Zitat von ZettelEine Ungleichzeitigkeit führt dazu, daß eine Entwicklung durch herrschende Verhältnisse behindert, in "Fesseln" gelegt wurde. Nur waren es nicht die Produktivkräfte, die durch die Produktionsverhältnisse gefesselt waren. Sondern eine Generation, die in Frieden, Freiheit und wachsendem Wohlstand aufgewachsen war, empfand die Moral ihre Eltern- und Großelterngeneration, die auf ganz andere Zeiten zugeschnitten gewesen war, als beeinträchtigend und rebellierte gegen sie.
War es denn eine Rebellion auch gegen die Großeltern? Die Aspekte des Hedonismus und Altruismus bei den 68ern sind unbestreitbar vorhanden gewesen, in meinem Erleben, als ab 1974 eine Serie linker 68er-Junglehrer an mein Gymnasium kam, fand ich jedoch eine andere Seite viel auffälliger. Nämlich die Anhänglichkeit an die Welt der Großeltern. Man trug wieder Ideologie und Drahtbrille. Kein Thema war im Unterricht wichtiger als die Soziale Frage des 19. Jh. Die unpolitischen Sachzwang-Technokraten wurden abgelehnt, man bevorzugte den Altbau, die Innenstädte, hielt nichts von Scheibenhäusern und Autobahnen, und halluzinierte eine Klassengesellschaft, wie sie von Denkern des 19. Jh. beschrieben oder ausgedacht worden war. Politische Literatur der 1920er Jahre wurde ausgegraben und neu aufgelegt. Man war stolz auf den kommunistischen Opa.
Mir kommt "68" als Reaktion auf die extrem rasche Modernisierung der 50er und 60er Jahre vor, angetrieben durch ein nostalgisches Gefühl für die sozialen und kulturellen Verluste, die damit wie bei jeder Veränderung einhergingen.
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