Lieber Zettel
Macht vs. Freiheit? Ich vermute, daß das stark von der persönlichen Präferenz abhängt. Es gibt halt Menschen mit einem ausgeprägten Machtmotiv, es gibt solche mit einem ausgeprägten Freiheitsmotiv, und es gibt solche - Churchill ist ein Musterbeispiel -, in denen beides zusammentrifft.
Diese Aussage ist sicherlich richtig. Meiner Erfahrung in dieser Hinsicht ist jedoch die, dass das nichts mit Reichtum zu tun hat, Leute mit dem „will Macht Komplex“ gehen wohl eher in die Politik vielleicht auch zum Militär, ich habe diese Leute jedoch bisher nicht in dem Kreis von dem ich rede getroffen, super reich.
Freiheit durch Reichtum? Ja und nein. Früher nannte man jemanden, der einen gewissen Wohlstand erreicht hatte, "finanziell unabhängig". Das hieß, daß er von den Erträgen seines Vermögens leben kann.
Nein, das meinte ich auch nicht, das ist ja nur, genau wie Sie sagen, die finanzielle Unabhängigkeit. Das heißt also im Grunde genommen er braucht nicht mehr zu arbeiten, weil er genügend Geld hat von dem er leben kann. Damit hat er aber noch nicht die Freiheit gewonnen von der ich spreche er hat lediglich einen Teil von Freiheit gewonnen, nämlich den nicht mehr arbeiten zu müssen.
Nein, die Beispiele die Sie erwähnen waren nicht das von dem ich in Sachen Freiheit gesprochen habe, sie greifen viel zu kurz. Wenn ich sage Reichtum bedeutet Freiheit, dann rede ich von wirklichem Reichtum nicht nur von finanziell unabhängig sein, das wäre nämlich schon gegeben, etwas in der Gegend pro Monat 6.000 € aus Zinsen zur Verfügung zu haben.
Nein, Reichtum meinte ich im Bereich dreistelliger Millionenhöhe und mehr.
Denn die Freiheiten die sich daraus ergeben liegen auf einem ganz anderen Niveau wie ihre Beispiele. Ich kann beispielsweise das Land wählen in dem ich leben will. Das kann zwar scheinbar auch jemand der nicht wirklich reich ist, aber wenn man es in der Praxis betrachtet, ist es für ihn schon sehr schwer. Das fängt schon damit an, dass er in dem anderen Land wieder einen Arbeitsplatz suchen muss und sich damit schon jede Menge Auflagen verknüpfen.
Haben Sie jedoch richtige Geld, dann werden Sie in allen Ländern gern gesehen, eben schon deshalb, weil sie dort keine Ressourcen beansprucht sondern welche mitbringen.
Wollen Sie sogar in mehreren Ländern gleichzeitig leben, dann ist das wirklich nur noch mit Reichtum zu machen. Wenn Sie mich nun fragen warum soll ich denn in mehreren Ländern leben, resultiert meine Antwort auch wieder aus dem Freiheitswillen, leben Sie nur in einem Land sind Sie auch stark kontrollierbar, leben Sie jedoch in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Ländern wird die Kontrollmöglichkeit nahezu null. Kurz gesagt die staatliche Bevormundung reduziert sich ganz erheblich.
 In Erkenntnis dieser Tatsache hat die Schweizer auch eine pauschalierte Steuer für Reiche eingeführt. Die pro Jahr zu zahlende Steuer wird einmal nach festgesetzten Regeln ausgehandelt und bleibt dann so bestehen, egal wie viel Sie wirklich verdienen, oder ob Sie plötzlich mehr verdienen. Dies war ein äußerst geschickter Schachzug der Schweizer, sie holen sich damit jede Menge reicher Leute ins Land, die weder den Renten-, noch Arbeitsmarkt beanspruchen aber mit ihrem Geld das Land voranbringen.
Eine weitere Freiheit von der ich spreche, ist die wirkliche Wahlmöglichkeit dessen was ich tue. Der nur finanziell Unabhängige hat zwar die Freiheit nichts zu tun, er hat deshalb aber noch lange nicht die Freiheit alles zu tun was ihm Spaß macht. Dazu bedarf es sehr viel mehr Geld. Ich will mich jetzt nicht in Beispielen ergehen, was dem einzelnen in dieser Hinsicht so alles einfallen könnte, ich bin aber sicher jedem der hier liest, würden mindestens zwei bis drei diesbezügliche Wünsche einfallen, Ihnen auch.
Wie wär's mit einem eigenen kleinen Weingut in der Provence? Oder als Theaterliebhaber, der Sie sind, mal schnell nach Mailand oder New York jetten, vielleicht sogar im eigenen Jet, und wenn man schon mal da ist, ein paar dringende Einkäufe zu machen?
Und wie schon mal an anderer Stelle erwähnt, kenne ich da auch Leute, denen es einfällt, irgendwo in einer Landschaft für eine Milliarde Dollar ein Feuchtbiotop zu rekultivieren.
Ich will dies nicht weiter ausführen, die Möglichkeiten sind unendlich, es ist sicherlich auch richtig dass die diesbezüglichen Präferenzen verschieden sind aber ich glaube nicht dass es richtig ist anzunehmen, dass jemand der z.B. arbeitslos ist und sich damit arrangiert hat, weil er keine besseren Möglichkeiten mehr sieht, deshalb frei ist. Er macht nur eben das Beste aus seiner Situation. Hätte er jedoch die Wahlmöglichkeit, würde er sicher etwas anderes wählen. (Bei dem Arbeitslosen spreche ich natürlich nicht von einem Sozialschmarotzer.)
Herzlich M.Schneider
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