Lieber M. Schneider,
danke für die eindringliche Schilderung! Ich verstehe jetzt, was Sie meinen.
Auch da muß ich Ihnen wieder sagen: Es gibt so'ne und so'ne Menschen. Für mich persönlich ist das Leben, das Sie schildern, nicht attraktiv. Aber ich kann mir schon vorstellen, daß es für viele Menschen, für Sie vielleicht auch, attraktiv ist.
Und noch ein trivialer Gesichtspunkt: Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Folge von guten Tagen.
Ich glaube, es gehört zur condition humaine, sich anstrengen zu müssen, um etwas zu erreichen. Das erst erzeugt Glück. Wer jederzeit alles bekommen kann, was er sich nur ausmalen kann, der wird dadurch noch nicht glücklich.
Er kann natürlich dennoch ein sehr glückliches Leben führen - wenn er Bereiche findet, in denen er sich anstrengen muß.
Jan Philipp Reemtsma zeigt das exemplarisch. Er ist Multimillinär, Erbe des gleichnamigen Zigarettenimperiums. Und was macht er? Hat eine akademische Karriere geschafft, reist umher und liest aus den Werken von Arno Schmidt, schreibt Bücher.
Ich glaube, sein Leben unterscheidet sich nicht sehr von dem von jemanden, der das macht, ohne Multimillionär zu sein.
Außer daß seine Familie leicht das Lösegeld aufbringen konnte, als er entführt worden war.
Nur wäre er ja gar nicht entführt worden, wenn er nicht Multimillionär wäre. 
Herzlich, Zettel
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