|
Kallias
Beiträge: 2.278
|
26.11.2008 23:50 |
|
RE: Zettels Meckerecke: Die Verbieter sind überall
|
Antworten
|
|
Zitat von str1977, 4.8.2008 Mit "Liberalismus" meinte ich die Ideologie, die meint einfach alles zulassen zu dürfen ohne Rücksicht auf irgendwelche Werte oder Konsequenzen.
Zitat von str1977, 24.11.2008 Mit "Liberalismus" meine ich eine bestimmte politische (hier politisch, es kann auch in anderen Bereichen "Liberalismus" geben) Richtung und Ideologie, die als Höchstwert die Freiheit im Munde führt.
Freiheit ist der höchste Wert, weil sie den Menschen die Möglichkeit gibt, im Sinne ihrer Werte und aufgrund eigener Einsicht zu leben. Wird mir nämlich vorgeschrieben, was ich zu tun habe, dann folge ich nicht meinen Werten, sondern denen meines Vormundes, und ich orientiere mich nicht an der Sache, sondern an den Vorgaben. Vor die Frage, was richtig und gut ist, schiebt sich die Frage, was ich tun muß, um Strafe zu vermeiden. Die Herrschaft zwingt den Untertanen in diesem Sinne eine egoistische Perspektive auf, die mit dem Schaden kalkuliert. Daß sie Werte zum Maßstab des Handelns nehmen und Konsequenzen beachten kann man nur von freien Menschen erwarten.
Noch in einem anderen Sinn wird der Untertan auf sich selbst zurückgeworfen: um das Gute kümmert sich die Obrigkeit; was dem Untertan zu tun übrig bleibt, ist nach seinen privaten Lastern zu sehen. Und dort wird er alsbald von den Verbietern verfolgt, die ihn zu seinem Glück zwingen wollen, so als ob sie wüssten, worin dieses besteht, und als sei es noch ein Glück, wenn man zu ihm gezwungen wird.
Wer frei ist, ist durchaus fähig, rücksichtslos und unmoralisch zu handeln. Das ist auch den Liberalen bekannt: "Anarchie ist schön, aber unpraktisch" meinte Dahrendorf dazu. Jeder Liberalismus spricht von Gesetzen, deren Einhaltung von einer politischen Macht zu gewährleisten sei. Kennen Sie einen anderen?
Daß das Wirken dieser Macht Gefahren für die Freiheit mit sich bringt, ist dann der Ausgangspunkt für weitergehende Überlegungen. Um den Höchstwert der Freiheit nicht aufzugeben, aber doch die kruden Realitäten des menschlichen Lebens angemessen zu berücksichtigen, wird die Freiheit des einen nur im Interesse der Freiheit anderer eingeschränkt, nicht aber im Sinne von deren Wertvorstellungen.
Die Liberalen glauben an die Freiheit, doch geht ihr Vertrauen in die Freiheit nicht soweit, daß sie "einfach alles zulassen", doch auch ihr Vertrauen in die Verbieter und den Nutzen der Verbote ist begrenzt, so daß sie ihnen Zügel anzulegen versuchen.
Beachten Sie die subtile Ausgewogenheit der liberalen Ideologie.
Gruß, Kallias
|