im Kern sind wir uns einig. Im Einzelnen habe ich ein paar Anmerkungen:
Zitat von KalliasEine Gesellschaft ist nicht erst dann frei, wenn es keine illiberalen Eiferer mehr gibt. Dh. auch in einer freien Gesellschaft braucht es etwas Mumm gegenüber diesen.
Das sehe ich ganz genau so. Ich würde noch weiter gehen: Gerade in ihrer Fähigkeit, auch illiberale Eiferer zu ertragen, zeigt sich die Liberalität einer Gesellschaft.
Beck ist ein solcher Eiferer, so wie der Kardinal Meisner ein solcher Eiferer ist. Beide müssen wir ertragen.
Zitat von Kallias Beck jedenfalls hat das Recht sich zu empören und die Ministerin kann ihre Schirmherrschaft nach Gutdünken zurückziehen.
Da würde ich einen Unterschied machen.
Beck hat jedes Recht der Welt, sich zu empören. Genauso, wie die Katholische Kirche jedes Recht der Welt hat, sich über Volker Beck zu empören.
Bei der Schirmherrschaft ist es aus meiner Sicht anders. Wenn sich Frau von der Leyen zuvor das Programm angesehen und dann signalisiert hätte, daß sie für diese Veranstaltung die Schirmherrschaft nicht übernehmen möchte - nichts dagegen zu sagen. Aber aus der Pressemitteilung des Bundestags geht ja hervor, daß das Ministerium interveniert hat.
Ein Ministerium hat aber nicht zu intervenieren, um das Programm einer solchen Veranstaltung zu beeinflussen. Das ist Machtmißbrauch. Zumal dieser Intervention von Frau von der Leyen eine Intervention von Volker Beck in Gestalt einer Kleinen Anfrage vorausgegangen war. Damit hat das Ministerium dem Eiferer nachgegeben.
Zitat von KalliasWer sich davon beeindrucken läßt, ist schon selber schuld. Oder anders gesagt, die Bedrohung der Freiheit liegt mehr im mangelnden "Männerstolz vor Königsthronen", als in der Aggressivität von Freiheitsfeinden. Eine Gesellschaft von Schafen ist selbst dann unfrei, wenn es keine Wölfe gibt...
Genau so ist es.
Zitat von KalliasEine andere Frage ist, wie eine Ministerin eine konfessionelle Veranstaltung unterstützen kann. Sie schreiben: "Nur, wer die falschen Gedanken hat, die aus der Sicht von Petra Pau falschen Gedanken, dem streicht der Staat eben das Geld." Ich weiß jetzt nicht, ob der Staat überhaupt Geld gegeben hat, aber wenn doch, dann wäre es schon dreist, das Geld, das auch Katholiken, Atheisten, Muslime usw. in die Staatsschatulle abliefern mussten, einem evangelischen Verein zu schenken!
Wie es in diesem Fall ist, weiß ich nicht, lieber Kallias. Ich habe mich auf die Passage in der Stellungnahme von Pau bezogen, in der sie schreibt: "Die Gedanken sind frei. Aber sie sollten dann nicht noch durch staatliche Zuschüsse und durch eine Schirmherrschaft der Regierung befördert werden."
Frau Pau behauptet damit, wenn ich sie richtig verstehe, daß es die Zusage von Zuschüssen gegeben hat. Und sie spricht sich dagegen aus, weil sie mit diesem Seminar nicht einverstanden ist. Das ist totalitäres Denken.
Wie sollte es allgemein gehandhabt werden? Ich bin mir da nicht sicher, lieber Kallias. Einerseits stimme ich Ihnen zu, daß der Staat sich aus der Religion heraushalten sollte. Andrerseits gibt es bei uns eine Tradition der Jugendförderung. Ohne sie würde ein großer Teil der Jugendarbeit zusammenbrechen.
Ich habe das staunend kennengelernt, als ich in den siebziger Jahren bei den Jusos aktiv war. Was dieser "Bundesjugendplan", was der "Landesjugendplan" alles in seinem Füllhorn hat - darüber kann man nur staunen. Das Zauberwort "Jugendarbeit" ist wie das Entdecken einer Bonanza.
Sollte man das alles streichen? Liberalen Prinzipien entspräche ist. In den USA wäre so etwas undenkbar. Aber in den USA gibt es eine Bereitschaft zum Spenden, von der wir uns auch kaum eine Vorstellung machen können. Eine Selbstlosigkeit der Bürger, eine Bereitschaft, für etwas, das sie gut finden, auch Geld springen zu lassen, wie wir sie jetzt gerade wieder bei der Finanzierung des Wahlkampfs von Obama sehen. Da können Sportvereine, da können die Kirchen ihre Arbeit auch ohne staatliche Zuschüsse machen.
Aber bei uns?
Herzlich, Zettel
PS: Willkommen im Kleinen Zimmer! Ich freue mich auf weitere so präzise argumentierende Beiträge von Ihnen.
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