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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Werwohlf Offline




Beiträge: 997

07.07.2015 23:54
#226 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #225
Aber vielleicht war ja schon diese Chance ein Trugbild.
Die war es, jetzt natürlich mit Hilfe von Captain Hindsight betrachtet, in der Tat, und zwar vor allem aus einem Grund: Eben dem Anspruch, alles ganz anders machen zu wollen als die "Altparteien", und diesen Anspruch mit vollkommener programmatischer Offenheit zu begleiten. Ähnlich wie die Piraten. Das zieht dann erst recht massiv jene Gestalten an, die man als vernünftiger Parteigründer eigentlich nicht sehen will: die Spinner und die Radikalinskis. Beide können sich mit diesem Anspruch vollkommen identifizieren und helfen nur allzu gerne dabei, Vorstände zu besetzen und die Programmatik zu gestalten. Und wenn dann die Abgeordneten-Pöstchen dazu kommen, treten schließlich die Möchtegern-Machiavellis auf den Plan.

Die Kampfeinheit Lucke hatte sich von der Basiseinheit des AfD-Schiffs längst gelöst, in der die Spinner und Radikalinskis unter hilfreicher Anleitung der Mini-Machiavellis nach und nach erst die Cafeteria und dann die Quartiere übernahmen. Und als sie wieder angedockt hatte, erkannte Commander Lucke die eigene Mannschaft nicht mehr wieder. Wie gesagt: Im Nachhinein fast zwangsläufig.

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

08.07.2015 00:11
#227 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Werwohlf im Beitrag #226
Zitat von Fluminist im Beitrag #225
Aber vielleicht war ja schon diese Chance ein Trugbild.
Die war es, jetzt natürlich mit Hilfe von Captain Hindsight betrachtet, in der Tat, und zwar vor allem aus einem Grund: Eben dem Anspruch, alles ganz anders machen zu wollen als die "Altparteien", und diesen Anspruch mit vollkommener programmatischer Offenheit zu begleiten. Ähnlich wie die Piraten. Das zieht dann erst recht massiv jene Gestalten an, die man als vernünftiger Parteigründer eigentlich nicht sehen will: die Spinner und die Radikalinskis. Beide können sich mit diesem Anspruch vollkommen identifizieren und helfen nur allzu gerne dabei, Vorstände zu besetzen und die Programmatik zu gestalten. Und wenn dann die Abgeordneten-Pöstchen dazu kommen, treten schließlich die Möchtegern-Machiavellis auf den Plan.

Die Kampfeinheit Lucke hatte sich von der Basiseinheit des AfD-Schiffs längst gelöst, in der die Spinner und Radikalinskis unter hilfreicher Anleitung der Mini-Machiavellis nach und nach erst die Cafeteria und dann die Quartiere übernahmen. Und als sie wieder angedockt hatte, erkannte Commander Lucke die eigene Mannschaft nicht mehr wieder. Wie gesagt: Im Nachhinein fast zwangsläufig.

In diesem Licht betrachtet, frage ich mich, was sich Lucke noch davon versprechen will, eine weitere Partei zu gründen. Der Gedanke ist vielleicht, zwischen CDU und dem nun rechts abgelagerten Schlackehaufen eine gereinigte "Alternative" entstehen zu lassen, aber das ist wohl bloße Idealistenträumerei. Praktisch gesehen hing der anfängliche Erfolg der AfD ja daran, neben dem Protestpotential gegen EU und "Altparteien" auch - schon durch die Deutschtümelei des Namens - nationalkonservative Sympathien abzugreifen, insbesondere aus der Grauzone derer, die vor der NPD noch zurückschreckten, in der neuen unbefleckten Partei aber eine Heimat finden konnten. Was sie ja jetzt auch getan haben.
Aber nun eine Partei der intellektuellen, programmatisch offenen, hauptsächlich an EU-Kritik und ausgewogener Betrachtung der Einwanderungsfrage interessierten Konservativen? Kann man deren Wählerpotential in Prozenten ausdrücken oder muß man da schon in die Promille gehen?

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.558

08.07.2015 00:13
#228 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Werwohlf im Beitrag #226
Und als sie wieder angedockt hatte, erkannte Commander Lucke die eigene Mannschaft nicht mehr wieder.


Der Vergleich hinkt jetzt aber. In der Sternenflotte hat der Captain (der zu dem Zweck immer sämtliche Offiziere mit sich nimmt) in diesen Fällen immer das Kommando zurückgewonnen.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

08.07.2015 00:33
#229 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #228
Zitat von Werwohlf im Beitrag #226
Und als sie wieder angedockt hatte, erkannte Commander Lucke die eigene Mannschaft nicht mehr wieder.


Der Vergleich hinkt jetzt aber. In der Sternenflotte hat der Captain (der zu dem Zweck immer sämtliche Offiziere mit sich nimmt) in diesen Fällen immer das Kommando zurückgewonnen.

Danke für den Hinweis! Da wird mir nun einiges klarer. Lucke läßt die Ufologen-Meute(rei) in der fliegenden Untertasse zurück und macht sich mit dem abgetrennten warp drive dorthin auf, where no man has gone before

Und Frau Merkel hat auf diese Weise eine nette Unterhaltung, während sie darauf wartet, daß morgen (oder übermorgen) die verhandelnden Griechen mit mehr ankommen als bloß Chuzpe und nichts als dem Schwarzen Peter in der Hand.

Eine klar auf Schäfflerlinie fahrende FDP wäre eine überzeugendere und wirkungsvollere Opposition gewesen, aber das ist nun auch reines Wunschdenken meinerseits. Die Wirklichkeit ist und bleibt leider alternativlos.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 1.994

08.07.2015 10:23
#230 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #219
Politiker sind ... Dümmer vielleicht. Aber nicht schlechter.

Das glaube ich nicht. Politiker sind nicht dümmer im Schnitt. Die Motivation aus der heraus sie Probleme angehen, das gewünschte Ziel weswegen sie Probleme angehen, unterschiedet sich schlicht in den meisten Fällem von Motivation und Zielwunsch des Wählers. Daher erscheint der einen "Kaste" die andere als dumm. Sie leben in Welten mit anderen Prioritäten.

Zitat von Fluminist im Beitrag #225
Es bleibt nur das Gefühl der verpaßten Chance, das Ulrich Elkmann gerade beschrieben hat. Aber vielleicht war ja schon diese Chance ein Trugbild.
Ja, dieses Gefühl der verpassten Chance bleibt. Bei mir persönlich zumindest, weil ich diese meine Hoffnung nun als gestorben ansehe.

Ich glaube dabei nicht, dass es sich um ein Trugbild handelte. Alleine schon deswegen weil ja ein Machtkampf notwendig war, um eine Entscheidung herbeizuführen. Die Kräfte, die in Teilen das vertraten, was ich gerne vertreten sehen würde, waren in der Partei durchaus vorhanden.

Natürlich hatte R.A. oder auch Erling Plaethe wohl immer Recht damit, die Perspektiven der AFD sehr kritisch zu sehen und auf die falschen Entwicklungen in ihr hinzuweisen. Und dass sie Recht behalten würden, erschien mir selbst als sehr wahrscheinlich. Aber ich sah auch die Chance auf einen positiven Ausgang (eine echte bürgerliche Oppositon, gegen Zeitgeistwahnsinn im Parlament) und diese Option war "for free", wenn auch "weit aus dem Geld" (um im Finazjargon zu sprechen).

Denn was gab es zu verlieren? Nichts außer der Hoffnung (welche man anders direkt begraben hätte), wie sich jetzt zeigt. Die AfD wird in der Bedeutungslosigkeit verschwinden oder vielleicht werden sich die (in meinen Augen) radikalsten Spinner jetzt eben nicht mehr auf eine Partei (PDS) sondern auf zwei aufteilen. Jacke wie Hose.

Herzlich


nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Paul Offline




Beiträge: 1.285

08.07.2015 14:46
#231 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Ich möchte die Diskussion mit einer heiteren Bemerkung auflockern, wenn das mal gestattet ist.
Wenn nicht, dann weg machen.

Lieber n_s_a,
Sie schreiben:

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #230

Das glaube ich nicht. Politiker sind nicht dümmer im Schnitt.


Ich lese:
Politiker sind nicht dümmer im Schritt.

Das stimmt!!

LG, Paul

___________________________
JE SUIS JUIF

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

08.07.2015 18:53
#232 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #230
Das glaube ich nicht. Politiker sind nicht dümmer im Schnitt.

Ist zwar jetzt ein ganz anderes Thema, aber das kommt (natürlich) auf den Vergleich der Schnittmenge an. Was den Bevölkerungsschnitt angeht ist die Aussage vermutlich in der Tat nicht richtig. Was allerdings den Schnitt von Intelligenzia und Führungspersonal angeht so halte ich Politiker für deutlich (!) dümmer als den Schnitt und man betrachtet ja die Menschen schon etwas innerhalb einer bestimmten "peer-group".

Zitat
Die Motivation aus der heraus sie Probleme angehen, das gewünschte Ziel weswegen sie Probleme angehen, unterschiedet sich schlicht in den meisten Fällem von Motivation und Zielwunsch des Wählers. Daher erscheint der einen "Kaste" die andere als dumm. Sie leben in Welten mit anderen Prioritäten.


Das bestreite ich gar nicht, es soll auch jeder seine Prioritäten haben, das ist jedermanns gutes Recht. Ich wundere mich nur (oder vielleicht gerade auch nicht mehr) wie unglaublich unwissend manche "Fachpolitiker" in ihrem jeweiligen Bereich sind und was für einen entsetzlichen Mangel an Allgemeinwissen viele aufweisen. Ich führe das tendentiell darauf zurück, dass Menschen, die mehr auf dem Kasten haben, sich in größerem Maße für andere Dinge interessieren als Politik. Was ich angesichts dessen, wie dort gearbeitet und bezahlt wird, nachvollziehen kann. Zumindest die deutsche Politik ist für echte Leistungsträger in der Tendenz unattraktiv.

Nola Offline



Beiträge: 1.719

08.07.2015 19:07
#233 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat
Zitat
Danke für den Hinweis! Da wird mir nun einiges klarer. Lucke läßt die Ufologen-Meute(rei) in der fliegenden Untertasse zurück und macht sich mit dem abgetrennten warp drive dorthin auf, where no man has gone before



Nö, er verläßt das sinkende Schiff:

Zitat

http://www.morgenpost.de/politik/inland/...er-AfD-aus.html

Ex-AfD-Chef Bernd Lucke tritt nach dem verlorenen Machtkampf um den Vorsitz aus der Partei aus. Er wolle nicht als bürgerliches Aushängeschild für Vorstellungen missbraucht werden, die er ablehne. Das teilte der Mitbegründer der Alternativen für Deutschland (AfD) am Mittwoch mit.

"Dazu zählen insbesondere islamfeindliche und ausländerfeindliche Ansichten", hieß es in der Mitteilung. Er habe zu spät erkannt, dass immer mehr Mitglieder in die Partei drängten, "die die AfD zu einer Protest- und Wutbürgerpartei umgestalten wollen". Kommenden Freitag werde er aus der AfD austreten.

♥lich Nola

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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken.
Zettel im August 2008

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

08.07.2015 20:24
#234 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Nola im Beitrag #233

Zitat
Zitat
Danke für den Hinweis! Da wird mir nun einiges klarer. Lucke läßt die Ufologen-Meute(rei) in der fliegenden Untertasse zurück und macht sich mit dem abgetrennten warp drive dorthin auf, where no man has gone before


Nö, er verläßt das sinkende Schiff:

Zitat

http://www.morgenpost.de/politik/inland/...er-AfD-aus.html

Ex-AfD-Chef Bernd Lucke tritt nach dem verlorenen Machtkampf um den Vorsitz aus der Partei aus. Er wolle nicht als bürgerliches Aushängeschild für Vorstellungen missbraucht werden, die er ablehne. Das teilte der Mitbegründer der Alternativen für Deutschland (AfD) am Mittwoch mit.

"Dazu zählen insbesondere islamfeindliche und ausländerfeindliche Ansichten", hieß es in der Mitteilung. Er habe zu spät erkannt, dass immer mehr Mitglieder in die Partei drängten, "die die AfD zu einer Protest- und Wutbürgerpartei umgestalten wollen". Kommenden Freitag werde er aus der AfD austreten.



… und damit wird er ja nicht der einzige sein. Die Frage ist jetzt nur, ob er sich den ganzen Aufwand einer Parteineugründung noch einmal antun will oder ob er jetzt schon einsieht, daß er mit seinen politischen Vorstellungen und Ambitionen gescheitert ist.

Nola Offline



Beiträge: 1.719

08.07.2015 20:32
#235 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

"Lucke tritt aus der AFD aus"

Für mich hinterlässt die Causa AFD und damit auch das Verhalten unserer demokratischen Volksvertreter einen bitteren Nachgeschmack.
Eine Partei, die, als sie noch gar keine war und noch kein Programm vorgelegt hatte, aber schon als rechtsextrem tituliert wurde, ein Professor, dem viele der plattgesessenen Politiker nicht das Wasser reichen konnten, die aber seinen Professorentitel wie ein Schimpfwort gebrauchten. Inklusiv unsere Zeitungs-Medien, die gar nicht genug von Rechtsextremismus herbeischwafeln konnten und sich unisono mit dem ÖR-TV im Niedermachen einer jungen Partei ans Werk machten. Ich erinnere mich auch an die massiven Bedrohungen durch "linksextreme Antifaschisten"? oder die, die es zumindest so aussehen ließen.

Ich erinnere mich an die vielen unsäglichen verbalen Übergriffe in den "Gesprächsrunden" der Jauch(e) und Konsorten.
Wieviel Mut, wieviel Nehmerqualitäten aufgebracht werden mußten um nicht mit einer etwaigen Entgleisung neues Kanonenfutter zu bieten. Diese ganze Farce im Umgang mit der AFD hat mich im Glauben an unsere demokratischen Werte erschüttert. Ein Massenphänomen der Verunglimpfung und üblen Nachrede ist, nicht zuletzt mit Unterstützung von Regierungspolitikern zuerst an der Person Lucke und dann an der angestrebten Parteienbildung in Gang gesetzt worden, das ich für beispiellos halte.

Das diese Partei dann irgendwann eine "Unterwanderung" von unliebsamen Zeitgenossen erfahren hat, verwundert mich überhaupt nicht, ganz gleich welcher seiner "Überzeugung" dienende Finger im Spiel war.

Ein Exempel mit nachhaltiger Wirkung, denn so schnell wird sich keine ernstzunehmende Parteiengründung wieder ergeben, entweder man gibt den Piraten der "unter ferner liefen" vor dem Herrn (äh der Dame) vernachlässigbar ist oder man taucht gemeinsam mit der FDP wieder auf, ebenfalls um die Prozenthürde kämpfend. Es wird wohl nie wieder eine ernstzunehmende Volkspartei vor den Augen der etablierten Politik Gnade finden.

Nun das ist alles Schnee von gestern und demokratische Verhaltensweise wohl auch.

♥lich Nola

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Zettel im August 2008

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.260

08.07.2015 21:03
#236 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Es ist wohl kaum zu klären, wieviel Anteil die Presse an der Unterwanderung der AfD hatte. Wäre es anders gekommen, wenn nicht ALLE Zeitungen von Anfang an geschrieben hätten, die AfD sei ja rechtsradikal? Schwer zu sagen, aber zumindest war es aus Sicht der rechten Netzwerke kein Nachteil, das die AfD in diese Ecke geschoben wurde. Das hat es wohl erleichtert, Mitstreiter zu finden, die in die AfD eintreten.

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Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

08.07.2015 21:47
#237 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #236
Es ist wohl kaum zu klären, wieviel Anteil die Presse an der Unterwanderung der AfD hatte. Wäre es anders gekommen, wenn nicht ALLE Zeitungen von Anfang an geschrieben hätten, die AfD sei ja rechtsradikal? Schwer zu sagen, aber zumindest war es aus Sicht der rechten Netzwerke kein Nachteil, das die AfD in diese Ecke geschoben wurde. Das hat es wohl erleichtert, Mitstreiter zu finden, die in die AfD eintreten.
Ja, der Verdacht liegt nahe, ich glaube aber nicht, dass dieser Effekt so groß war. Die ganz Rechten versuchen immer, jede Chance zu nutzen, an nicht-linke Parteien anzudocken, um dann als Wolf im Schafspelz aufzutreten. Meine Vermutung ist, dass die Pressekampagne eher in der anderen Richtung wirkte, nämlich indem sie gemäßigte Interessierte davon abhielt, sich sichtbar in der AfD zu engagieren oder gar erst in sie einzutreten.

Übrigens handeln die Medien jetzt ja nach dem Motto: "Was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern!", denn die Existenz der Gemäßigten oder Wirtschaftsliberalen oder Konservativen oder sonstwie benannten Unterstützer Luckes wurde vorher ja immer geleugnet, weil die Partei eh nur aus verkappten Nazis bestünde.

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verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.260

08.07.2015 22:20
#238 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Etwas anderes schockiert mich auch: wie wenige Mitglieder der AfD austreten. Am Ende werden es zwischen 2000 und 4000 sein, die austreten. Das bedeutet, etwa 80% der 21.000 Miglieder tragen den Rechtsruck mit. Das ist ein Tiefschlag für mich.
Gründe? Nun ja, viele werden den Parteitag nicht verfolgt haben und werden schon aus Selbstschutz den Vernebelungsparolen der Petry glauben. Aber trotzdem muss ich zu dem Schluss kommen, dass ein Drittel bis die Hälfte der Mitglieder kein Problem mit rechten Parolen haben oder mit Verschwörungstheorien, USA-Bashing, Hassparolen und ähnlichem.

Für mich gibt es wohl keine Partei in Deutschland. Übrigens: alle Ex-AfDler sind eingeladen, mich mal in NRW zu besuchen. Es gibt für mich kaum ein besseres Kriterium den politischen Standort und den Charakter zu beurteilen, als daß ihr wie ich den Versuch unternommen habt, etwas zu ändern, aber nicht bereit wart, euch dem Pöbel zu beugen. Mein Haus steht euch jederzeit offen.

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Werwohlf Offline




Beiträge: 997

08.07.2015 22:32
#239 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #238
Etwas anderes schockiert mich auch: wie wenige Mitglieder der AfD austreten. Am Ende werden es zwischen 2000 und 4000 sein, die austreten. Das bedeutet, etwa 80% der 21.000 Miglieder tragen den Rechtsruck mit. Das ist ein Tiefschlag für mich.
Ich glaube schon, dass es auch sehr entscheidend ist, ob man in Essen dabei war oder nicht. Wie auch in meinem heutigen Beitrag auf dem heimischen Blog (Du bist indirekt angesprochen...) ausgeführt, versucht die Parteiführung ja jetzt, Legenden um den Parteitag zu stricken, und wer sich vor allem auf diese Informationen verlässt (oder z.B. auf die absurden Artikel eines Herrn Lachmann), der kann womöglich gar nicht verstehen, was viele da so schockiert hat. Darüber hinaus sollte niemand die Trägheit der Massen unterschätzen...
Zitat von Frank2000 im Beitrag #238
Übrigens: alle Ex-AfDler sind eingeladen, mich mal in NRW zu besuchen.
Danke, sehr nett. Da ich allerdings ziemlich radikal zwischen Online- und Offline-Existenz zu trennen pflege, werde ich dieses wirklich sympathische Angebot wohl leider nie wahrnehmen können. Abgesehen davon, dass NRW aus meiner Perspektive dicht bei Dänemark liegt

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Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

09.07.2015 00:13
#240 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #238
Etwas anderes schockiert mich auch: wie wenige Mitglieder der AfD austreten. Am Ende werden es zwischen 2000 und 4000 sein, die austreten. Das bedeutet, etwa 80% der 21.000 Miglieder tragen den Rechtsruck mit. Das ist ein Tiefschlag für mich.
Wenn die NPD verboten wird, könnten deren Stimmen nun zur AfD wandern. Bei der letzten Bundestagswahl hatte die NPD 1/3 so viele Wählerstimmen wie die AfD. Wenn nun nur ca. 20%-30% der ehemaligen AfD-Wähler sie nicht mehr wählen, dafür aber im gleichen Maß ehemalige NPD-Wähler hinzukommen werden, dann kratzt man doch an der 5%-Hürde.

Aus meiner Sicht ist das die schlimmste Perspektive.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

09.07.2015 01:32
#241 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #234
Die Frage ist jetzt nur, ob er sich den ganzen Aufwand einer Parteineugründung noch einmal antun will oder ob er jetzt schon einsieht, daß er mit seinen politischen Vorstellungen und Ambitionen gescheitert ist.
Dieser Kommentar aus der FAZ bringt einen interessanten Gedanken ins Spiel: Demnach bestünde die Rolle einer neuen Lucke-Partei gar nicht darin, messbare Erfolge im Sinn eines Überschreitens der 5%-Hürde zu erzielen, sondern als Stachel im Fleisch einer Union zu agieren, der es auf jedes Prozent ankommt. Das könnte auch den bequemen Ausweg zu den "Grünen" gefährden.

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Nola Offline



Beiträge: 1.719

09.07.2015 08:17
#242 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Werwohlf im Beitrag #241
Zitat von Fluminist im Beitrag #234
Die Frage ist jetzt nur, ob er sich den ganzen Aufwand einer Parteineugründung noch einmal antun will oder ob er jetzt schon einsieht, daß er mit seinen politischen Vorstellungen und Ambitionen gescheitert ist.
Dieser Kommentar aus der FAZ bringt einen interessanten Gedanken ins Spiel: Demnach bestünde die Rolle einer neuen Lucke-Partei gar nicht darin, messbare Erfolge im Sinn eines Überschreitens der 5%-Hürde zu erzielen, sondern als Stachel im Fleisch einer Union zu agieren, der es auf jedes Prozent ankommt. Das könnte auch den bequemen Ausweg zu den "Grünen" gefährden.





Auszug aus o. g. Beitrag der FAZ:

Zitat

(...) Doch dürfte der Schwenk auch auf das Konto der AfD gehen: Als einzige Alternative beim Urnengang stellte sie – anders als entnervte Nichtwähler – eine Bedrohung für alle anderen Parteien dar. Nicht weil ihre Beteiligung an einer Regierung in Bund oder Land und damit ein Machtverlust der etablierten Kräfte vorstellbar wäre. Aber weil jede Stimme und jeder Sitz für die Verfechter von wirtschaftlicher Subsidiarität und für die Kämpfer gegen Brüsseler Zentralismus die sechs Traditionsparteien – zu denen man auch Grüne und Linke längst zählen muss – Mandate und Posten kosten kann.


(Hervorhebung von mir.)

Und diese Bedrohung hat dann die etablierten "Volksvertreter" zu einem Gekreische veranlasst, das dem einer betrogenen Ehefrau gleicht. Täglich konnte man ihre hyperventilierenden Äußerungen vor hingehaltenen Mikros hören und das in stündlicher Wiederholung. Mikros, die längst zum Phallus-Symbol der Politik mutierten, die eine Sprechblase nach der anderen einatmen und deren Wahrheitsgehalt oft nicht 5 Minuten übersteht.

♥lich Nola

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Zettel im August 2008

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

09.07.2015 10:02
#243 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Nola im Beitrag #242
Auszug aus o. g. Beitrag der FAZ:

Zitat

(...) Doch dürfte der Schwenk auch auf das Konto der AfD gehen: Als einzige Alternative beim Urnengang stellte sie – anders als entnervte Nichtwähler – eine Bedrohung für alle anderen Parteien dar. Nicht weil ihre Beteiligung an einer Regierung in Bund oder Land und damit ein Machtverlust der etablierten Kräfte vorstellbar wäre. Aber weil jede Stimme und jeder Sitz für die Verfechter von wirtschaftlicher Subsidiarität und für die Kämpfer gegen Brüsseler Zentralismus die sechs Traditionsparteien – zu denen man auch Grüne und Linke längst zählen muss – Mandate und Posten kosten kann.

(Hervorhebung von mir.)

Und diese Bedrohung hat dann die etablierten "Volksvertreter" zu einem Gekreische veranlasst, das dem einer betrogenen Ehefrau gleicht. Täglich konnte man ihre hyperventilierenden Äußerungen vor hingehaltenen Mikros hören und das in stündlicher Wiederholung. Mikros, die längst zum Phallus-Symbol der Politik mutierten, die eine Sprechblase nach der anderen einatmen und deren Wahrheitsgehalt oft nicht 5 Minuten übersteht.


Da treibt es mich doch dazu, wieder einmal den advocatus i zu machen:

Wenn wir einmal annehmen, daß es sich bei dem Gekreische nicht um eine sich selbst erfüllende Prophezeiung handelt (was mir unplausibel scheint, denn Rechtsextreme brauchen keine Einladung aus linkslastigen Medien), dann sieht es doch glatt nach einer weitsichtigen Vorhersage der nun eingetretenen Entwicklung aus.

Der Name "Alternative für Deutschland" hat, je nachdem wie man den Akzent legt, zwei verschiedene Lesarten: einerseits "wir bieten einen Gegenvorschlag zu der politischen Richtung, die parteiübergreifend das Land beherrscht" (das ist die Lucke-Lesart, die viele Gemäßigte und den Korrekturbedarf klar Sehende zur Partei hingezogen hat), andererseits aber eben auch "wir sind im Gegensatz zu den anderen in erster Linie für Deutschland" (eine Nebenlesart, mit der man schon absichtlich die Angel auch ins weiter rechts liegende nationalistische Wasser gehängt hat).
Das Wort "Deutschland" im Namen haben außer der AfD unter den im öffentlichen Bewußtsein stehenden Parteien nur die SPD (aus langer Tradition, seit langem aber nur als "SPD" oder "Sozialdemokraten" bezeichnet) und die NPD. Das Kokettieren mit dem extremeren Nationalismus war also wohl schon beabsichtigt.
Eine so benannte Partei, die dazu noch neu, ungeformt und überdies programmatisch offen ist, bietet der Unterwanderung durch rechten Extremismus eine ziemlich ungeschützte Flanke. Insofern war die jüngste Entwicklung von vornherein abzusehen, vielleicht sogar zwangsläufig.

Ich bin zwar grundsätzlich dagegen, die Sensibilität bzgl. an einzelnen Wörtern hängenden "trigger warnings" zu erhöhen, aber gerade die Politik ist ein Gebiet, in dem Wörter nun einmal viel wirksamer sind als sonstwo.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.07.2015 10:59
#244 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Werwohlf im Beitrag #237
Die ganz Rechten versuchen immer, jede Chance zu nutzen, an nicht-linke Parteien anzudocken, um dann als Wolf im Schafspelz aufzutreten.

Richtig. Und das schon lange bekannt ist, hätte man schon bei Parteigründung Gegenmaßnahmen vorsehen müssen. Aber da ging halt Schnelligkeit vor Sorgfalt.

Zitat
Meine Vermutung ist, dass die Pressekampagne eher in der anderen Richtung wirkte, nämlich indem sie gemäßigte Interessierte davon abhielt, sich sichtbar in der AfD zu engagieren oder gar erst in sie einzutreten.


Es wird so einen Effekt gegeben haben. Aber der kann m. E. nicht groß gewesen sein - die meisten potentiellen AfD-Wähler bzw. -Mitglieder sind wohl längst so weit, daß sie Kritik in den gängigen Medien eher als Empfehlung verstehen. Wahrscheinlich war es eher so, daß die Gegenkampagne der AfD Publizität verschaffte und unterm Strich nützlich war.

Es war ja wohl auch lange Zeit so, daß die Nicht-Radikalen die Partei dominierten. Deine Einschätzung war ja auch bis vor kurzem die, daß sie immer noch die Mehrheit hätten.
Dann kann es also nicht die Medienlandschaft gewesen sein, die letztlich zur Petry-Machtübernahme führte. Sondern da sind wohl massive taktische Fehler von Lucke und Konsorten gemacht worden.

Mir fehlen die Binnenkenntnisse um genau beurteilen zu können, was diese Fehler waren bzw. wo Lucke hätte anders vorgehen müssen.
Aber mein Eindruck ist schon, daß er sich zu lange zu sehr auf sein Renommée als großer Parteigründer verlassen hat und dabei die Basisarbeit vernachlässigte.
Ich habe gelesen, daß Petry schon seit Monaten durch die Kreisverbände tingelte und ihre Sicht unters Volk brachte. Kommunikation dieser Art ist sehr wirksam und kann nicht durch Emails mit großem Verteiler gekontert werden.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.07.2015 11:08
#245 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #238
Etwas anderes schockiert mich auch: wie wenige Mitglieder der AfD austreten.

Das überrascht mich nicht.
Einerseits sind in diversen Landesverbänden die Auseinandersetzungen schon vor einiger Zeit so eskaliert, daß die Gemäßigten zu einem guten Teil gegangen sind.
Und dann sind halt selbst bei einer Neugründung sehr viele Mitglieder "Karteileichen", die nur begrenzt Aufmerksamkeit für aktuelle Geschehnisse aufbringen. Sehr viele werden erst über die nächsten Monate austreten, das wird man dann von außen gar nicht mehr so mitbekommen.

Werwohlf hat es ja schon gesagt: Woher sollen denn einfache Basis-Mitglieder wissen, was genau abgelaufen ist?
Wer nicht in Essen war, ist auf die Darstellungen der Teilnehmer angewiesen. Denn es wird wohl kein AfD-Mitglied seine Partei verlassen, weil es die deutsche Presse ihm empfiehlt ...

Und die Kommunikation der Austreter ist natürlich eingeschränkt. Die können noch ein Statement loslassen - und dann sind sie weg. Während die "Gegenseite" dann bei den nächsten Sitzungen im persönlichen Gespräch den Mitgliedern darstellen kann, was von diesen Statements zu halten ist.

Zitat
Aber trotzdem muss ich zu dem Schluss kommen, dass ein Drittel bis die Hälfte der Mitglieder kein Problem mit rechten Parolen haben oder mit Verschwörungstheorien, USA-Bashing, Hassparolen und ähnlichem.


Ein Drittel selbstverständlich - sonst hätten die Rechten nicht schon längst ganze Landesverbände dominieren und so hohe Mehrheiten in Essen einfahren können.
Ob es mehr waren, wird sich nie feststellen lassen. Weil man ja nicht weiß, auf welcher Informationsbasis die in Essen nicht präsente Mitgliederschaft sich ihre Meinung bildet, wo sie jeweils die Grenze zieht zwischen noch tolerablen Positionen und inakzeptablen, ob sie abseitige Meinungen nur aushält oder selbst vertritt.

Nola Offline



Beiträge: 1.719

09.07.2015 12:14
#246 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Lieber Fluminist, ich antworte einfach mal in "blau" geht schneller.

Zitat von Fluminist im Beitrag #243
Zitat von Nola im Beitrag #242
Auszug aus o. g. Beitrag der FAZ:

Zitat

(...) Doch dürfte der Schwenk auch auf das Konto der AfD gehen: Als einzige Alternative beim Urnengang stellte sie – anders als entnervte Nichtwähler – eine Bedrohung für alle anderen Parteien dar. Nicht weil ihre Beteiligung an einer Regierung in Bund oder Land und damit ein Machtverlust der etablierten Kräfte vorstellbar wäre. Aber weil jede Stimme und jeder Sitz für die Verfechter von wirtschaftlicher Subsidiarität und für die Kämpfer gegen Brüsseler Zentralismus die sechs Traditionsparteien – zu denen man auch Grüne und Linke längst zählen muss – Mandate und Posten kosten kann.

(Hervorhebung von mir.)

Und diese Bedrohung hat dann die etablierten "Volksvertreter" zu einem Gekreische veranlasst, das dem einer betrogenen Ehefrau gleicht. Täglich konnte man ihre hyperventilierenden Äußerungen vor hingehaltenen Mikros hören und das in stündlicher Wiederholung. Mikros, die längst zum Phallus-Symbol der Politik mutierten, die eine Sprechblase nach der anderen einatmen und deren Wahrheitsgehalt oft nicht 5 Minuten übersteht.

Da treibt es mich doch dazu, wieder einmal den advocatus i zu machen:

Wenn wir einmal annehmen, daß es sich bei dem Gekreische nicht um eine sich selbst erfüllende Prophezeiung handelt (was mir unplausibel scheint, denn Rechtsextreme brauchen keine Einladung aus linkslastigen Medien), dann sieht es doch glatt nach einer weitsichtigen Vorhersage der nun eingetretenen Entwicklung aus.

Aw.Nola
Ja, könnte so gewesen sein, da aber heute nichts unmöglich erscheint, kann die Unterwanderung durchaus auch gesteuert gewesen sein.



Der Name "Alternative für Deutschland" hat, je nachdem wie man den Akzent legt, zwei verschiedene Lesarten: einerseits "wir bieten einen Gegenvorschlag zu der politischen Richtung, die parteiübergreifend das Land beherrscht" (das ist die Lucke-Lesart, die viele Gemäßigte und den Korrekturbedarf klar Sehende zur Partei hingezogen hat), andererseits aber eben auch "wir sind im Gegensatz zu den anderen in erster Linie für Deutschland" (eine Nebenlesart, mit der man schon absichtlich die Angel auch ins weiter rechts liegende nationalistische Wasser gehängt hat).
Das Wort "Deutschland" im Namen haben außer der AfD unter den im öffentlichen Bewußtsein stehenden Parteien nur die SPD (aus langer Tradition, seit langem aber nur als "SPD" oder "Sozialdemokraten" bezeichnet) und die NPD. Das Kokettieren mit dem extremeren Nationalismus war also wohl schon beabsichtigt.
Eine so benannte Partei, die dazu noch neu, ungeformt und überdies programmatisch offen ist, bietet der Unterwanderung durch rechten Extremismus eine ziemlich ungeschützte Flanke. Insofern war die jüngste Entwicklung von vornherein abzusehen, vielleicht sogar zwangsläufig.

Aw.Nola
Da lieber Fluminist bin ich anderer Meinung. Ich habs schon mal ähnlich formuliert, ich oder wir sind doch nun mal Deutsche, nicht französisch oder italienisch. Wir haben uns das ja nicht ausgesucht und unsere politische Meinung spiegelt sich ja nicht im Nazi-Deutschland des vorhergehenden Jahrhunderts wieder. Hätten wir uns bei der Wiedervereinigung auch gleich eine gültige Verfassung mit "moderatem Staatsnamen" gegeben, wäre heute vieles einfacher. Sollten wir aber jetzt das Wort Deutschland aus allen Zusammenhängen streichen? Auch wenn "die vereinigten Staaten von Europa" angestrebt werden, ist bis jetzt noch der National-Staaten-Duktus für mich als Bürger gültig. Nicht umsonst werden wir in den letzten Jahren von den ÖR rund um die Uhr mit dem WKI+II und den Nazis dauerberieselt, bis zu Hitlers Frauen und seinem Hund.

Das dient alles einer massen-meaculpa, einer Überdrüssigkeit jeglicher Deutschtümelei. Jegliche Bereiche in unserem Leben sollen möglichst ohne "Deutsche Heimat" gedacht und ausgeführt werden. Wir haben doch aber keine andere. Die EU, ist soweit entfernt und bis auf finanzielle/wirtschaftl. Transaktionen niemandens Heimat im Sinne von zu Hause. Ein Bürger Referendum aller EU-Mitgliedsstaaten würde "Wetten das?" ein "griechisches Ergebnis" zeigen.



Ich bin zwar grundsätzlich dagegen, die Sensibilität bzgl. an einzelnen Wörtern hängenden "trigger warnings" zu erhöhen, aber gerade die Politik ist ein Gebiet, in dem Wörter nun einmal viel wirksamer sind als sonstwo.



Ja und damit gelingt gerade in Deutschland jede mögliche Chuzpe die sich derzeit abspielt und damit das so bleibt, soll uns Deutschen Bürgern der drohende Nazi-Zeigefinger immer vor Augen sein. Ich bins so leid. Im Zuge der Verhandlungen mit der griechischen Regierung auch die Aussprache gestern im Europäischen Parlament hat etliche Redner genau diese Rhetorik benutzen lassen und unsere "Erbschuld" eingefordert. Wie lange, wie oft noch? Wieviele Generationen noch? Damit Deutschsein nicht mehr "Mensch zweiter Klasse sein" bedeutet, müssen wir in der EU aufgehen. Ist schon klar, aber dann sollte man dem Bürger endlich reinen Wein einschenken.

♥lich Nola

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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken.
Zettel im August 2008

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

09.07.2015 12:48
#247 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Nola im Beitrag #246
Da lieber Fluminist bin ich anderer Meinung. Ich habs schon mal ähnlich formuliert, ich oder wir sind doch nun mal Deutsche, nicht französisch oder italienisch. Wir haben uns das ja nicht ausgesucht und unsere politische Meinung spiegelt sich ja nicht im Nazi-Deutschland des vorhergehenden Jahrhunderts wieder. Hätten wir uns bei der Wiedervereinigung auch gleich eine gültige Verfassung mit "moderatem Staatsnamen" gegeben, wäre heute vieles einfacher. Sollten wir aber jetzt das Wort Deutschland aus allen Zusammenhängen streichen? Auch wenn "die vereinigten Staaten von Europa" angestrebt werden, ist bis jetzt noch der National-Staaten-Duktus für mich als Bürger gültig. Nicht umsonst werden wir in den letzten Jahren von den ÖR rund um die Uhr mit dem WKI+II und den Nazis dauerberieselt, bis zu Hitlers Frauen und seinem Hund.

Das dient alles einer massen-meaculpa, einer Überdrüssigkeit jeglicher Deutschtümelei. Jegliche Bereiche in unserem Leben sollen möglichst ohne "Deutsche Heimat" gedacht und ausgeführt werden. Wir haben doch aber keine andere. Die EU, ist soweit entfernt und bis auf finanzielle/wirtschaftl. Transaktionen niemandens Heimat im Sinne von zu Hause. Ein Bürger Referendum aller EU-Mitgliedsstaaten würde "Wetten das?" ein "griechisches Ergebnis" zeigen.[...]

Ja und damit gelingt gerade in Deutschland jede mögliche Chuzpe die sich derzeit abspielt und damit das so bleibt, soll uns Deutschen Bürgern der drohende Nazi-Zeigefinger immer vor Augen sein. Ich bins so leid. Im Zuge der Verhandlungen mit der griechischen Regierung auch die Aussprache gestern im Europäischen Parlament hat etliche Redner genau diese Rhetorik benutzen lassen und unsere "Erbschuld" eingefordert. Wie lange, wie oft noch? Wieviele Generationen noch? Damit Deutschsein nicht mehr "Mensch zweiter Klasse sein" bedeutet, müssen wir in der EU aufgehen. Ist schon klar, aber dann sollte man dem Bürger endlich reinen Wein einschenken.

Unser Verhältnis zur eigenen Nation ist nun einmal gestört und wird vielleicht mit Absicht in einem gestörten Zustand gehalten; aber der mutige Versuch, durch eine offene und vermeintlich neutrale Verwendung des bei manchen ganz verpönten Ausdrucks "für Deutschland" im Parteinamen Normalität zu postulieren (in der Hoffung auf die normative Kraft des Faktischen), muß wohl seit letztem Wochenende als gescheitert angesehen werden. Der Versuchsballon ist geplatzt, und unter dem Strich haben diejenigen, die meinen, die Deutschen würden durch den bloßen Anblick einer Deutschlandfahne zu Nazis, gepunktet - so leid es uns tut.

Aber dieses gestörte Verhältnis ist nicht der einzige Grund. In Großbritannien (oder genauer England), seit Jahrhunderten ungebrochen stolzer Nationalstaat ohne Berührungsängste mit der eigenen Identität, finden sich in dem groben Pendant zu AfD, der UK Independence Party, immer wieder Figuren, die sich zu rassistischen und engstirnig nationalistischen Äußerungen hinreißen lassen, die deutliche Kratzer im Lack des angestrebten bürgerlichen Charakters der UKIP hinterlassen. Das scheint einfach in der Natur der Sache zu liegen; einen ausgewogenen und sachlichen Blick auf die Probleme, die den programmatischen Kern von UKIP (und eben auch AfD) ausmachen, kriegt nur eine kleine Minderheit auf die Reihe, während die Stammtischgröhlköpfe schneller und lauter damit fertigwerden. Man kann am britischen Wahlsystem herumkritteln, aber es kommt nicht von ungefähr, daß UKIP nur 1 Abgeordneten in Westminster hat, einen gewendeten Tory, der intelligent genug ist, seine Zunge im Zaum zu halten.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

09.07.2015 15:46
#248 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Nola im Beitrag #242
Und diese Bedrohung hat dann die etablierten "Volksvertreter" zu einem Gekreische veranlasst, das dem einer betrogenen Ehefrau gleicht. Täglich konnte man ihre hyperventilierenden Äußerungen vor hingehaltenen Mikros hören und das in stündlicher Wiederholung. Mikros, die längst zum Phallus-Symbol der Politik mutierten, die eine Sprechblase nach der anderen einatmen und deren Wahrheitsgehalt oft nicht 5 Minuten übersteht.




Hallo, liebe Nola,
"Ich schmeiss mich weg".
Besser kann man es nicht sagen: Mikros als Phallus-Symbol, die Sprechblasen einatmen! Ich "krieg mich nicht mehr ein". Das kommt bei mir "hinter den Spiegel". Kompliment.

Jetzt aber wieder zum Ernst des Lebens:
Es gibt also doch eine Gemeinsamkeit mit Pegida.
Mit einem Gegner, einem vermeintlicher Gegner, einem potenzieller Gegner, setzt sich die etablierte Politikerkaste nicht mehr auseinander. Mit dem wird nicht diskutiert, der wird niedergebrüllt, niedergemacht, erledigt. Egal wie er heißt: AfD oder Pegida.
Die Feindschaft ist unversöhnlich. Sie geht auch über alle Parteigrenzen hinweg. Das ist dann die ganz große Koalition.

Frau Petry hat auf dem Parteitag, folge ich dem Bericht von Werwohlf und dem folge ich, weil ich keinen Grund sehe den Wahrheitsgehalt des Berichteten anzuzweifeln, nur das gemacht, was alle anderen auch machen. "Der Zweck heiligt die Mittel", hauptsache es dient der "guten Sache".

Meine Abneigung gegen die Politikerkaste wird immer größer.
Hätte nicht gedacht, dass mir dies in der Bundesrepublik jemals passieren könnte.

LG, Paul

___________________________
JE SUIS JUIF

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.07.2015 16:15
#249 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #248
Meine Abneigung gegen die Politikerkaste wird immer größer.

Mich langweilen solche Pauschalurteile nur noch.

Politiker sind keine "Kaste". Man wird da nicht hineingeboren, jeder darf da mitmachen. Man entscheidet sich auch selber, wie stark man sich engagieren will. Es gibt ehrenamtliche und hauptamtliche Politiker, ehrliche und korrupte, intelligente und dumme.
Und wer mit der angebotenen Auswahl nicht zufrieden ist, dem steht es frei es besser zu machen.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

09.07.2015 16:21
#250 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #249
Zitat von Paul im Beitrag #248
Meine Abneigung gegen die Politikerkaste wird immer größer.

Mich langweilen solche Pauschalurteile nur noch.

Politiker sind keine "Kaste". Man wird da nicht hineingeboren, jeder darf da mitmachen. Man entscheidet sich auch selber, wie stark man sich engagieren will. Es gibt ehrenamtliche und hauptamtliche Politiker, ehrliche und korrupte, intelligente und dumme.
Und wer mit der angebotenen Auswahl nicht zufrieden ist, dem steht es frei es besser zu machen.

Hinsichtlich Pauschalurteilen stimme ich Ihnen zu. Das mit dem Bessermachen ist aber leichter gesagt als getan, das hat Herr Lucke (dem wir alle gewiß die hehrsten Motive zubilligen) ja gerade schön vorgeführt.
Wenn eine Partei mehr sein soll als ein kleiner Verein politisch Gleichgesinnter, dann bekommt man es mit einer Dynamik zu tun, die nicht mehr leicht steuerbar ist.

Demokratie wäre so schön, wenn nur die Leute nicht wären!

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