Zitat von CalimeroIch bin also nicht alleine, wenn ich die ständigen Alarmmeldungen über "neue Armut" und "die sich öffnende soziale Schere" nicht mit der Realität in Übereinstimmung bringen kann.
Sie scheint sich zu öffnen, lieber Calimero, wenn man nur das Einkommen in Zahlen betrachtet. Was dabei übersehen wird, ist das, was man sich von dem Geld kaufen will oder überhaupt kaufen kann.
Mit immer mehr Einkommen wächst - Grenznutzen - die Lebensqualität immer weniger, wenn überhaupt noch. Und wenn der allgemeine Wohlstand steigt, wie das bei uns seit 1950 ununterbrochen der Fall war, dann nähert man sich dem Punkt, wo die Ziehharmonika sozusagen zusammengeschoben ist.
Mir ist das gestern wieder aufgefallen, als ich im Hintergrund einen Bericht über ein Super-Luxushotel in Moskau laufen hatte, unter deutscher Leitung. Das billigste Zimmer knapp 900 Euro pro Nacht, die teuerste Suite 16.000 Euro pro Nacht, inclusive einem mit Stahltüren gesicherten Raum, in dem man sich flüchten kann, wenn man unter Beschuß geraten sollte.
In diesem Hotel nun gibt es das "Zarenfrühstück" mit allen erdenklichen Köstlichkeiten, auf einem riesigen Servierwagen in die Suite gebracht, wo es nach einem Foto, das die Anordnung aller Details festlegt, auf einem großen Frühstückstisch für zwei Personen aufgebaut wurde.
Da saßen sie nun, im exclusiven Morgenmantel, ein Pressemagnat und eine Journalistin. Sie, die Dame, wurde gefragt, wie sie das Frühstück finde, und sagte: Ich esse nur ein bißchen Obst. Und er sagte: Natürlich kann man das nicht essen, aber es ist doch schön, es serviert zu bekommen.
Und dann verschwand er mit dem Handy, weil er offenbar gar keine Zeit hatte, ausführlich zu frühstücken.
Wo, lieber Calimero, ist da die höhere Lebensqualität des Superreichen im Vergleich zu, sagen wir, meiner? Wir haben auf der Terrasse gefrühstückt, mit Müsli, Ei, Schafskäse und Ginger Marmelade, haben dazu die Zeitung gelesen, uns unterhalten, in den Garten geguckt und uns der Sonne erfreut.
Besser kann man nicht frühstücken, nur teurer.
Herzlich, Zettel
PS: Es freut mich, lieber Calimero, wenn ich lese, daß jemandem etwas gefällt, was ich einmal geschrieben habe. Was einen Blogartikel ja zB von einer Vorlesung unterscheidet, das ist, daß man wenig Rückmeldung bekommt.
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