Zitat von ZettelSie haben "Die Politiker lügen"? Prima. Gratuliere. Sie haben Ihr Ohr am Mund des Volkes. Sie wissen, was auch noch der Doofste über "die Politiker" weiß.
Du lässt allerdings offen, wie jetzt auch der Doofste oder auch das Volk zu diesem Eindruck kommt, vor allen Dingen diejenigen, die nicht aktiv am politischen Geschäft teilnehmen, sondern deren Teilhabe sich, wenn überhaupt, auf den Urnengang beschränkt.
Ich denke, dear C., es ist wie mit allen Vorurteilen: Es ist ja was dran. Daß man nicht nur in der eigentlichen Politik, sondern in allen Gremien, bei jeder Verhandlung nicht blauäugig seine Meinung sagen darf, sondern sich taktisch verhalten muß, liegt doch auf der Hand. (Mir ist da meine Juso-Zeit gelegentlich schon mal zugute gekommen ).
Aber wie alle Vorurteile ist das eben nur das Offensichtliche, das auf der Hand Liegende. Was ebenso wahr - und wichtiger - ist, daß nämlich Politik ohne Vertrauen und Zuverlässigkeit nicht funktionieren kann, das ist in diesem Vorurteil nicht repräsentiert. So wie, sagen wir, bestimmte offensichtliche Eigenschaften vieler Franzosen - Freude am guten Essen, am guten Leben überhaupt usw. - in unserem Bild "vom Franzosen" enthalten sind; andere - die Hochschätzung der Bildung, die Bürokratie zB - aber viel weniger.
Übrigens ist mir im Nachhinein zu dem Artikel noch eingefallen, wie eigenartig Geheimdienste Vertrauen und Zuverlässigkeit betonen - ausgerechnet die! In internen Beurteilungen von IMs durch das MfS taucht das immer wieder auf - daß der Betreffende ehrlich und zuverlässig sei.
Noch nicht mal bei den Schlapphüten würde es funktionieren, wenn alle sich so verlogen verhielten, wie sich Walter die Politik vorstellt. (Vermutlich wird sein Bild von der Politik zu sehr von den Linken seiner Generation der Spät-Achtundsechziger geprägt, könnte man boshaft vermuten).
Zitat von C. Ob jetzt Politiker lügen oder nicht, wird der Doofste in den seltenste Fällen durch eigen Anschauung feststellen können, sondern es wird ihm in aufbereitet nahegebracht, sowohl von Politikern als auch von der "vierten Staatsgewalt," den Medien.
Ich kann mich nicht erinnern, daß das vor den siebziger Jahren so gewesen wäre. Der Vorwurf der "Lüge" ist groß in Mode gekommen, als selbsternannte Moralisten sich in den Medien ausbreiteten.
Dabei wurde die Moral als Instrument im politischen Kampf mißbraucht. Nicht nur in Deutschland. Präsident Bush zB hat in Bezug auf den Irak-Krieg vermutlich weniger "gelogen" als die meisten Staatsmänner in vergleichbarer Situation. Aber dieser Vorwurf der Lüge wurde erfolgreich in den Mittelpunkt der Propaganda gegen ihn gestellt. In den USA und dann noch monströser in Deutschland.
Zitat von C.Allerdings macht es der Doofste in seinr Funktion als Wähler dem Politiker nicht leicht. Auf der einen Seite schätzt er Glaubwürdigkeit hoch ein (Ypsilanti galt nach Umfragen glaubwürdiger als Koch, Kochs Vorstoß in Sachen Kriminalität jugendlicher Migranten wurde in der Sache als richtig, aber als unglaubwürdig wahrgenommen), auf der anderen Seite straft er Ehrlichkeit in Wahlkämpfen trocken ab (wie die Ankündigungen der CDU zur Mehrwertsteuererhöhung).
Stimmt, das ist ein interessanter Widerspruch. Ich glaube, das ist allerdings menschlich-allzumenschlich. Es ist wie in einer Beziehung: "Liebling, sag mir ehrlich, wie es mit uns steht. Aber sag nicht, daß du mich nicht mehr liebst".
Mundus vult decipitur. Man sieht das ja im Augenblick daran, wie Obama mit seinen Märchen von dem ganz anderen Amerika, wenn nur alle zusammenstehen, die Leute belabert.
Zitat von C.Was allerdings jetzt abläuft, ist nicht nur die Beleidigung von denen, die das alles schon vorher geahnt haben, sondern auch des Doofsten.
Tja, dear C., ich hätte es auch schöner gefunden, wenn nur du und ich und die, die hier mitlesen, uns zu Recht beleidigt fühlen dürften.
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