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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 52 Antworten
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 Pro und Contra
Seiten 1 | 2 | 3
Reisender ( gelöscht )
Beiträge:

23.08.2015 14:57
#26 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Die 1,2 Mio. Zuwanderer werden es wohl werden. Verkündet wird die Zahl zu Weihnachten - passend zur Gefühlslage der Gastgeber.

Was mir aufgefallen ist, daß die mir zugänglichen Mitarbeiter in Behörden oft ihre "wichtige" Arbeit machen und abends machen sie sich genau darüber lustig. Nur an Frau Merkel liegt es somit nicht.

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.526

23.08.2015 15:21
#27 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von Reisender im Beitrag #26
Was mir aufgefallen ist, daß die mir zugänglichen Mitarbeiter in Behörden oft ihre "wichtige" Arbeit machen und abends machen sie sich genau darüber lustig. Nur an Frau Merkel liegt es somit nicht.


Nicolaus Fest in seinem Blog vor zwei Tagen:

Zitat
Abendgespräche über die historische Bedeutung der Kanzlerschaft Merkels. Ein Freund kann keinerlei überzeugende Leistung erkennen, ein anderer widerspricht vehement: Merkel werde zweifelsfrei als die bedeutendste Staatslenkerin der deutschen Geschichte gelten. Auf unsere fragenden Blicke der Nachsatz: „Die vielen Neubürger werden dafür schon sorgen.“

Generell die Ansicht: Der große Mangel der deutschen Politik, vor allem aber der Regierung, ist ihre technokratische Geschäftlichkeit, ihre Dienst-nach-Vorschrift-Mentalität. Politik als Beruf, nicht als Berufung. Nirgends sei der Stolz auf westliche Werte zu spüren, wie sie manch amerikanischer Präsident oder Thatcher zeigten, keiner der deutschen Abgeordneten atme Begeisterung für Liberalismus, Demokratie, Republikanismus, niemand scheine diese Werte noch ernst zu nehmen. Jeden Angestellten, der so wenig Herzblut für seinen Beruf offenbarte, würde man fragen, ob er nicht woanders glücklicher wäre. Merkels berühmte Raute als Symbol für innere Distanz und fehlende Passion. Geschäftserledigung ohne Feuer und Idee.



http://nicolaus-fest.de/griechenland-und...rsagen-der-spd/



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.526

23.08.2015 15:59
#28 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zynismus, D.n.V., triviale & dysfunktionale Aufreger, das ist ja nur ein Teil der Misere. Auden hat in seinem Gedicht, das anlässlich der Finanzkrise des öftern zitiert wurde, auch den amoklaufenden Steuerfiskus als Symptom der finalen Krise gewertet.

W.H.Auden, "The Fall of Rome"

The piers are pummelled by the waves;
In a lonely field the rain
Lashes an abandoned train;
Outlaws fill the mountain caves.

Fantastic grow the evening gowns;
Agents of the Fisc pursue
Absconding tax-defaulters through
The sewers of provincial towns
.

Private rites of magic send
The temple prostitutes to sleep;
All the literati keep
An imaginary friend.

Cerebrotonic Cato may
Extol the Ancient Disciplines,
But the muscle-bound Marines
Mutiny for food and pay.

Caesar’s double-bed is warm
As an unimportant clerk
Writes I DO NOT LIKE MY WORK
On a pink official(*) form.


Um das griffige Zitat vorzuhalten: was ist, wenn uns tatsächlich keinerlei Handhabe gegen das Überlaufen-Werden zur Verfügung steht, wenn sich das Hinnehmen & Geschehenlassen als einzige Option erweist, wenn sich die Politik als Schemen entpuppt, zu nichts fähig ausser dem Absondern immer realitätsfreierer Sprechblasen? Wenn das "sauve qui peut" der einzige Posten auf dem Dienstplan bleibt? Der Zustand, der dann zwangsläufig eintritt, ist von Thomas Hobbes beschrieben worden, 1651, im "Leviathan", Buch XIII, Kap.9 - die Beschreibung des menschlichen Lebens vor der Existenz aller staatlichen Gewalt:

Zitat
In such condition there is no place for industry, because the fruit thereof is uncertain, and consequently, not culture of the earth, no navigation, nor the use of commodities that may be imported by sea, no commodious building, no instruments of moving and removing such things as require much force, no knowledge of the face of the earth, no account of time, no arts, no letters, no society, and which is worst of all, continual fear and danger of violent death, and the life of man, solitary, poor, nasty, brutish, and short.

In diesem Zustand gibt es keinerlei Anstrengung, weil deren Ertrag nicht gesichert ist, und infolgedesen keine Kultur, keinen Verkehr, keinerlei Waren, die eingeführt werden müssen, keine Gebäude, die über Lehmhütten oder Slumbaracken hinausgehen, keine Maschinen, kein Wissen vom Rest der Erde, keine Zeitrechnung, keine Künste, keine Literatur, keine Gesellschaft und, was am schlimmsten ist, beständige Angst um das eigene Leben und Todesgefahr. Das ist das Leben der Menschen: hilflos, armselig, ekelhaft, brutal und kurz.




(*Der Kleine Pedant will auch Auslauf haben: natürlich haben die Römer nicht, wie alle Bürokratien zwischen 1780 - 20-Jahre-nach-Einführung-der-EDV, auf rosa Formblättern geschrieben; es wird Papyrus vermutet, oder Kreide auf Schiefertafeln. Nur gibt es für die gesamte Verwaltung des Imperium seit ca. 160 AD bis zum Ende für die Militärverwaltung, Kataster, Steuererhebung, kurz alles, was nicht wie Edikte oder Grabinschriften in tachtgen Stein gehauen wurde, keinen einzigen archäologischen Beleg.)



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

dirk Offline



Beiträge: 1.538

23.08.2015 17:30
#29 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #27
Zitat von Reisender im Beitrag #26
Was mir aufgefallen ist, daß die mir zugänglichen Mitarbeiter in Behörden oft ihre "wichtige" Arbeit machen und abends machen sie sich genau darüber lustig. Nur an Frau Merkel liegt es somit nicht.


Nicolaus Fest in seinem Blog vor zwei Tagen:

Zitat
Abendgespräche über die historische Bedeutung der Kanzlerschaft Merkels. Ein Freund kann keinerlei überzeugende Leistung erkennen, ein anderer widerspricht vehement: Merkel werde zweifelsfrei als die bedeutendste Staatslenkerin der deutschen Geschichte gelten. Auf unsere fragenden Blicke der Nachsatz: „Die vielen Neubürger werden dafür schon sorgen.“

Generell die Ansicht: Der große Mangel der deutschen Politik, vor allem aber der Regierung, ist ihre technokratische Geschäftlichkeit, ihre Dienst-nach-Vorschrift-Mentalität. Politik als Beruf, nicht als Berufung. Nirgends sei der Stolz auf westliche Werte zu spüren, wie sie manch amerikanischer Präsident oder Thatcher zeigten, keiner der deutschen Abgeordneten atme Begeisterung für Liberalismus, Demokratie, Republikanismus, niemand scheine diese Werte noch ernst zu nehmen. Jeden Angestellten, der so wenig Herzblut für seinen Beruf offenbarte, würde man fragen, ob er nicht woanders glücklicher wäre. Merkels berühmte Raute als Symbol für innere Distanz und fehlende Passion. Geschäftserledigung ohne Feuer und Idee.


http://nicolaus-fest.de/griechenland-und...rsagen-der-spd/





Merkel macht ihre Rolle as Chef der Exekutiven gut. Sie ist ein guter Manager. Aber in ihrer Rolle in der Legislativen (die sie als CDU Parteivorsitzende nub mal hat - Gewaltenteilung hin und her) ist sie blass. Keine Richtungen, kaum Prioritätensetzung etc. Auch jetzt in der Flüchtlingskrise fehlt der Wille, dem ganzen einen rechtlichen Rahmen zu setzen (oder den bisherigen durchzusetzen, aber das ist ohnehin Ländersache).

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

23.08.2015 20:59
#30 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von dirk im Beitrag #29
Merkel macht ihre Rolle as Chef der Exekutiven gut. Sie ist ein guter Manager. Aber in ihrer Rolle in der Legislativen (die sie als CDU Parteivorsitzende nub mal hat - Gewaltenteilung hin und her) ist sie blass. Keine Richtungen, kaum Prioritätensetzung etc. Auch jetzt in der Flüchtlingskrise fehlt der Wille, dem ganzen einen rechtlichen Rahmen zu setzen (oder den bisherigen durchzusetzen, aber das ist ohnehin Ländersache).
Wenn ich dann gleich mal meine steile These anfügen darf: Die Demokratie ist in Deutschland nie richtig angekommen. Wir (also in unserer Gesamtheit - wir Zimmerleute wohl weniger) sehnen uns im Grunde immer noch nach einem gutmeinenden Herrscher. Wir mögen keinen Streit, kein "Parteiengezänk", keine Antagonismen. Der Volkskörper vereint voran, das ist unser Traum, den wir z.Zt. nur im Fußball und drumherum ausleben. Aber mit unterschiedlichen Meinungen z.B. haben wir es nicht so. Die stören dann doch. Zum Glück passt alles zur Agenda der die Öffentlich-Rechtlichen Beeinflussenden.

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

dirk Offline



Beiträge: 1.538

23.08.2015 21:18
#31 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von Werwohlf im Beitrag #30
Zitat von dirk im Beitrag #29
Merkel macht ihre Rolle as Chef der Exekutiven gut. Sie ist ein guter Manager. Aber in ihrer Rolle in der Legislativen (die sie als CDU Parteivorsitzende nub mal hat - Gewaltenteilung hin und her) ist sie blass. Keine Richtungen, kaum Prioritätensetzung etc. Auch jetzt in der Flüchtlingskrise fehlt der Wille, dem ganzen einen rechtlichen Rahmen zu setzen (oder den bisherigen durchzusetzen, aber das ist ohnehin Ländersache).
Wenn ich dann gleich mal meine steile These anfügen darf: Die Demokratie ist in Deutschland nie richtig angekommen. Wir (also in unserer Gesamtheit - wir Zimmerleute wohl weniger) sehnen uns im Grunde immer noch nach einem gutmeinenden Herrscher. Wir mögen keinen Streit, kein "Parteiengezänk", keine Antagonismen. Der Volkskörper vereint voran, das ist unser Traum, den wir z.Zt. nur im Fußball und drumherum ausleben. Aber mit unterschiedlichen Meinungen z.B. haben wir es nicht so. Die stören dann doch. Zum Glück passt alles zur Agenda der die Öffentlich-Rechtlichen Beeinflussenden.



Da w're ich mir nicht so sicher. Das trifft vielleicht auf die mittelmäßigen Sozialwissenschaftler (also insbesondere ein gros der Journalisten und Öffis) zu. Da ist jede andere Meinung - das haben die Fachbereiche sauber dekonstruiert - des Teufels. Aber es trifft nicht auf den Querschnitt der Bevölkerung zu. Ich glaube der typische Handwerker/Arbeiter hat eine durchaus realistische Einschätzung von beispielsweise der Flüchtlingsproblematik, der Euro-Rettung oder dem Gendergedöns. Und er ist es auch gewöhnt, dass er mit seiner Einschätzung auf Widerspruch von oben stößt

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.526

23.08.2015 22:15
#32 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von dirk im Beitrag #31
Ich glaube der typische Handwerker/Arbeiter hat eine durchaus realistische Einschätzung von beispielsweise der Flüchtlingsproblematik, der Euro-Rettung oder dem Gendergedöns.


Und ich bin mir sicher, daß da von Xenophobie, "Haß aufs Fremde", & wie die Platitüden so heißen, keine Rede sein kann. Die Erfahrungen der letzten 50 Jahre sprechen da eine ganz andere Sprache.

OT - "Gendergedöns": Ich sitze ja an einem philologischen Fachbereich, an dem - ausser der obligatorischen Sprachpropädeutik & dgl. - seit 15 Jahren nur noch Kreuzfahrten auf dem modischen Narrenschiff "Postcolonialism" unternommen werden. Da müßte ich mithin an der Quelle sitzen, aus der dieses Gedöns reichlich sprudelt. Nur: bis auf ein paar komische Sprachregelungen á la Prof_xs (eigentlich nur der verpeilte Plural Studierende), die zumeist nicht von der Selbstparodie zu unterscheiden sind, habe ich bis heute nicht ausfindig machen können, was diese Genderistas da eigentlich den lieben-langen Tag treiben. (Mitunter hört man die Zahl von "190 an deutschen Unis".) Sprachpolizei? Kurse wie "Warum Effi Briest ein phallogozentrisches Machwerk darstellt"? Die Bibel in "gerechter Sprache"*? Birgit Kelle erwähnt in ihrem Buch "Gender-Gaga" den Fall eines Nürnberger Medizinstudenten, dessen Abschlußarbeit über Prostatakrebs in der Erstfassung nicht angenommen wurde, weil sie nicht in "gegendeter Sprache" abgefasst war. (Wie darf man sich das überhaupt konkret vorstellen? Die Prostata, die Therapie, die Rückfallquote?) Ich wüsste nicht, wie dieses Treiben zu definieren wäre, außer "Propaganda als Post-Science verkleidet": also das, was zwischen 1965-1995 Sache der "Sozialwissenschaften" war. Aber das ist doch kein abendfüllendes Programm?
* Also wirklich:

Zitat
Die Schlange hatte weniger an, aber mehr drauf als alle anderen Tiere des Feldes, die Adonaj, also Gott, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: "Also wirklich - hat Gott etwa gesagt: 'Ihr dürft von allen Bäumen des Gartens nichts essen'?" ... Da sagte der Mann-Mensch: "Die Frau, die du mir selbst an die Seite gegeben hast, die hat mir von dem Baum gegeben. Und da habe ich gegessen." Da sagte Adonaj, also Gott, zur Frau: "Was hast du da getan?" Und die Frau sagte: "Die Schlange hat mich reingelegt, so dass ich gegessen habe."


http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderb...f-a-442494.html



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Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.526

24.08.2015 01:21
#33 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

1.000.000 (x 2):

Zitat von Bayerischer Rundfunk, 23.08.
Für Horst Seehofer steht fest: Die aktuelle Flüchtlingswelle ist eine große Völkerwanderung. Das könne doch niemand mehr bestreiten, sagte Seehofer im Sommerinterview mit dem ZDF. "Wir gehen jetzt auf eine Million Flüchtlinge zu, und daneben kommt noch eine weitere Million ganz legal aus der Europäischen Union mit ganz normalen Genehmigungen aus den Drittstaaten."



http://www.br.de/nachrichten/seehofer-fl...erview-100.html



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notquite Offline



Beiträge: 506

24.08.2015 09:30
#34 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Was regen wir uns eigentlich auf. Eigentlich ist es doch ein gutes Zeichen, dass alle zu uns wollen. Da freuen wir uns doch auch darüber, dass die angeblichen Flüchtlinge sich in den Regeln des Dublin-Systems offensichtlich sehr gut auskennen und explizit benennen, dass sie sie unterlaufen wollen. Und der "Qualitätsjournalist" freut sich über diese Durchlöcherung geltenden Rechts und fragt sich nicht einmal im Ansatz, worauf diese Beliebtheit beruhen könnte. Doch nicht etwa auf rein egoistischen Motiven, die noch weitaus egoistischer sein dürften als jene der pauschal als "Mob" beschimpften deutschen Gegenseite, etwa darauf, dass, Beispiel aus dem aktuellen SPIEGEL, serbische Roma hier 12 Monate auf Bescheidung ihres Asylantrags warten und nach Ablehnung noch weitere 15 Monate verbleiben dürfen, selbstverständlich zu vollen "Bezügen" (O-Ton: "Um die 900 Euro pro Monat Taschengeld, dazu Nahrung und Hygieneartikel umsonst" - "Wir lebten wie in Amerika") und selbst in dem extrem seltenen Fall der Abschiebung - wieder lt. SPIEGEL - nur einen Stempel in den Pass bekommen, der das gleiche Spiel 24 Monate später von vorne beginnen lässt.

Zitat
Zugleich handelt es sich bei Deutschland ganz offensichtlich um den beliebtesten Besserwisser der Welt. Wohin wollen denn, trotz all der Heidenaus, all der Freitals, die meisten Flüchtlinge, die den Mördern daheim entkommen sind? Nach Italien, nach Polen, nach Russland gar? Im Grunde ist die Massenflucht übers Meer, den Balkan und die Alpen ein ungeheures Kompliment. In Mazedonien sagte dieser Tage ein Flüchtling einem Reporter, oberste Regel sei, sich in keinem Land auf der Route die Fingerabdrücke nehmen zu lassen, "erst in Deutschland".



http://www.sueddeutsche.de/politik/deuts...ehl-1.2617991-2

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.526

24.08.2015 10:32
#35 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von notquite im Beitrag #34
Was regen wir uns eigentlich auf. Eigentlich ist es doch ein gutes Zeichen, dass alle zu uns wollen.


Vor allem, wenn man bedenkt: "Das kostet nichts - das zahlt der Staat" (Francois Hollande im November 2014). Man sollte hier das Positive sehen. Durch den vehement angekurbelten Konsum werden unser Steuersystem & unsere Rentenkassen vor dem Kollaps bewahrt. Nur fürchte ich, daß dadurch & durch die Unmengen an heißer Luft, die zur Einstimmung auf diesen Turbokeynesianismus emittiert müssen, DE seine bindenden Klimaschutzziele wieder mal weit verfehlt.



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dirk Offline



Beiträge: 1.538

24.08.2015 20:35
#36 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #32
Zitat von dirk im Beitrag #31
Ich glaube der typische Handwerker/Arbeiter hat eine durchaus realistische Einschätzung von beispielsweise der Flüchtlingsproblematik, der Euro-Rettung oder dem Gendergedöns.

Und ich bin mir sicher, daß da von Xenophobie, "Haß aufs Fremde", & wie die Platitüden so heißen, keine Rede sein kann. Die Erfahrungen der letzten 50 Jahre sprechen da eine ganz andere Sprache.



Etwas anderes wollte ich nicht behauptet haben. Im Gegenteil: mit "realistisch" meinte ich tatsächlich (rein deskriptiv) "realistisch" im Unterschied zu "idealistisch". Da war von meiner Seite keine Ironie im Spiel.

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.526

25.08.2015 00:13
#37 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #32
was diese Genderistas da eigentlich den lieben-langen Tag treiben.


Das hier:

Zitat von Hannoversche Allgemeine, 24.08.
Die Üstra will mehr Frauen als Bus- oder Stadtbahnfahrerinnen gewinnen. Dafür werben nun die männlichen Mitarbeiter des Unternehmens - indem sie während der Arbeitszeit Röcke tragen. Das Unternehmen teilt mit, dass die Teilnahme an der Aktion freiwillig ist.

Zitat



http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt...rer-zeigen-Bein

Mit Bild. Davon ab: ist das nicht furchtbar essentialistisch? Sogar im Orient sollen Frauen heute schon (Pluder)hosen tragen dürfen?



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Nola Offline



Beiträge: 1.719

25.08.2015 09:51
#38 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #37
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #32
was diese Genderistas da eigentlich den lieben-langen Tag treiben.


Das hier:

Zitat von Hannoversche Allgemeine, 24.08.
Die Üstra will mehr Frauen als Bus- oder Stadtbahnfahrerinnen gewinnen. Dafür werben nun die männlichen Mitarbeiter des Unternehmens - indem sie während der Arbeitszeit Röcke tragen. Das Unternehmen teilt mit, dass die Teilnahme an der Aktion freiwillig ist.

Zitat



http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt...rer-zeigen-Bein

Mit Bild. Davon ab: ist das nicht furchtbar essentialistisch? Sogar im Orient sollen Frauen heute schon (Pluder)hosen tragen dürfen?





War wohl schon wieder der 1. April - wie so oft in letzter Zeit. Der Kalender ist auch nicht mehr das was er früher mal war.


Wann immer Europaweit (Bundesweit reicht da nicht mal) irgendein Blödsinn auch nur laut gedacht wird, kann man sicher sein, das dieser Schrott von Niedersachsen zuerst umgesetzt wird.

♥lich Nola

---------------------------

Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken.
Zettel im August 2008

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.526

25.08.2015 15:16
#39 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von Nicolaus Fest, 25.08.
Gabriel nennt die Proteste in Heidenau beschämend, und sie sind es in doppelter Hinsicht. Denn beschämend ist auch ihre Einfallslosigkeit. Ein paar Kleinstdemonstrationen vor Flüchtlingsheimen, mal mehr gewalttätig, mal weniger. Damit verschreckt man zuverlässig diejenigen, die nichts mit Rechtsradikalismus oder allgemeiner Fremdenfeindlichkeit zu tun haben wollen, aber der Invasion und dem damit einhergehenden Kulturbruch skeptisch gegenüberstehen. Auch medial sind die Proteste unsinnig, liegen die Heime doch meist in abgelegenen Gegenden. So wird der Protest nicht fühlbar, weshalb ihn weder Politik noch Medien wirklich zur Kenntnis nehmen. Wie es richtig geht, zeigen Linke und Gewerkschaften. Die legen ihre Demonstrationen bevorzugt in Innenstädte oder blockieren – wie Bahn- und Pilotengewerkschaft – die Infrastruktur. Genau diese Form des zivilen Ungehorsams wählen regelmäßig auch die französischen Bauern und Spediteure, wenn sie mit Traktoren oder Lastwagen Straßen, Schienen und Grenzübergänge blockieren. Das wäre auch hier eine Alternative: Schon zehn Lastwagenfahrer, die sich per Schritttempo an verschiedenen Zugangsstraßen zu einer Spontandemo zusammenschließen, könnten jede Landeshauptstadt, das Kamener Kreuz oder den Berliner Ring stilllegen. Auch der Zugang zu den Regierungsmaschinen in Tegel oder Schönefeld wäre leicht zu blockieren, wie auch der Frankfurter Flughafen. Zudem böten Lastwagen oder die Anhänger von Traktoren genügend Fläche, um den Protest zu plakatieren. Schließlich läge in solchen Aktionen auch ein passendes Gleichnis: Die Zuwanderung als wirtschaftliche und zivilisatorische Rückführung Deutschlands in die Schrittgeschwindigkeit, welche die GRÜNEN seit Jahren propagieren… Die mediale Aufmerksamkeit wäre in jedem Fall um ein Vielfaches höher als bei den trostlosen Kundgebungen vor einem der afrikanischen Brückenköpfe irgendwo in der Provinz.


http://nicolaus-fest.de/palmyra-auch-hie...er-kulturbruch/

Leider nicht praktikabel. Demonstrationen, Manifestationen, mit medialer Massenwirkung, sind unipolar, ohne Nuancen, Basta!-Phänomene. Die Anti-Akw-Aufläufe richteten sich gegen diese Technik insgesamt, nicht gegen den einen oder anderen Reaktortyp; es ging auch immer gegen "das System"; ebenso bei der Nachrüstung, als es gegen die NATO, gegen jedes Militär (jedes westliche jedenfalls) ging; die französischen Bauern stehen für absoluten Protektionismus des heimischen Markts & alles, was der gelbe Doppelbogen symbolisiert. Insofern würde jede große Welle von Protesten gegen die Flutung als grundsätzliche Ablehnung alles Fremden wahrgenommen, nicht als Angst um die Konsequenzen. Kein Protest, der irgendetwas bewirken könnte, würde der Nazi-Keule entgehen.



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Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.526

26.08.2015 00:23
#40 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Es ist nicht alles passgenau an diesem Lied von 1998 - die billige Papstkritik ("der böse alte Mann in Rom"), das Lamento um die verratenen 68er Ideale - aber wenn ich das anscheinend unrettbar sedierte Agieren unserer politischen Klasse sehe: als Einziges hilflose Symbolpolitik, von Gabriels Ausfälligkeiten in Heidenau in einem Ton, den kein Politiker im Westen seit 70 Jahren mehr benutzt hat, bis zu Frau Merkels Lokaltermin in Duisburg-Marxloh mit handverlesenem Publikum, die in der DDR nicht besser inszeniert worden wären - dann fallen mir fortwährend die folgenden Zeilen ein:

Das Quecksilber fällt, die Zeichen stehen auf Sturm
Nur blödes Kichern und Keifen vom Kommandoturm
Und ein dumpfes Mahlen grollt aus der Maschine
Und Rollen und Stampfen und schwere See
Die Bordkapelle spielt: Humbatätärä
Und ein irres Lachen dringt aus der Latrine
Die Ladung ist faul, die Papiere fingiert
Die Lenzpumpen leck und die Schotten blockiert
Die Luken weit offen und alle Alarmglocken läuten
Die Seen schlagen mannshoch in den Laderaum
Und Elmsfeuer züngeln vom Ladebaum
Doch keiner an Bord vermag die Zeichen zu deuten

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken
Die Mannschaft, lauter meineidige Halunken
Der Funker zu feig um SOS zu funken
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs aufs Riff!

Sie rüsten gegen den Feind, doch der Feind ist längst hier
er hat die Hand an deiner Gurgel, er steht hinter dir
Im Schutz der Paragraphen mischt er die gezinkten Karten
Jeder kann es sehen, aber alle sehen weg
Und der Dunkelmann kommt aus seinem Versteck
Und dealt unter aller Augen vor dem Kindergarten
Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht
Sie ziehen wie Lemminge in willenlosen Horden
Es ist als hätten alle den Verstand verloren
Sich zum Niedergang und zum Verfall verschworen
Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.


Reinhard Mey, "Das Narrenschiff"



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

26.08.2015 03:39
#41 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Jaja, der gute alte Reinhard Mey.. keiner schreibt schönere Trinklieder, keiner einfühlsamere Liebeslieder, und schon gar keiner grottigere politische Lieder.

https://www.youtube.com/watch?v=BU9w9ZtiO8I
Damit könnte er auf jeder Pegida-Demo auftreten (Stichwort: die da oben)...

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Reisender ( gelöscht )
Beiträge:

27.08.2015 05:26
#42 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

http://home.1und1.de/magazine/politik/fr...ussion-30876350

Das wird auch zutreffend sein, was dort geschrieben wurde. Wer will das besreiten? Und ein normaler Mensch hilft dann gern.

Aber die Ärmsten zählen wieder nicht. Die bleiben schön daheim. Ich frage mich immer wieder, wie man das hinbekommt: angenehm situiert die Welt retten und den wirklich Bedürftigen die Hilfe verweigern.

Wenn die Schleusung 5000 € und mehr kostet, könnte man die Betroffenen mit dem Flieger in ihrem Heimatland abholen oder nicht? Und auf dem Hinweg noch abgelaufene Lebensmittel mitbringen für die Habenichtse.

notquite Offline



Beiträge: 506

27.08.2015 06:49
#43 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Die BILD hat sich des Themas angenommen und "entlarvt" "7 Vorurteile gegenüber Flüchtlingen". Fazit zum Punkt, dass Deutschland sich die aktuelle Welle nicht leisten könne:

Zitat
Falsch! Bund, Länder und Gemeinden haben von Januar bis Juli 2015 einen Rekord-Überschuss von 21,1 Milliarden Euro erzielt. Jetzt will der Staat bis zu 10 Mrd. Euro des Geldes zur Unterstützung der Flüchtlinge nutzen. Zudem schrumpft Deutschlands Bevölkerung (82,56 Millionen) bis 2050 auf 72,60 Mio., ermittelten die Vereinten Nationen (UN).
Wir können uns diese Art der Zuwanderung nicht nur finanziell leisten, wir brauchen sie sogar!





Auch die einzelnen "Widerlegungen" sind für sich genommen schon grandios (zum Teil werden natürlich auch die "Vorurteile" so grotesk vereinfacht formuliert, dass man sie praktisch nur "widerlegen" kann: "Flüchtlinge sind alle völlig ungebildet" - "Ich kennen einen, der zwar dumm wie Stroh ist, aber nicht völlig ungebildet" - schon widerlegt, Popper lässt grüssen ) und unbedingt zur Lektüre zu empfehlen. Man schafft es zwar nicht die FAZ zu übertreffen, die gestern einen ähnlichen Artikel hatte und zu Vorurteilen beim Thema Kriminalität allen Ernstes Pro Asyl befragte (die Antwort kann man sich denken, die Konstellation erinnert in etwa an die Schlagzeile "Verband der Auslandsbanken in Deutschland e.V.: Investmentbanker sind nicht von Gier getrieben" ).

Dennoch, jeder einzelne Punkt hat mich zum Schmunzeln gebracht.

Ich warte gespannt auf die Widerlegung der BILD-Lügen durch das BILDblog, wobei, ähem, werden die eigentlich tätig, wenn sie von ihrem Hassobjekt links überholt werden?

http://www.bild.de/politik/inland/fluech...40012.bild.html

Martin Offline



Beiträge: 4.129

27.08.2015 09:17
#44 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von notquite im Beitrag #43
Wir können uns diese Art der Zuwanderung nicht nur finanziell leisten, wir brauchen sie sogar!


Sollten im produzierenden Gewerbe tatsächlich künftig qualifizierte Fachkräfte fehlen, dann gibt es eine einfache Lösung, die ohne Importe auskommt: Wir entrümpeln Regularien, den Staat, unproduktive Berufsgruppen, ideologiegetriebene Subventionen, und voila die Industrie hat Arbeitskräfte im Überfluss, das Steueraufkommen kann verringert, bzw. die Folgegeneration entlastet werden. Und auch Journalisten haben besseres verdient, als täglich solchen Unsinn wiederholen zu müssen. Am Band bei Daimler verdient man zudem deutlich besser.

Gruß, Martin

KarstenK ( gelöscht )
Beiträge:

29.08.2015 11:47
#45 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten


Guten Tag, ich würde mich gern an dieser Stelle einklinken

Zitat von Frank2000 im Beitrag #22
Ich kann mich nur wiederholen: Die Deutschen wollen das so.

Das ist seit Jahrzehnten meine beliebteste Provokation:
Zum Betrug gehören zwei: Einer der betrügt – und einer, der betrogen werden will.

Damit hatte ich, damals in der DDR, meinen Vater zur Weißglut getrieben. Das Gespräch lief üblicherweise so:
Alles Mist.
Stimmt. Aber die Leute wollen es nun mal so.
Hä?
Ja klar. Wenn die Leute es nicht so wollten, wäre es nicht so.
Das ist doch Unsinn. Keiner (außer SED-Mitgliedern, und auch da gibt es Unterschiede) will es so.
Doch.
In welcher Welt lebst Du eigentlich? Wer in Deiner Umgebung sagt, dass es ihm hier gefällt?
Keiner.
Wie jetzt, gerade hast Du noch gesagt, alle wollen das so.
Na und? Das Dauermeckern interessiert mich schon lange nicht mehr. Maßgeblich ist das Verhalten der Leute, wenn es um Entscheidungen geht. Und ich habe immer(!) erlebt, dass das Gemecker nicht erst an der Strafbarkeitsschwelle aufhört, sondern schon da, wo es für den jeweiligen Repräsentanten des Regimes brenzlig wird. Früher habe ich Trottel das nicht richtig realisiert. War jedes Mal ein tolles Gefühl, wie Uriah der Hethiter ganz allein vor dem Feind zu stehen. Tu ich mir nicht mehr an.


Meine persönlichen Erlebnisse weggelassen (die sind nicht überprüfbar), für die Bestätigung gibt es ein bekanntes Ereignis, die legendäre Kommunalwahl vom 6. Mai 1989.
Wegen Fälschung und sofortiger Aktenvernichtung lässt sich das tatsächliche Wahlergebnis nicht korrekt ermitteln, jedoch ergaben alle Augenzeugenberichte so ungefähr 75% dafür.
Dreiviertel haben für das Regime gestimmt.
"Wir mussten doch" sagen die später. Nur, das ist nicht mal die halbe Wahrheit. Die mussten waren auch die, die wollten. Ansonsten musste niemand. Sage ich mal so aus meiner und meiner Frau Erfahrung. Wir sind keine Helden, bei Drohung ernsthafter Repression hätten wir natürlich für das Regime gestimmt.

Für die Wertung muss man sich vor Augen führen, dass 89 wirklich die Kacke am Dampfen war. Man musste sich schon ein Brett vor den Kopf nageln, das Desaster nicht zu sehen, von Ausnahmen abgehen hat es jeder hautnah erlebt. Die Schlaglöcher immer größer, die Eisenbahn immer langsamer. Betraf es Ende der 70er noch einzelne Häuser, sind 89 ganze Stadtviertel verfallen. Ruinen schaffen ohne Waffen.

Auch ideell Chaos. Jahrzehntelang hatten wir die Eschatologie, mit den sozialistischen Bruderstaaten unter der Führung der Sowjetunion auf zum Paradies, zum Kommunismus. Die war auf einmal weg. Zum Ausgleich hat Honecker Anschluss an China, Nordkorea und die Mongolei gesucht.
Das kann man nicht ernst nehmen.
Nordkorea sowieso indiskutabel.
Die Mongolei ist eine riesige Steppe, in der eine Million Menschen leben. Eine nette Fußnote, mehr nicht.
Gegen den aggressiven Aggressor China (Deng-Zettel) hatten wir zehn Jahr vorher Protestresolutionen unterschrieben – das ist jetzt unser Verbündeter? So schnell kann ich nicht umdenken.

Obwohl alles gegen das Regime sprach und obwohl man ohne Angst vor Repression wahlzetteltechnisch seinen Protest ausdrücken konnte, haben 75% für das Regime gestimmt.

Was ernste Fragen aufwirft.
Die erste: Ist das eine Diktatur, wenn 75% der Einwohner ohne äußeren Druck für das Regime stimmen?
Die Zweite: Wenn man die erste Frage mit "ja" beantwortet, was spricht dagegen, diese Wertung auch für das neue Deutschland zu treffen?

Die dritte Frage ist für mich die wichtigste:
Warum passiert das immer wieder, dass die Mehrheit in vollem Bewusstsein und ohne Druck von außen gegen die eigenen Interessen entscheidet?

Sicher spielt die Propaganda eine wichtige Rolle, die schafft eine eigene Realität. Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, auch als grundsätzlich kritischer Mensch kommt man nicht so ohne weiteres auf die Idee, dass alle Politiker, Pfaffen, Berufsgewerkschafter, Journalisten und Professoren lügen.
Aber reicht das als Erklärung?

Zitat von Frank2000 im Beitrag #22
Deutsche-halten-hohe-Fluechtlingszahl-fuer-verkraftbar
http://www.welt.de/politik/deutschland/a...erkraftbar.html

In solchen Fällen sollte man auch die Frage nach der Seriosität dieser Umfragen aufwerfen. T-Online berichtete am 24.04.2015: Jeder zweite Deutsche will mehr Flüchtlinge aufnehmen.
Als Add-On zum Artikel eine immer noch offene eigene Umfrage, mit einem erstaunlichen Ergebnis. Bis jetzt haben 68860 Besucher auf Frage "50 Prozent der Deutschen sind dafür, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Gehören Sie dazu?" geantwortet. Davon
JA: 3037 Stimmen
NEIN: 65396 Stimmen
Keine Meinung: 427 Stimmen.

Mir ist schon klar, dass eine Umfrage mit repräsentativer Auswahl und ein im Netz von jedermann bedienbarer Radio-Button zwei Paar Schuhe sind.
Auf den anderen Seite kann ich nicht glauben, dass 68860 Teilnehmer einer Umfrage auf einer eher belanglosen Allerweltsseite sooo viel weniger repräsentativ sind als die von der Umfrageanstalt ausgewählten 1000.


Remember Khalid!

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

29.08.2015 20:15
#46 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Ich würde, werter KarstenK, dann auch mal aufs Einklinken eingehen:

Zitat von KarstenK im Beitrag #45
Dreiviertel haben für das Regime gestimmt.
"Wir mussten doch" sagen die später. Nur, das ist nicht mal die halbe Wahrheit. Die mussten waren auch die, die wollten. Ansonsten musste niemand. Sage ich mal so aus meiner und meiner Frau Erfahrung. Wir sind keine Helden, bei Drohung ernsthafter Repression hätten wir natürlich für das Regime gestimmt.
Ich bin Wessi und wirklich kein DDR-Experte, aber mir wurde immer gesagt, dass der typische "Wahlgang" so aussah, dass man einen Zettel in Empfang nahm und diesen, ohne den Umweg über eine Wahlkabine zu machen, einmal gefaltet in die Wahlurne steckte. Wer das tat, akzeptierte die Einheitsliste wie vorgedruckt. Ob das Aufsuchen einer Wahlkabine, um einzelne Kandidaten oder gleich die ganze Liste durchzustreichen, wirklich zu "ernsthaften Repressionen" führte, können die Betroffenen besser beurteilen. Aber natürlich exponiert sich derjenige, der so vorgeht, und auch schon weniger ernsthafte Repressionen können extrem lästig sein. Zumal, wenn man sich zu Recht fragen musste, was man damit eigentlich bewirken konnte. Dass unter solchen Umständen die Mehrheit den bequemeren Weg wählt, sollte man m.E. nicht mit Zustimmung verwechseln.
Zitat von KarstenK im Beitrag #45
T-Online berichtete am 24.04.2015: [url=http://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/umfragen/id_73764922/jeder-zweite-deutsche-will-mehr-fluechtlinge-aufnehmen.html] Jeder zweite Deutsche will mehr Flüchtlinge aufnehmen[/u
Das ist jetzt auch vier Monate her. Inzwischen reden die ersten Politiker von einer Million Neuankömmlinge dieses Jahr, und inzwischen sind die effektiven Probleme in weit mehr Kommunen angekommen. Solche Umfragen pflegen sich rapide mit dem Grad der eigenen Betroffenheit zu verändern.
Zitat von KarstenK im Beitrag #45
Auf den anderen Seite kann ich nicht glauben, dass 68860 Teilnehmer einer Umfrage auf einer eher belanglosen Allerweltsseite sooo viel weniger repräsentativ sind als die von der Umfrageanstalt ausgewählten 1000.
Doch, das ist so. Mal abgesehen davon, dass Online-Abstimmungen von Interessengruppen leicht zu manipulieren sind, wird eine offene Teilnahme immer insbesondere diejenigen anziehen, die ein starkes Interesse daran haben, dass die Abstimmung in ihrem Sinn ausgeht. Bei den rechten Aktivisten ist das klar: Die wollen ja die Mehrheitsmeinung des schweigenden Volkes vertreten. Und die linken wollen nicht etwa symmetrisch das Gleiche für sich in Anspruch nehmen: Denen wäre es ganz recht, wenn der Eindruck entstünde, die Deutschen seien mehrheitlich Ausländerfeinde. Die bezahlen ja sogar Studien, damit sowas als Ergebnis herauskommt.

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.526

29.08.2015 21:28
#47 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #33
1.000.000


zum 2.:

Zitat von FAZ, 29.08.
Der hessische Ministerpräsident, Volker Bouffier (CDU), hat die jüngste Flüchtlingsprognose der Bundesregierung in Zweifel gezogen. Er rechne für dieses Jahr mit rund einer Million Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen, sagte Bouffier am Freitagabend im hr-Fernsehen. Das wären noch einmal 200.000 Menschen mehr, als die aktuelle Schätzung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) prognostiziert. Allein im Juli seien 10.600 Menschen nach Hessen gekommen, sagte Bouffier, das sei das Hundertfache „von dem, was wir in den Jahren zuvor hatten.“



http://www.faz.net/aktuell/politik/inlan...e-13775090.html

PS: zur Erinnerung die bisherigen offiziellen Höchstzahlen:
Januar 2015: 250.000 - April 2015: 400.000 - Juni: 650.000 - Mitte August: 800.000



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

KarstenK ( gelöscht )
Beiträge:

03.09.2015 22:16
#48 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von Werwohlf im Beitrag #46
Zitat von KarstenK im Beitrag #45
Auf den anderen Seite kann ich nicht glauben, dass 68860 Teilnehmer einer Umfrage auf einer eher belanglosen Allerweltsseite sooo viel weniger repräsentativ sind als die von der Umfrageanstalt ausgewählten 1000.
Doch, das ist so. Mal abgesehen davon, dass Online-Abstimmungen von Interessengruppen leicht zu manipulieren sind, wird eine offene Teilnahme immer insbesondere diejenigen anziehen, die ein starkes Interesse daran haben, dass die Abstimmung in ihrem Sinn ausgeht. Bei den rechten Aktivisten ist das klar: Die wollen ja die Mehrheitsmeinung des schweigenden Volkes vertreten. Und die linken wollen nicht etwa symmetrisch das Gleiche für sich in Anspruch nehmen: Denen wäre es ganz recht, wenn der Eindruck entstünde, die Deutschen seien mehrheitlich Ausländerfeinde. Die bezahlen ja sogar Studien, damit sowas als Ergebnis herauskommt.
Muss man genauer ansehen. Manchmal erzählen die, dass morgen schon die NSDAP an die Macht kommt, wenn der Staat nicht sofort ein paar Millionen für die Berufsantifaschisten loseist.

Nach Bewilligung der Fördermittel pfeift der Wind aus der anderen Richtung. Da machen die sich in der ach so intelligenten Art regelmäßig darüber lustig, wie wenig die furchtbaren Rechten für ihre Sache mobilisieren können.
Kann man am Beispiel Xgida sehen

Erneute Pegida-Demo in Dresden: die 0,2 Prozent-Bewegung

Wir sind das Völkchen

… versammelten sich gestern Abend gerade einmal 500 Gida-Gänger in der Stadt. … Gekommen waren dafür über 3000 Leipziger, die sich den Gidas entgegen stellten.

usw.

Von Ende November bis Anfang Juni war ich bei jedem Pegida-Spaziergang dabei. Anfangs waren die polizeilichen Angaben zur Teilnehmerzahl ganz realistisch.
Mal hat die Polizei 9.000 gemeldet, Bachmann 10.500. Ist in Ordnung.
Ein andermal waren die Angaben 25.000 und 40.000. Passt auch.

Ab da kann man alle Zahlen in die Tonne treten.
Ende Januar gab es ziemlich schlechte Presse. Am 09. Februar bin ich mit der Erwartung hingegangen, dass heute wohl gerade mal 2000 kommen. Eine Viertelstunde vor geplantem Beginn waren auf dem Altmarkt tatsächlich nur ca. 2000.
Eine Viertelstunde nach Beginn sah das allerdings anders aus, was sich dann bei der Demo bestätigte. Das waren 8000, vielleicht noch mehr. Mit weniger geht ein Demonstrationszug in der Länge und Breite nicht. Hinterher sicherheitshalber noch mal die Fotos im Netz angesehen, da waren wirklich keine nennenswerten Lücken.

Im Gegenzug wird auf der anderen Seite kräftig aufgerundet. Am 10. Januar hat das Rathaus eine Gegenveranstaltung organisiert (und finanziert). Alle Staatsdiener in Sachsen haben von ihrer Dienstelle eine Einladung gekriegt, den Angestellten der Privatwirtschaft wurde die Einladung über die Wirtschaftsverbände zugestellt. Die Studenten der TU Dresden wurden ebenfalls vorgeladen, von anderen Unis habe ich keine Informationen, doch warum soll es da anders gewesen sein.
Bei so einem Aufwand ist eine hohe Teilnehmerzahl vorprogrammiert, egal wie viele wirklich da waren. Gemeldet wurde 35.000. Immerhin hat die DNN-Redaktion Online-Kommentare zugelassen, die diese 35.000 sachkundig und für jedermann nachvollziehbar falsifiziert haben. Gleiches bei der BILD.

Letzten Sonnabend haben in Dresden wieder die Guten demonstriert. 5.000 sollen es gewesen sein.
Sehen Sie die Bilder in der DNN. Ich sehe 1.000, mit größtem Wohlwollen vielleicht aufgerundet auf 2.000. Diesmal hat die Redaktion die Kritik kommen sehen und die Kommentierung gar nicht erst zugelassen.
Recht so!


Remember Khalid!

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.526

04.09.2015 17:53
#49 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #32
was diese Genderistas da eigentlich den lieben-langen Tag treiben.

http://nicolaus-fest.de/talkshow-pinups-...ssige-sexismus/

Zitat von Nicolaus Fest, 3.9.
Was auch hier in einiger Zeit zu erwarten ist, macht laut DailyMail die Universität Tennessee vor. Deren Gleichstellungsbeauftragte hat nun geschlechtsneutrale, gender-korrekte Artikel eingeführt. Aus ‚he’ und ‚she’ wird einheitlich ‚ze’, aus ‚her’ und ‚him’ wird ‚hir’ and ‚zir’. Completely bonkers, zu deutsch: Total meschugge. Aber auch in hiesigen Behörden sind bereits Arbeitsgruppen mit der Einführung ‚geschlechtsneutraler’ Anreden befasst. Für linken Quatsch ist immer Geld vorhanden.



"University of Tennessee tells staff and students to stop using 'he' and 'she' - and switch to 'xe', 'zir' and 'xyr' instead"



Und bei Akif P., "Deutschland von Sinnen", S. 250, finde ich dieses Glanzstück gehobener Dialektik von Judith Butler:

Zitat von 'Further Reflections on the Conversations of Our Time.' Diacritics (Volume 27, Number 1, Spring 1997, pp. 13-15
"The move from a structuralist account in which capital is understood to structure social relations in relatively homologous ways to a view of hegemony in which power relations are subject to repetition, convergence, and rearticulation brought the question of temporality into the thinking of structure, and marked a shift from a form of Althusserian theory that takes structural totalities as theoretical objects to one in which the insights into the contingent possibility of structure inaugurate a renewed conception of hegemony as bound up with the contingent sites and strategies of the rearticulation of power."



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

04.09.2015 18:10
#50 RE: Flüchtlingszahlen. Am Beispiel NRW Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #49
Und bei Akif P., "Deutschland von Sinnen", S. 250, finde ich dieses Glanzstück gehobener Dialektik von Judith Butler:

Zitat
"The move from a structuralist account in which capital is understood to structure social relations in relatively homologous ways to a view of hegemony in which power relations are subject to repetition, convergence, and rearticulation brought the question of temporality into the thinking of structure, and marked a shift from a form of Althusserian theory that takes structural totalities as theoretical objects to one in which the insights into the contingent possibility of structure inaugurate a renewed conception of hegemony as bound up with the contingent sites and strategies of the rearticulation of power."


Dieser Satz ist, neben anderen Qualitäten, die ihn zum Gegen*beispiel in einer Lehrstunde "Wie schreibe ich meine Dissertation nicht*?" eignen, vor allem tautologisch: "The move from A to B marked a shift from A' to B'", wobei A' und B' im wesentlichen Varianten von A bzw. B sind. Will sagen, das ist Murks, unabhängig von der Frage, was A und B im einzelnen bedeuten mögen (falls überhaupt).

*"Gegen" und "nicht" sind natürlich ggf. zu streichen.

OK, "brought temporality into the thinking of structure", das ist immerhin fast ein Gedanke.

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