulden auf. Das Wachstum der privaten Schulden aus Schulden von Familien und Schulden der Unternehmen war in den letzten Jahren immer deutlich größer als das Wachstum des BSP.

Dieses Bild zeigt die Entwicklung der privaten Verschuldung
http://mwhodges.home.att.net/household-ratio.gif

Dieses Bild zeigt die Entwicklung des privaten Sparens
http://mwhodges.home.att.net/save_personal.gif

Weitere Stichwörter sind household debt, consumer debt und personal bankrupties

Als leichte Frühstücklektüre reiche ich aus meinem Fundus

Going For Broke Elizabeth Warren discusses how ordinary families wind up bankrupt and why new legislation could be hurting those at risk."
http://www.msnbc.msn.com/id/14604090/site/newsweek/page/0/

Spend Cycle An economist talks about the scope of America's growing consumer debt, what's behind it and what it means for the future."
http://www.msnbc.msn.com/id/14251360/site/newsweek/page/0/

"Health Hazards How mounting medical costs are plunging more families into debilitating debt and why insurance doesn’t always keep them out of bankruptcy."
http://www.msnbc.msn.com/id/14470912/site/newsweek/page/0/

So als leichter Magenbitter serviere ich

Illness And Injury As Contributors To Bankruptcy"
http://content.healthaffairs.org/cgi/con...thaff.w5.63/DC1)

mit der Pressemitteilung

Illness and Medical Bills Cause Half of All Bankruptcies
http://www.hms.harvard.edu/news/releases/2_2Himmelstein.html

viel Spaß beim Lesen

Herzlichst
Libero

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.08.2007 12:49
#3 RE: Marginalie: In den USA wächst die Armut. Oder etwa nicht? Antworten
Lieber Libero,

vielen Dank für die vielen Links! (Einige wären auch gut für "Wissenswertes" geeignet ).

Ich habe vor einigen Jahren, als im Schrippe-Forum eine einschlägige Diskussion lief, ziemlich viel in dem Material des Census Bureau herumgelesen und daraus viel gelernt.

Viel von dem, was hier über die Entwicklung in den USA verbreitet wird, stimmt schlicht nicht. Zum Beispiel das Märchen von der wachsenden Armut.

Am meisten hat mich damals überrascht, wie wenige von derjenigen, die in einem Erhebungsjahr im untersten Quintil sind, dort verbleiben. Ich habe natürlich die Einzelheiten nicht mehr im Kopf - aber es war eine Minderheit, die längere Zeit dort verbleibt. Ein erheblicher Teil steigt sogar in die obere Mitte der Einkommen auf. (Man kann das anhand der Statistiken der Finanzämter ermitteln).

Die Erklärung ist, daß viele deshalb "arm" sind, weil sie Studenten sind oder am Beginn ihrer Karriere stehen. Jeder Student, der von einem bescheidenen Stipendium lebt, ist "arm". Jeder Lehrling mit geringer Lehrvergütung ist es.

Man denkt bei "Armen" immer noch an eine Art Zille-Gestalten. Die gibt es sicherlich. Aber viele von denen, die ein niedriges Einkommen haben, gehören keineswegs in eine Schicht oder gar "Klasse", der das Armsein sozusagen aufgeprägt ist.

Das galt, wie gesagt, für die USA vor ein paar Jahren, als ich mir diese Daten angesehen habe. Wie es heute dort ist, wie es in Deutschland ist, weiß ich nicht.

Herzlich, Zettel
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.08.2007 01:43
#4 Aktuelle Ergänzung Antworten

Und wie sind die Überschriften nun ausgefallen? Zum Beispiel so:

"Jeder achte US-Bürger lebt in Armut - Zahl der Amerikaner ohne Krankenversicherung steigt" (AOL-Nachrichten)

"Rekord an US-Bürgern ohne Krankenversicherung" (Die Presse, Wien)

"Jeder achte US-Bürger lebt in Armut" (Yahoo-Nachrichten)

Insgesamt ist die Meldung erstaunlich wenig gebracht worden, vor allem in der gedruckten Presse.

Und nun die Überraschung:
"Armut in den USA geht deutlich zurück" (Spiegel-Online)

Ausgerechnet "Spiegel-Online" bringt eine positive Überschrift?

Nun ja, es ist das Wirtschaftsressort. Und dem steht kein ehemaliger TAZ-Journalist vor, sondern Mathias Streiz, der diesen Werdegang hat:
Jahrgang 1973. Studierte Geschichte und Amerikanistik in Hamburg und Kansas, USA. Magister-Examen 1999. Schrieb unter anderem für "Financial Times Deutschland", "Berliner Morgenpost", "Hörzu" und den Springer Auslandsdienst. 2000/01 Volontariat beim "Stader Tageblatt". Seit Oktober 2001 Redakteur bei SPIEGEL ONLINE, seit Oktober 2004 Ressortleiter Wirtschaft.

Schön jedenfalls, daß Marc Pitze vom Auslandsressort die Meldung nicht kommentiert hat.

Eltov Offline




Beiträge: 152

30.08.2007 06:43
#5 Ganz kleine Anmerkung Antworten

Das ist überhaupt nichts neues. Die Löhne sind in den USA seit den 70ern praktisch eingefrohren, während die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden linear wächst. In Europa haben wir eine gegenteilige Tendenz. Mal gucken ob ich die Grafiken dazu noch finde, muss jetzt erstmal in die Fabrik :/.

Libero Offline



Beiträge: 393

30.08.2007 07:11
#6 RE: Aktuelle Ergänzung Antworten

Lieber Herr Zettel

Etwas sehr Grundsätzliches

Ihre Überzeugung von den Vereinigten Staaten scheint ja nicht sehr ausgeprägt zu sein, wenn sie so bedingungslos verteidigt werden muß. Wolfgang Sofsky schrieb in der Welt vom 15.02.2006 einen Artikel über die islamische Gläubigkeit, der sehr gut den Unterschied zwischen dem wahrhaft Überzeugten und den Bigotten, eigentlich Unsicheren beschreibt. Den Titel lasse ich weg, er wird dem nicht gerecht, worauf ich hinaus will.

Der wahrhaft Überzeugte ruht in seinen Überzeugungen und reagiert auf Kritik gelassen, er weiß das nichts Menschliches vollkommen ist und Fehlentwicklungen in ihrer Bedeutung oft zu spät erkannt werden. Auch von ihm, er ist ja nicht vollkommen. Das ist nur Gott oder sieht sich hier einer Gott überlegen?

Die Kritik an Aspekte der Wirklichkeit seiner Überzeugungen ändert nichts an seiner Grundüberzeugung, den richtige Ausgangspunkt und Weg gewählt zu haben. Die Argumente von Kritikern überprüft er, nichts ist so effektiv wie das Auge von Fanatikern. Sieht wie ein Schütz, trifft wie ein Kind. So tragen die fanatischen Kritiker zur Vervollkommnung der eigenen Wirklichkeit bei, da sie das ergänzen, was man selbst vielleicht übersieht. Das doch vorzüglich.

Der wahrhaftig von seinen Überzeugungen Überzeugte beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung seiner Wirklichkeit, nicht ständig mit der Widerlegung der Kritikern. Das könnte leicht an Unsicherheit, als Schwäche ausgelegt werden, das eigene Zweifel betäuben soll, und unsicher ist der wahrhaft Überzeugte mit Sicherheit nicht. Er weiß, das er manches in späteren Jahren anders werten wird.

Es gibt interessante Aspekte des amerikanischen Lebens, die wenn möglich, übernommen werden sollten. Es gibt weniger interessante Aspekte des amerikanischen Lebens, die nicht unbedingt übernommen werden sollten. Ein unabhängiger Mensch überprüft, wie er einen Aspekt einordnet und handelt dann mit Übernahme oder Abwehr. Ein unabhängiger Mensch geht vor allem davon aus, das das Beste nicht zwangsläufig aus den USA kommt.

Was die Krankenversicherung angeht. Mein Onkel war selbständiger Bauunternehmer in Kalifornien MIT Krankenversicherung. Ein schwerwiegender Arbeitsunfall hat ihn ruiniert. Jetzt lebt er von der Gnade seiner vier Kinder.

Es gibt eben Aspekte im amerikanischen Leben, die sind vielleicht nicht zu schön. Das wäre ja möglich, nicht wahr? Auch wenn es äußerst unwahrscheinlich ist.

Marx und seine Kommunisten waren der irritierenden Meinung, daß alles an seinem Denken und der durch dieses Denken entstandenen Wirklichkeit a priori vorzüglich und fehlerfrei sein muss. Diese inbrünstige Überzeugung fand ich schon als Abiturient so absurd, grotesk und lächerlich, das ich meine marxistisch bewegten Mitschüler einfach nicht ernst nehmen kommte. Mich befremden Menschen, die in Reaktion auf Kritiker ihre Überzeugung und ihr Handeln nur in Schönwetterstimmung wahrnehmen und wiedergeben können. Nichts an ihrem Denken ist vielleicht vorläufig, oder gar fehlerhaft. Nein sie sind vollkommen und denken vollkommen. Auf diesen Gedanken käme ich erst gar nicht.

Ich gehe prinzipiell davon aus, daß bedenkenswerte und übernehmenswerte Aspekte der Wirklichkeit auch aus Ländern kommen können, deren gegenwärtige Entwicklung ich ablehne. Wie zum Beispiel aus dem Venezuela des Hugo Chavez. Weil es nicht das Venezuela des Hugo Chavez ist, jedenfalls nicht nur. Weil sie vor Chavez und nicht durch Chavez entstanden sind und weil es sie immer noch gibt. Sistema ist ein Konzept, das sehr wohl und nicht nur auf die USA übertragen werden kann, um Heranwachsende von dem Weg der Kriminalität, der Drogen und der mentalen Armut abzubringen. Es macht sie teamfähig und fähig zur Wahlverwandschaft. Das ist nützlich, wünschenswert und deshalb interessiert es mich. Es muß Sie überhaupt nicht interessieren und ich nehme es ihnen auch nicht übel. Es gibt Menschen, die sehen sich selbst als Wahlverwandte. Die interessiert das und die setzen es um. Andere sehen sich nicht so und müssen es auch nicht. Schon gar nicht gezwungenermaßen.

Mich interessieren Aspekte des amerikanischen Lebens, die in Deutschland übernommen werden sollten bzw bereits werden. Zum Beispiel im Alltag von Universitäten und Forschungsinstituten. Das ist wesentlich interessanter, sich mit solchen Aspekten jenseits von Angebot und Nachfrage zu beschäftigen, weil es Deutschland nützt. Ich bin mir sicher, daß sie einige Aspekte des amerikanischen Lebens, die bereits in Deutschland übernommen wurden, gar nicht kennen. Sie finden sie zum Beispiel, aber nicht nur in dem Programm USable der Körber Stiftung. Teilweise stammen sie ursprünglich aus Israel und wurden für die Frühförderung von Migrantenkinder ohne Hebräisch Kenntnisse entwickelt. Funktioniert auch mit türkischen oder arabischen Familien, deren Mütter kaum Deutsch sprechen. Zwei Schwägerinnen meiner Wahltochter haben davon profitiert. In Israel, wo sie leben.

Ich hatte als Kind und Heranwachsender Wahlverwandte und bin es jetzt selbst für Kinder und Kindeskinder der folgenden Generationen. Das ändert den Blickwinkel.

Das ist alles.

Herzlichst
Libero

Libero Offline



Beiträge: 393

30.08.2007 08:05
#7 RE: Aktuelle Ergänzung Antworten

Lieber Herr Zettel

ich postete den link der Pressemitteilung

Household Income Rises, Poverty Rate Declines, Number of Uninsured Up - http://www.census.gov/Press-Release/www/...lth/010583.html

Nicht ohne Grund. Er enthält einen Absatz, von dem ich wissen wollte, ob er Ihnen auffällt

In Antwort auf:
Also released today were income, poverty and earnings data from the 2006 American Community Survey (ACS) for states and metropolitan areas, counties, cities and American Indian/Alaska Native areas of 65,000 population or more and all congressional districts. (This year marks the first time that the population in group quarters — such as prisons, college dorms, military barracks and nursing homes — is included, so the 2006 estimates are not fully comparable to the 2005 estimates.)


Es gibt also einen zweiten Report! Den American Community Survey finden Sie hier

American Community Survey Main Page
http://www.census.gov/acs/www/index.html

Die datasets sind hier

United States - Data Sets - American FactFinder
http://factfinder.census.gov/servlet/Dat...d=&_lang=en&_ts=

Geographic Comparison Tables
wählen Sie Nation and County by State

Thematic Maps
entweder Nation and geographic area United States oder gleich die states

Die Karte, die sich aufbaut, kann bis auf die Schulbezirke gezoomt werden!

Dann finden Sie nicht mehr Mittelwerte für die USA, sondern teilweise erheblich Unterschiede. Das Einkommen der Eltern eines Schulbezirkes ist, wie sie wissen, für die Schulen nicht ganz ohne Bedeutung. Leider sind die Daten ohne Veränderungen gegenüber den Vorjahren.

Wie immer eine ausgezeichnete Arbeit des Census Bureau.

Herzlichst
libero

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

30.08.2007 12:40
#8 RE: Etwas sehr Grundsätzliches Antworten
In Antwort auf:
Marx und seine Kommunisten waren der irritierenden Meinung, daß alles an seinem Denken und der durch dieses Denken entstandenen Wirklichkeit a priori vorzüglich und fehlerfrei sein muss. Diese inbrünstige Überzeugung fand ich schon als Abiturient so absurd, grotesk und lächerlich, das ich meine marxistisch bewegten Mitschüler einfach nicht ernst nehmen kommte. Mich befremden Menschen, die in Reaktion auf Kritiker ihre Überzeugung und ihr Handeln nur in Schönwetterstimmung wahrnehmen und wiedergeben können. Nichts an ihrem Denken ist vielleicht vorläufig, oder gar fehlerhaft. Nein sie sind vollkommen und denken vollkommen. Auf diesen Gedanken käme ich erst gar nicht.


Sehr geehrter "Libero",

ich möchte mich sehr herzlich für diesen ganzen Beitrag bedanken, ganz unabhängig vom aktuellen Thema. Ich wäre wohl nicht in der Lage, es so klar zu formulieren. Es entspricht auch vollständig meiner Lebenserfahrung und ich vermisse sehr die Möglichkeit, offen über einzelne Aspekte der verschiedenen "Weltanschauungen" zu reden. Man wird leider immer sehr schnell in eine entsprechende Schublade gesteckt. Verstehen kann ich es nicht ganz, aber vermutlich wird es schon so sein, daß es durch Unsicherheit verursacht wird, welcher Art auch immer. Da habe ich es sicher leichter - als Programmierer lebe ich davon, daß ein "Ding" am Ende funktioniert. Da darf man schon eher etwas daherplappern, noch dazu auf einem fremden Gebiet ;-)

Schönen Gruß, Ungelt
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.08.2007 14:56
#9 Parteinahme versus Objektivität Antworten

Lieber Libero,

Sie sprechen da wirklich etwas sehr "Grundsätzliches" an. Vielleicht gehe ich auf das Thema einmal in "Zettels Raum" ein. Vorerst nur zwei Anmerkungen:

  • Es geht um eine Balance zwischen der Fähigkeit, alle Seiten einer Sache zu sehen, und der Notwendigkeit, Partei zu ergreifen, sich festzulegen.

    Das eine Extrem ist derjenige, der als "Hamlet" bezeichnet wird (was dem Hamlet Unrecht tut): Einer, der vor lauter Kognition nicht zum Handeln kommt. Der immer weiß, daß man alles auch ganz anders sehen kann. Der darum auch nie Verantwortung übernimmt; er könnte sich ja für etwas Falsches engagieren.

    Auf der anderen Seite steht der "Macher", der erst handelt und dann denkt (wenn überhaupt). Der Zelot, der irgendwann mal eine Weltsicht gewonnen hat und nun alles über deren Leisten schlägt. - Dazwischen muß man halt eine eigene Position finden.

  • Wenn man schreibt - auch wenn es nur in einem Blog ist - , dann ist das etwas anderes, als wenn man daherredet oder als wenn man berichtet, mit dem Ziel der Objektivität. Man versucht, einen Duktus zu finden, eine bestimmte Form.

    Die Glosse ist solch eine Form, die Polemik. Mit den Beiträgen in "Zettels Raum" - die das teils sind, aber meist nicht - verfolge ich hauptsächlich das Ziel, Fakten und Gesichtspunkte hervorzuheben, die in den Mainstream-Medien vernachlässigt werden. Das verlangt eine gewisse Einseitigkeit, eine Pointierung.

  • Anders gesagt: Was ich schreibe, würde in der gedruckten US-Presse in die Sparte "Op Ed" gehören. Alle Seiten einer Sache zu sehen, das Für und Wider sorgsam abzuwägen - das ist Sache der Berichterstattung, nicht des Kommentars.

    Herzlich, Zettel

    Libero Offline



    Beiträge: 393

    30.08.2007 16:35
    #10 RE: Parteinahme versus Objektivität Antworten

    Mein lieber Herr Zettel

    Bei allem Respekt. Was irgendwelcher Mainstream denkt, interessiert mich eigentlich nicht. Das sind second hand Denker. Es gibt auch einen liberalen mainstream der second hand Denker. Menschen, die sich ihr Denken erarbeitet haben, sind selten.

    Mir geht es wie LePenseur, der Ihnen vielleicht im blog Antibürokratieteam mit seinen gelegentlichen Kommentaren aufgefallen ist. In den letzten 30 Jahren versuchte man mich so ziemlich in jede Schublade zu stecken, die es gibt. Interessiert mich das? Nicht sonderlich. Ich bin ich und heißt zuallererst: ich bin konservativ. Das heißt nicht, daß sich das eigene Denken nicht entwickelt und verändert. Das heißt nur, das man nicht einem religiösen oder politischen Messias folgt, sondern sich sein oder ihr Denken ansieht und prüft. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie in einer Diskussion vor 25 Jahren einer meiner Wahlväter ganz verzweifelt mich anflehte "Aber glauben Sie mir doch, die Herren wissen, was sie tun" Ich glaube nicht, ich prüfe. Auch wenn es hunderte von Gläubigen gibt, die mir versichern, das ein Prüfen nicht mehr notwendig ist.

    Damit macht man sich nicht unbedingt beliebt. Es ist nicht meine Aufgabe auf dieser Welt, beliebt zu sein. Das riecht mir zu sehr nach beliebig und gefällig. Das bin ich nicht. Ganz gewiß nicht

    Ich bin dabei, das heißt seit einigen Jahren, das liberale Denken für mich zu entdecken und mein Denken mit ihm zu bereichern und zu erweitern. Ich mache es mir damit nicht einfach und ich mache es auch Liberalen und ihren Denkern nicht einfach.

    In Antwort auf:
    Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
    Der täglich sie erobern muss

    So ist es, deshalb habe ich für die Hayeks und die Mises dieser Welt auch nicht sonderlich viel übrig.
    In Antwort auf:
    Was du ererbt von deinen Vätern hast
    erwirb es, um es zu besitzen.

    Der junge Feuervogel, ungesättigt gleich der Flamme wußte genau, was er schrieb.

    Das Erwerben ist nicht immer einfach. Es ist ein Ringen, nicht ohne Schmerzen, weil manches Denken, das lange den Weg begleitete, einen verlässt. Ich werde also bestimmt nie ein mainstream Liberale, der seine Mantras herunterbete. Ich werde nicht mit fliegenden Fahnen nun alles für großartig halte, was ein Liberale von sich gibt. Das gilt auch für die USA und die Amerikaner.

    Mancher Pro-Amerikaner erinnern mich an spiegelbildliche Anti-Deutsche und die Anti-Amerikaner. Sie suchten Engel, fanden Menschen und erklärten sie zu Teufeln. Teufel sind die Amerikaner ganz gewiss nicht, aber eben auch keine Engel, sondern fehlbare Menschen, von denen einige erfreulich pragmatisch denken. Man nimmt eine Entwicklung wahr, sucht nach Lösungen, adaptiert sie und prüft, ob sich die Erwartungen erfüllen. Dann überlegt man, warum sie sich erfüllten oder eben nicht erfüllten. So ein Denken und Handeln mag ich. Solche Menschen liegen mir.

    Herzlichst
    Libero



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