Lieber Zettel, mich beschäeftigt dieses Thema auch sehr. Hier ein paar ungeordnete Ansätze: -1989 stand die alte Bundesrepublik schon nicht mehr so gut da, wie man glaubte. Dennoch hat man das ganze bürokratische System auf die neuen Länder übertragen. -Die demografische Situation war der in den 50er Jahren nicht vergleichbar, es gab nicht so viele junge Leute, die etwas Neues schaffen wollten. Es wurde oben ja schon angedeutet, dass gerade die intelligenten und ehrgeizigen Leute weggezogen sind. -Zeitgleich verstärkte sich die Globalisierung, Ostdeutschland musste mit Asien, Osteuropa etc. konkurrieren. - Man hat nach dem Fall der Mauer nur die oberflächlichen Probleme (Rumpelstraßen,vergammelte, hässliche Häuser)gesehen, die der Sozialismus hinterlassen hatte. Viel schlimmer waren aber ja die geistig-moralischen Folgen. Deshalb war es ein Fehler, über Steuersubventionen so viel Geld in Immobilien zu pumpen, das Geld hätte man besser anlegen können. -Gerade weil so viele Gelder geflossen sind, haben viele Leute geglaubt, das Wirtschaftswunder würde quasi von alleine kommen. Ich hab von Stadtverwaltungen der Nachwendezeit gehört, die Vertreter großer Konzerne nach Gutsherrenart behandelt haben ("wer hier investiert, entscheide ich"). Zur Wendezeit soll mal eine Frau im Fernsehen gesagt haben, jetzt wolle man am liebsten erstmal in Urlaub fahren, derweil die Wessis das Land aufbauen.. -Wieso die Marktwirtschaft in der Ex-DDR so viel schlechter angesehen ist als zB in Tschechien oder Polen weiß ich auch nicht. Dort haben ja zumindest zum Teil wirkliche Liberale/Konservative das Sagen, etwa Vaclav Klaus. -Ich finde, der Begriff der "blühenden Landschaften" ist falsch aufgefasst worden als "Paradies auf Erden". Gemeint hat Kohl, denke ich, dass das Land trotz bestehender Probleme eine gute Entwicklung nimmt. -Insgesamt hat sich in den letzten Jahren doch auch viel gebessert. Trotz des Erfolgs der PDS sind die Animositäten zwischen Ost- und Westdeutschen zurückgegangen. Viele Unternehmen haben sich am Markt etabliert, das verarbeitende Gewerbe verbucht beeindruckende Zuwachsraten. Das Problem mit dem steigenden Anteil nicht integrierter Einwanderer wäre ohne die Wiedervereinigung noch schlimmer. Durch die hohen Kosten, die die Wiedervereinigung verursacht hat, musste sich das Land zumindest zum Teil den Herausforderungen der Zukunft stellen. Anderenfalls hätte man dies noch viel länger auf die lange Bank schieben können. Herzlich, Chripa
|