. Vom Thema ausgehend fällt mir auf, das, wenn es um die Selbstbestimmung geht, parallel dazu auch die Prostitution hier assoziiert wird. Wieso eigentlich? Ist das nun in der „Rangliste“ von Selbstbestimmung, der Wichtigkeit entsprechend, Platz Nummer zwei? Oder liegts an dem „Phänomen“ ansich?
In Antwort auf: Zitat: Meister Petz Interessanterweise ist genau da im Jahr 2002 eine Liberalisierung passiert, indem der 108a entschärft wurde (habe ich in meinem vorigen Beitrag schon beschrieben). Die Prostitution wurde nicht mehr als sittenwidrig angesehen, weshalb ihre Förderung (außer bei wirtschaftlicher oder persönlicher Abhängigkeit sowie Minderjährigkeit) nicht mehr strafbar ist. Zuvor war das viel strenger, da hieß es: "wer in seinem/ihrem Betrieb mehr als das bloße Gewähren von Wohnung, Unterkunft oder Aufenthalt" bietet, macht sich wegen Förderung der Prostitution strafbar". Ich meine, mal von einem Fall gelesen zu haben, wo ein Puffbetreiber verurteilt wurde, weil er eine Kantine für seine Mädels eingerichtet hat.
Und da wird dann mit unglaublicher Doppelmoral agiert. Unsere Oberverbieter, (lieber Zettel das ist mein Wort des Jahres, danke schön dafür) die Fraktion der DoppelmoralistInnen ist weiterhin so stark, dass sich seitens des Gesetzgebers und in der öffentlichen Meinungsbildung noch nichts zum Positiven für Prostituierte geändert hat. Ausgeschlossen ist es, den 'Lohn' einzuklagen, denn der Vertrag zwischen Hure und Freier gilt als sittenwidrig. Wenn es also so wäre, kann man ja nicht auf etwas „Sittenwidriges“ Steuern erheben.
Wenn in 2002 die Sichtweise von Gesetzes wegen eine andere geworden ist, hat das auch ganz sicher hiermit zu tun. Köln erhebt bereits seit 2004 eine spezielle Vergnügungssteuer – umgangssprachlich Sexsteuer genannt.
Berlin: Jede Prostituierte soll 30 Euro pro Arbeitstag ans Finanzamt abführen. Knapp 8.000 Liebesdamen hat die Hauptstadt derzeit. Bei 210 Arbeitstagen wird eine Steuerschuld von 50,4 Millionen Euro errechnet.
In Antwort auf: Zitat Zettel: Die heutige Tendenz scheint mir immer mehr dahin zu gehen, alles das zu verbieten, was aus irgendeinem Grund sozial nicht wünschenswert ist.
Daraus könnte man im Umkehrschluß ableiten, das, da Prostitution nicht verboten ist, es durchaus sozial wünschenswert ist. Ja, das ist es ganz sicher, aber aus uns allen bekannten Gründen und deshalb zählt für mich die Tatsache, das hier vom Oberhäuptling der Finanzen eine Marktlücke geschlossen wurde, eigentlich nur am Rande.
Wobei mir sowieso scheint, dass hier in unserem Lande immer mehr nach Steuereinnahmen gesucht wird, statt daß man Ausgaben an wirklich nachgewiesenen Unsinnsausgaben einspart. Ich erinnere nochmals an den Bundesrechnungshof und seine jährlichen Berichte.
In Antwort auf: Zitat: Califax: Nutten, die ihr Geschäft offen vor aller Augen mit juristischer Regulierung ausüben, leben sicherer, verdienen mehr und haben bessere Arbeitsbedingungen. Sachen wie das Recht, dem Luden zu kündigen, nicht jeden Kunden akzeptieren zu müssen, auf vorenthaltenen Verdienst zu klagen und das verdiente Geld ganz legal in eine Alterssicherung zu stecken, verbessern die Lage der Frauen im Gewerbe.
So sollte es sein, zumindest stellt es der Gesetzgeber so da. Ich glaube aber nicht, das dass der Realität entspricht. Außerdem glaube ich auch nicht, dass die Frauen von Seiten der Gesetzeshüter, die Unterstützung erhalten, welche die o. g. Regulierung durchsetzen würde.
In Antwort auf: Zitat Zettel: Ich sehe das Problem darin, daß in dem Konflikt, in dem sich nahezu jeder befindet, der den Suizid erwägt, die Waagschale sich durch das Angebot der "Dienstleistung" zur Seite des Todes neigen könnte. Er muß nach meiner Überzeugung frei sein, sich zu entscheiden. Aber es ist eine Sache der Ethik, daß andere Menschen ihn nicht in Richtung auf eine Entscheidung, zu sterben, beeinflussen dürfen.
Ob das aber als Rechtsnorm festgelegt oder gar strafbewehrt sein sollte, das ist eben eine andere Frage. Eine, die für mich offen ist.
Ich kann mir hier auch keinen eindeutigen Gesetzestext vorstellen, was wohl ein Grund mit ist, warum man dann gleich rigoros verbietet, statt Einzelfall-Möglichkeiten einzuräumen oder zu schaffen.
In Antwort auf: Zitat: Meister Petz Und darum bin ich zwar noch nicht unbedingt auf Seiten der "Verbieter", muss aber sagen, dass ich die Befürworter noch viel bizarrer finde. Das sind nämlich interessanterweise nicht die Liberalen (wenn man eine Zeitlang im SPON-Forum seinen Masochismus kultiviert, kennt man da auch seine Pappenheimer), sondern gerade die Verbieter, Vorsorge-Prinzip-Anhänger und Apokalyptiker. Nun die Frage: Wie passt das zusammen?
Die Befürworter (nebst der entstanden Institutionen), würde es ja so gar nicht geben, wenn hier nicht ein absoluter Handlungsbedarf entstanden wäre. Das es Handlungsbedarf gibt und abgesicherte rechtliche Rahmen geben muss, ist ja seit vielen Jahren immer wieder ein Thema gewesen. Vieles hat sich hier garantiert innerhalb einer Grauzone abgespielt, erst solche aktuellen, demonstrativ inszenierten Taten, wie die des Herrn Kusch und vor ihm auch von anderen, bringen immer massiver das Thema wieder in den Vordergrund.
Sicher hatte auch bei der bisherigen Sichtweise die Kirche einen ganz entscheidenden Einfluß genommen. Ob aber damit die Würde des Menschen in jedem Fall immer von der Kirche geschützt wurde, diese Antwort wird sie uns schuldig bleiben. Dem Wunsch, seinem Leben ein Ende zu setzen, wird man nicht mehr dominierend von Kirchen bestimmt, abhandeln können. Siehe die Entwicklung des § 218. Die Frage wird irgendwann sein, welche Substanz kann ich bei meinem “Helfer“ bestellen, die, ansich nicht verboten ist, womit sich der Helfer nicht straffällig macht, die aber zu dem gewünschten Ergebnis führt. Mir graust bei dem Gedanken, welche Marktlücke sich hier auftut.
♥liche Grüße Nola
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