"Bei der Schirmherrschaft ist es aus meiner Sicht anders. Wenn sich Frau von der Leyen zuvor das Programm angesehen und dann signalisiert hätte, daß sie für diese Veranstaltung die Schirmherrschaft nicht übernehmen möchte - nichts dagegen zu sagen. Aber aus der Pressemitteilung des Bundestags geht ja hervor, daß das Ministerium interveniert hat."
Sicher, das Ministerium hatte vorher genauer hinsehen sollen; aber wieso es eine Bevormundung ist, wenn es seinen Irrtum später korrigiert, erschließt sich mir nicht recht. Vielleicht macht hier ja der Stil den Unterschied: wenn das Ministerium den Kuhhandel (Seminarverzicht gegen Aufrechterhaltung der Schirmherrschaft) vorgeschlagen hat wäre das anmaßend gewesen, falls die Christival-Leute den Seminarverzicht angeboten haben sollten, wäre dem Ministerium wohl nichts vorzuwerfen.
"Wie sollte es allgemein gehandhabt werden? Ich bin mir da nicht sicher, lieber Kallias. Einerseits stimme ich Ihnen zu, daß der Staat sich aus der Religion heraushalten sollte. Andrerseits gibt es bei uns eine Tradition der Jugendförderung. Ohne sie würde ein großer Teil der Jugendarbeit zusammenbrechen."
Man muß ja nicht gleich alle Brücken abbrechen. Es gibt einen Unterschied z.B. zwischen dem kirchlichen Gottesdienstbetrieb und den christlichen Kindergärten, die sich von den staatlichen kaum mehr als durch das Kruzifix unterscheiden (jedenfalls war das in den 1960er Jahren so - konfessionelle Indoktrination habe ich erst später an der staatlichen Schule erlebt ;-). Die kann der Staat jedenfalls ruhig weiter unterstützen, wenn's nun mal der Brauch bei uns ist.
Aber was ist mit Veranstaltungen, die in der Mitte zwischen Gottesdienst und Kindergarten stehen, wie Weltjugendtreffen, Kirchentage oder dies "Christival"? Ich finde in diesen Fällen sollte der Staat sich besser zurückhalten.
Was wäre aber das Abgrenzungskriterium? Ein exaktes wird es kaum geben können: das kirchlich und das sozial Nützliche vermischen sich in allen diesen Fällen mehr oder weniger. Als Faustformel schlage ich vor: Man kann solche christlichen Werke öffentlich unterstützen, die auch durch rein weltliche Nächstenliebe ausreichend motiviert wären; wie etwa Krankenpflege u.dgl. Ein Christival hingegen würden Atheisten oder Muslime niemals aufziehen, also ist es etwas Konfessionelles, auch wenn die Kinder ihren profanen Spaß dabei haben.
Diese (etwas grobe) Formel hat noch eine (genauso grobe) Umkehrung - auch wenn das jetzt vom Freiheitsthema etwas wegführt. Jedenfalls bin ich der Meinung, daß man als Anhänger einer Religion der Liebe nichts organisieren sollte, was auch ohne Nächstenliebe ausreichend motiviert wäre. Zum Beispiel ist die Diakonie eines der wirksamsten Instrumente der christlichen Propaganda Fidei, und es braucht daher gar keine Nächstenliebe, sondern nur kirchlichen Ausbreitungswillen, um sich in dieser Weise zu engagieren. Das führt eine Zweideutigkeit herbei, die ich an der christlichen Religion unerfreulich finde.
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