zunächst einmal Dank dafür, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, meinen Artikel so ausführlich zu kritisieren. Das war Anlaß für mich, über das Eine oder Andere noch einmal nachzudenken, auch manches zusätzlich zu recherchieren.
Meine Auffassung hat sich dadurch - das wird Sie vielleicht enttäuschen, aber es ist nun einmal so - nicht geändert. Aber das muß ja kein Hindernis für eine fruchtbare Diskussion sein. Vor allem, könnte ich mir denken, zu dem Teil 2 meiner Antwort, der jetzt noch aussteht und von dem ich im Augenblick leider nicht sagen kann, wann ich Zeit finden werde, ihn zu schreiben.
Ich will nämlich meine Antwort so teilen: Jetzt soll es nur um das gehen, was eigentlich nebensächlich ist - Ihre Kritik, in meinen Artikel hätten sich "Fehler eingeschlichen", ich hätte "Zusammenhänge herbeigeschrieben" und dergleichen. In Teil 2 will ich, nachdem dieses - hoffentlich! - weggeräumt ist, mich mit dem befassen, worum es mir (und, denke ich, auch Ihnen) eigentlich geht: Freiheit, Rechte von Homosexuellen, staatliche Intervention und ihre Grenzen; dergleichen.
Jetzt also zu der angesprochenen Kritik, die Sie an der Richtigkeit und Genauigkeit meines Textes üben.
Ich habe diese Kritik an einzelnen Stellen meines Artikels mit dessen Text verglichen und kann nicht finden, daß sie berechtigt ist. Ich habe fair zitiert. Was ich an Tatsachen berichte, hält der Nachprüfung stand.
Es kann einem Autor ja passieren, daß ihm Ungenauigkeiten unterlaufen. Wenn das der Fall gewesen wäre, dann würde ich jetzt die Richtigstellung anerkennen und eine Korrektur vornehmen. Aber ich habe dergleichen nach sorgfältiger Prüfung eben nicht finden können.
Ich stehe zu jedem Wort dessen, was ich in dem Artikel geschrieben habe. Und kann allerdings Ihnen den Vorwurf nicht ersparen, daß Sie Ungenauigkeiten in meinen Text hineininterpretieren.
Es wäre ermüdend und auch für den Leser wenig ersprießlich, wenn ich das Punkt für Punkt darlegen würde. Ich will es, pars pro toto für eine Textpassage tun, dort aber ausführlich. Es geht um den von mir nach Ihrer Ansicht "herbeigeschriebenen Zusammenhang".
Zitat von IdeaUrsprünglich war es der Wunsch der Veranstalter, dass in allen Straßenbahnen während des Festivals Musikgruppen auftreten. Die jetzige Vereinbarung sehe vor, dass dies nur in speziell gekennzeichneten Fahrzeugen geschieht, sagte BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer am 21. April auf idea-Anfrage. (...)
Er begründete dies unter anderem damit, dass politische Vertreter scharfe Kritik an der Ausrichtung des Treffens geübt hätten.
Das habe ich so kommentiert:
Zitat von ZettelJetzt verknoten sich die Themen "Christival" und "Straßenbahn" mit dem Thema "Homosexualität". Die Einschränkung der Musikdarbietungen in den Wagen der BSAG geschah nämlich nicht, jedenfalls nicht primär, um die Nerven und die Ohren der Fahrgäste zu schonen.
Dazu nun schreiben Sie, lieber Autor:
Zitat von Gay WestSo kann Zettel die Verbindung herstellen zwischen der Kritik an dem “Schwulenheilungsseminar” und der Beschränkung der Missionsmusik auf einige Straßenbahnen. Bei Idea sind aber noch andere Gründe für die BSAG-Entscheidung zu lesen. (...) Von Homosexualität war in diesem Zusammenhang offenbar gar nicht die Rede. Was Zettel nicht daran hindert, einen Zusammenhang herbei zu schreiben, den so wohl außer ihm nur noch Evangelikale sehen würden.
Aber schauen Sie, daß es "noch andere Gründe" gab, habe ich doch gar nicht bestritten. Im Gegenteil, ich habe ausdrücklich ein "jedenfalls nicht primär" eingefügt, um auf diese anderen Gründe hinzuweisen.
Weiter: Nicht Zettel hat "die Verbindung hergestellt", sondern der Sprecher der BSAG: "Er begründete dies unter anderem damit, dass politische Vertreter scharfe Kritik an der Ausrichtung des Treffens geübt hätten."
In der Meldung heißt es dann weiter zur Erläuterung: "Die Attacken links orientierter Kreise kommen vor allem aus den Reihen von Bündnis 90/Die Grünen. Ein Seminar „Homosexualität verstehen – Chance zur Veränderung“ wurde nach Protesten des Ersten Parlamentarischen Geschäftsführers der Grünen im Bundestag, Volker Beck, abgesagt."
Sie haben Recht, daß aus dem Text der Meldung nicht eindeutig hervorgeht, daß dieser Satz nicht mehr den Sprecher Meyer zitiert, sondern eine Erläuterung von Idea ist. Aber das können Sie nicht mir anlasten. Ich konnte die Meldung ja nicht anders zitieren, als sie nun einmal formuliert worden war.
Also nicht ich habe eine "Verbindung hergestellt" oder einen "Zusammenhang herbeigeschrieben", sondern ich habe schlicht das zitiert und auch für meine Argumentation übernommen, was in der Meldung des Nachrichtenportals "Idea" zu lesen war.
Nun können Sie natürlich sagen, daß ich das nicht hätte tun dürfen, weil diese Meldung falsch sei. Aber sie ist ja - jedenfalls in diesem Punkt, über den wir jetzt reden - nachweislich richtig.
Denn als, wie es der BASG-Sprecher Meyer sagte, "politische Vertreter scharfe Kritik an der Ausrichtung des Treffens geübt" haben, geschah das - sicher nicht ausschließlich, aber doch an wichtigster Stelle, nämlich im Bundestag - in Form einer
Zitat von Kleine AnfrageKleine[n] Anfrage der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Josef Philip Winkler, Hans-Christian Ströbele, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 16/7917 "Antihomosexuelle Seminare und pseudowissenschaftliche Therapieangebote religiöser Fundamentalisten".
Den Link zu dieser Kleinen Anfrage und auch den zur Antwort der Bundesregierung finden Sie in der Pressemittelung des Bundestags, die ich in dem Artikel zitiert habe. Auch zuvor hatte übrigens, wie hier zitiert, Volker Beck schon "gefährliche Psychokurse und minderheitenfeindliche Angebote" auf dem Christival kritisiert.
Ihre Kritik, lieber Autor, ich hätte "einen Zusammenhang herbeigeschrieben", ist also in jeder Hinsicht unzutreffend. Ich habe erstens nur Idea zitiert. Zweitens ist das, was Idea in diesem Punkt geschrieben hat, zutreffend: Die Kritik, die unter anderem der Grund für die Einschränkung des Musikprogramms war, hatte sich auf das Seminar zur Homosexualität bezogen. Gewiß nicht ausschließlich (von anderen waren zum Beispiel auch Veranstaltungen zur Abtreibung kritisiert worden); aber sie hatte sich darauf bezogen. So, wie ich es geschrieben habe.
So ist es auch - ich habe es einzeln nachgeprüft - bei den anderen Punkten, in denen sie mir vorwerfen, daß sich "Fehler eingeschlichen" oder daß ich "Zusammenhänge herbeigeschrieben" hätte. Es ist nicht so.
Falls Sie möchten, daß ich das Punkt für Punkt nachweise, dann will ich das gern tun. Nennen Sie dann bitte die Punkte, bei denen Sie überzeugt sind, daß ich falsch oder ungenau berichtet habe, und ich werde das dann ähnlich ausführlich beantworten wie jetzt den obigen Punkt.
Nur tue ich es von mir aus nicht, weil es erstens, denke ich, für den Leser langweilig wäre und zweitens auch eine unersprießlich Arbeit des Schreibens für mich.
Eine (vorerst) letzte Bemerkung: Natürlich kann man über Bewertungen streiten.
Sie, lieber Autor, sind zum Beispiel der Meinung, die Evangelikalen seien keine Evangelischen. ("Es ist wahrlich kein evangelisches Jugendtreffen, das da in Bremen statt findet, sondern eben ein evangelikales.") Ich sehe sie als einen Teil des Protestantismus. Eines Teils, dem ich noch ferner stehe als der christlichen Religion überhaupt; aber ich spreche diesen Menschen nicht ab, Protestanten zu sein. So, wie ich den Kommunisten nicht abspreche, Linke zu sein, und den Wahabiten nicht abspreche, Moslems zu sein.
Es ist Ihr Recht, das anders zu sehen, selbstverständlich. Aber es handelt sich hier um unterschiedliche Bewertungen, nicht um sachliche Fehler oder Ungenauigkeiten.
Damit, lieber Autor, möchte ich diesen ersten Teil meiner Antwort abschließen. Er betrifft, wie gesagt, nicht das Eigentliche, über das zu streiten sich wirklich lohnt. Darauf - die Themen Freiheit, Menschenwürde, Rechte des Staats, bei Veranstaltungen wie dem Christival zu "intevenieren" - will ich im zweiten Teil eingehen.
Der demnächst kommt, wenn ich Zeit zum Schreiben habe. Hopefully.
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