Zitat von ex-blondMuss man nicht inhaltlich die Frage stellen: ist es diskriminierend oder herabwürdigend, als „psychisch gestört“ bezeichnet zu werden? Und zwar im Zusammenhang mit einer Vergangenheit, in der tatsächlich Homosexuelle aktiv diskriminiert wurden?
Die Frage ist nur allzu berechtigt. Hätte jemand ein Seminar angekündigt, in dessen Beschreibung zB der Satz gestanden hätte "Alle Homosexuelle sind psychisch gestört" oder "Homosexuelle sind psychisch kranke Menschen", dann wäre das zweifellos inakzeptabel.
Nur geht in der Stellungnahme der Veranstalter, die ich zitiert habe, nichts Derartiges hervor. Daß es Menschen gibt, die unter ihrer Homosexualität leiden, ist ja nicht zu bestreiten. Daß sie, wie jeder andere auch, Anspruch auf eine Therapie haben, wenn sie diese denn wollen, erscheint mir auch evident. Das sollte, soweit ich das verstehe, das Thema des Seminar sein: Wie man solchen Menschen helfen kann.
Zitat von ex-blondWürde man nicht ein Seminar mit dem Titel „Rasse und IQ – neue Forschungsergebnisse und deren soziokultureller Hintergrund“ auch absagen? (s. die Empörung um James Watson).
Warum sollte man das absagen?
Zitat von ex-blondSollte es keine genetische Verankerung für Homosexualität geben, muss eine psychische Verursachung nicht „krank“ bedeuten - im Gegenteil, es könnte auch eine psychisch gesunde Reaktion und Lösung eines Konflikts bedeuten. Und selbst wenn man der Meinung ist, dass Homosexualität „krank“ ist, gilt, dass sich der Wert des Menschen nicht daraus definiert, ob er gesund oder in irgendeinem Grad oder in irgendeiner Form krank ist. Insofern ist es zwar unangenehm, aber weder diskriminierend noch herabwürdigend, als „krank“ bezeichnet zu werden.
Das sehe ich auch so. Was die Homosexualität angeht, so tendiere ich zu zwei Vermutungen:
Erstens, wie jede sexuelle Orientierung kann auch die homosexuelle mit einem glücklichen, unproblematischen Sexual- und Liebesleben einhergehen. Es gibt - soweit ich sehe - nichts Intrinsisches an der Homosexualität, das ein Leiden an ihr begründen würde.
Zweitens, jede sexuelle Orientierung kann aber zum Leiden führen. Das kann bei einem Heterosexuellen der Fall sein, der mit seiner Sexualität nicht zurechtkommt; es kann bei allen Spielarten der Fall sein, vom Voyeurismus bis zum Sadomasochismus. Es ist eklatant natürlich dann der Fall, wenn die sexuelle Orientierung, wie im Fall der Pädophilie, jemanden dazu disponiert, straffällig zu werden.
Und wenn - warum auch immer - jemand unter seiner Sexualtät leidet, dann hat er Anspruch auf Gehör, auf Hilfe, gegebenenfalls auf Therapie.
Zitat von ex-blondDie Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass solche Haltungen sehr schnell missbraucht werden und tatsächlicher Diskriminierung Tür und Tor öffnen bishin zu den KZs der Nazis. Insofern ist es vielleicht gut, dass diese Themen intellektuelle Minenfelder sind und bleiben.
Minenfelder sind aber gefährlich. Ich stimme zu, daß diese Gefahr besteht. Aber gerade deshalb sollte man solche Themen meines Erachtens nicht ausklammern, sondern sie offen diskutieren. Verdrängen ist immer die schlechteste Lösung; Tabus nützen nie.
Zitat von ex-blond Sich da argumentativ zu bewegen erfordert eine genaue Unterscheidungsgabe und Mut:
Zitat von Kalliasdie Bedrohung der Freiheit liegt mehr im mangelnden "Männerstolz vor Königsthronen", als in der Aggressivität von Freiheitsfeinden.
Perfekt von Kallias ausgedrückt, finde ich. Ich denke immer: Wenn Diskussionen aus Angst, in die rechte Ecke gestellt zu werden nicht mehr stattfinden, hat Hitler sich durch die Hintertür schon wieder eingeschlichen.
Das sehe ich genauso. Solche Diskussionen müssen geführt werden, aber sie müssen eben auch ernsthaft und rational geführt werden.
Ich sehe das Problem, daß genau wegen der Neigung zum Ausklammern, zum Verdrängen, solche Themen so emotional besetzt werden, daß Diskussionen, wenn sie stattfinden, leicht entgleisen.
Ihre Beitrag, liebe Ex-Blond, habe ich als ein Musterbeispiel für eine nachdenkliche, ehrliche und rationale Stellungnahme wahrgenommen. Dank dafür!
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