Wenn im Rahmen einer anderen öffentlich geförderten Veranstaltung, sagen wir einer Woche zur Psychologie, eine Veranstaltung organisiert würde mit dem Titel „Die Christliche Religion als Ausdruck des übermächtigen Über-Ich und der psychoanalytische Weg der Befreiung vom Christentum als Stufe zur Mündigkeit des Menschen“, hätte vermutlich kein Hahn danach gekräht, der Pfarrer hätte kurz seufzend den Kopf geschüttelt und wäre dann zur Tagesordnung übergegangen.
Nun könnte man ganz leicht den Schluss ziehen: Unter dem Deckmäntelchen „Toleranz“ siegte in Zettels Beispiel eigentlich die Intoleranz, die mit drohenden Etiketten wie „Intoleranz, fundamentalistisch, diskriminierend, homophob“ etc. die kontroverse Meinung zum Schweigen brachte (denn wer will schon so bezeichnet werden) und bewirkte, dass das Seminar abgesagt wurde.
Aber ganz so einfach ist es auch wieder nicht. Muss man nicht inhaltlich die Frage stellen: ist es diskriminierend oder herabwürdigend, als „psychisch gestört“ bezeichnet zu werden? Und zwar im Zusammenhang mit einer Vergangenheit, in der tatsächlich Homosexuelle aktiv diskriminiert wurden? Würde man nicht ein Seminar mit dem Titel „Rasse und IQ – neue Forschungsergebnisse und deren soziokultureller Hintergrund“ auch absagen? (s. die Empörung um James Watson).
Sollte es keine genetische Verankerung für Homosexualität geben, muss eine psychische Verursachung nicht „krank“ bedeuten - im Gegenteil, es könnte auch eine psychisch gesunde Reaktion und Lösung eines Konflikts bedeuten. Und selbst wenn man der Meinung ist, dass Homosexualität „krank“ ist, gilt, dass sich der Wert des Menschen nicht daraus definiert, ob er gesund oder in irgendeinem Grad oder in irgendeiner Form krank ist. Insofern ist es zwar unangenehm, aber weder diskriminierend noch herabwürdigend, als „krank“ bezeichnet zu werden.
Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass solche Haltungen sehr schnell missbraucht werden und tatsächlicher Diskriminierung Tür und Tor öffnen bishin zu den KZs der Nazis.
Insofern ist es vielleicht gut, dass diese Themen intellektuelle Minenfelder sind und bleiben. Sich da argumentativ zu bewegen erfordert eine genaue Unterscheidungsgabe und Mut:
Zitat von Kalliasdie Bedrohung der Freiheit liegt mehr im mangelnden "Männerstolz vor Königsthronen", als in der Aggressivität von Freiheitsfeinden.
Perfekt von Kallias ausgedrückt, finde ich.
Ich denke immer: Wenn Diskussionen aus Angst, in die rechte Ecke gestellt zu werden nicht mehr stattfinden, hat Hitler sich durch die Hintertür schon wieder eingeschlichen.
Die Intervenierung des Familienministeriums ist beunruhigend, finde ich. Aber es passt zur deutschen (staatsgläubigen) Mentalität.
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