Zitat von OmniIch hab Chile erwähnt um ihre Behauptung in Frage zu stellen, die USA hätten im 2. Teil des 20. Jahrhunderts mit ihrer Unterstützung von Diktaturen allein das Ziel verfolgt, eine "kommunistische Weltrevolution" zu verhindern.
Es war ein wesentlicher Faktor, sicher nicht der einzige. Politische Entscheidungen sind fast immer von vielen Faktoren bestimmt.
Wohin Chile unter einem Präsidenten Allende, der ja weder im Volk noch im Parlament eine Mehrheit hatte (er hatte bei den Präsidentschaftswahlen 36,2 Prozent der Stimmen bekommen) und der sich wesentlich auf die Kommunisten stützte, sich entwickelt hätte, wird man logischerweise nicht wissen. Am wahrscheinlichsten ist, daß es den Weg gegangen wäre, denn jetzt Chávez zu gehen versucht: Die allmähliche Einführung des Sozialismus.
Zitat von OmniMein Beleg ist der Verweis auf die amerikanische Unterstützung von Militärdiktaturen. Ob die Amerikaner dies nun zur Verhinderung einer "kommunistischen Weltrevolution" taten oder aus anderen Gründen - in jedem Fall konnte man sich also in dem Teil der Welt, der unter dem Zepter der USA standen, nicht auf Freiheit verlassen.
Das stimmt. Die Welt ist nun einmal leider so, daß auch die USA nicht nach Belieben dort demokratische Verhältnisse schaffen konnten und können, wo sie diese gern hätten. Jede Regierung hat sich primär an den Interessen des eigenen Landes zu orientieren.
Von allen US-Präsidenten seit Roosevelt sind zwei am weitesten dabei gegangen, aktiv für die Verbreitung der Demokratie zu arbeiten: John F. Kennedy und George W. Bush. Bushs Versuch, das im Irak zu tun, wird seltsamerweise gerade von denen kritisiert, die andererseits, wie Sie, den USA vorwerfen, mit Diktatoren zusammenzuarbeiten.
Zitat von OmniIch finde das ist Beleg genug für meine Behauptung, dass nur die Freiheit der Bürger der Vereinigten Staaten von Bedeutung war (wenn überhaupt).
Die USA haben immer zwischen Isolationismus und dem Bestreben oszilliert, die Freiheit in den USA dadurch zu schützen, daß sie die Freiheit in der Welt beförderten. Am härtesten war dieser Konflikt im Zweiten Weltkrieg, als starke Kräfte in den USA ein Eingreifen gegen Nazideutschland ablehnten.
Zitat von OmniWenn man mal ihre These von der Verhinderung der "kommunistischen Weltrevolution" annimmt, dann musste man als Nicht-Bürger der Vereinigten Staaten jederzeit damit rechnen, dass die USA ein undemokratisches Regime im eigenen Land stützten würden, wenn es ihnen dabei half, die Freiheit der Bürger der Vereinigten Staaten zu gewährleisten. Man musste also jederzeit damit rechnen, im Kampf gegen die "kommunistische Weltrevolution" geopfert zu werden.
Man mußte vor allem damit rechnen, von den Kommunisten für ihre Weltrevolution geopfert zu werden.
Zitat von OmniFür mich wird Geschichtsschreibung nicht allein dadurch korrekter, dass man aus der lieben Sowjetunion und den bösen USA die böse Sowjetunion und die liebe USA macht. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
So ist es. Nur sind die USA ein demokratischer Rechtsstaat, und die Sowjetunion war eine brutale Diktatur.
Zitat von OmniUnd ich halte die Politik der Vereinigten Staaten im Kalten Krieg für nicht prinzipiell mehr geleitet von idealistischen Prinzipien als die sowjetische.
Dem stimme ich ja zu, lieber Omni. Es war ein Kampf zwischen zwei Gesellschaftsordnungen. Es war in vielen Teilen der Welt ein Krieg zwischen den betreffenden Mächten, auch wenn sie nicht überall direkt involviert waren. Im Krieg muß man Verbündete suchen. Man muß blutig kämpfen, das ist nun einmal leider so. Sonst verliert man.
Ich habe Verständnis dafür, daß Pazifisten sich gegen eine Welt empören, in der es so ist, und eine Welt ohne Kriege anstreben. Ich habe aber kein Verständnis für einen Pazifismus, der sich gegen die eine kriegführende Seite wendet und die andere unkritisiert läßt.
Zitat von OmniGenauso bestreite ich nicht, dass es Kommunisten gab und gibt. Die entscheidende Frage ist, wie groß die Gefahr tatsächlich ist und ob nicht die eigene politische Führung deshalb ein wohlbegründetes Interesse daran hat, diese Angst zu schüren statt sie auf ein realistisches Maß zu begrenzen.
Die Gefahr war zwischen dem Ende der sechziger Jahre und dem Ende der achtziger Jahre sehr real. Es gab ja weltweit die Nationalen Befreiungskriege, über die ich geschrieben habe. Keiner war von vornherein ohne Aussicht auf einen Sieg.
Heute besteht diese Gefahr nicht mehr. Die Kommunisten haben ihre Strategie geändert und streben heute den parlamentarischen Weg zum Sozialismus an. In Lateinamerika (Venezuela, Boliven, demnächst vielleicht Paraguay) stehen ihre Chancen im Augenblick gut. In Europa stehen sie im Augenblick schlecht. Hier (auch in Deutschland) stellen sich die Kommunisten auf einen langen Weg in den Sozialismus ein. Sie versuchen vorerst nur, hier und da Machtpositionen zu erobern, ihre Leute in die Regierungen, die Ministerien, die Medien zu bringen. Ansonsten hoffen sie auf eine große Wirtschaftskrise.
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