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Philipp
Beiträge: 78
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29.11.2008 14:10 |
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RE: Zettels Meckerecke: Die Verbieter sind überall
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Antworten
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Ich hoffe, es geht in Ordnung, dass ich mich gewissermaßen in die Diskussion "einmische". Wenn nicht: a wurscht  
In Antwort auf: Zitat von str1977
Natürlich ist die Entscheidungsfreiheit die Grundlage jedweder moralischen Handlung, denn wenn ich gezwungen bin ist es nicht wirklich meine Handlung. Ich würde daher Freiheit eher als eine basale Gegebenheit ansehen denn als höchster Wert.
Als Bastion des Einzelnen gegen äußere Zwänge und als Ausgangspunkt moralischen Handelns geltend, ist persönliche Freiheit keine Gegebenheit, muss sie doch beständig und mit größtmöglicher Anstrengung gegen die zahlreichen Versuche der Beschneidung und Beeinflussung verteidigt werden.
In Antwort auf: Zitat von str1977
Wäre Freiheit der höchste Wert müßte man solche, die unrefklektiert das gute tun schelten, solche die freiwillig das böse tun (z.B. Osama bin Ladin) belobigen. Sie folgen schließlich den eigenen Werten.
Freiheit ist nicht gleichbedeutend mit Moral und Tugendhaftigkeit. Doch ist sie die conditio sine qua non. Weil persönliche Freiheit außerdem das Verständnis dafür voraussetzt, dass sie nur so lange Gültigkeit haben kann, wie der Einzelne die private Sphäre des Nächsten unberührt lässt, kann jemand, der dieser Notwendigkeit zuwiderhandelt, diese Bedingung gar mit allen Kräften zu zerstören sucht, nicht Adressat von Lob sein.
Terroristen trachten danach, eben jene Versuchung zu bestärken, die sich gegen die persönliche Freiheit selbst richtet: Sie versetzen die Menschen als Zielscheibe der psychologischen Kriegsführung in einen Zustand allgegenwärtiger Angst. In einer solchen Ausnahmesituation neigt das Individuum dazu, den Ruf nach verschärften Sicherheitsmaßnahmen erschallen zu lassen. Und so wird der Staat, der als solcher ja ohnehin stets danach trachtet, seine Macht auszudehnen, tätig, um im Namen von mehr öffentlicher Sicherheit die private Sphäre und damit auch die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen auszuhöhlen. Der Terrorist kalkuliert mit den Implikationen von Furcht, die den Verstand vernebelt.
In Antwort auf: Zitat von str1977
Staatliche Verbote kommen erst ganz am Ende in nur sehr wenigen Bereichen.
Was Kallias sehr treffend beschrieben hat, ist der Irrglaube, man könne mit Verbotspolitik bessere Sitten der Bürgerinnen und Bürger erzwingen. Das ist schlicht falsch: Dem Menschen noch das letzte Laster auszutreiben, ist ein aussichtsloses Unterfangen. Noch dazu ein Unterfangen, das nichts mehr mit der eigentlichen Aufgabe des Staates gemein hat, sondern ebendiese Aufgabe, nämlich die Sicherung der Unversehrtheit und Freiheit der Bürger, sogar konterkariert. Die Obsession, jedem Übel mit einem Gesetz zu begegnen, hat sich in allzu vielen Politikerhirnen festgesetzt und erscheint auch vielen Zeitgenossen als nachgerade unvermeidlich. Dabei ist für jeden Liberalen offensichtlich, dass das Trachten der Obrigkeit, den individuellen Lebensstil der Einzelnen zu einem einheitlichen zu modellieren, ein wesentlicher Schritt hin zur grundsätzlichen Gleichmachung ist - und demnach bekämpft werden muss.
In Antwort auf: Zitat von str1977 Untertanen sind wir so oder so (ja, auch im modernen Staat). Dies bedingt aber nicht unbedingt eine Staatsgläubigkeit, wie Sie sie beschreiben.
Kein Liberaler bei Verstand wird leugnen, dass es immer gewisser Regeln des zwischenmenschlichen Zusammenlebens bedürfen wird, deren Einhaltung von einer Institution mit diesbezüglichem Durchsetzungsmonopol zu gewährleisten ist - das hat Kallias ja auch mit anderen Worten geschrieben. Doch die Tatsache, Rechtsunterworfener zu sein, bedeutet nicht, dass der Unterworfene zu allem nur Ja und Amen zu sagen hätte, was die Obrigkeit vorschreibt. Wenn der Mensch alles mit sich geschehen ließe, was ihm die Herrschenden aufoktroyieren wollen, dann wäre es wohl nicht mehr weit hin mit der Freiheit. Der Hinweis aus der liberalen Perspektive, dass das Selbstverständnis vieler Rechtsunterworfener problematische Auswirkungen zeitigt, bedeutet nicht die Negation der Tatsache, dass man so wie jeder dem Recht unterworfen ist.
In Antwort auf: Zitat von str1977
Man kann sehr wohl zu seinem Glück gezwungen werden. Klar, wenn man pubertierend gegen Autorität rebelliert, wird man es nicht einsehen.
Man kann. Bleibt die Frage nach Mitteln, Sinn und Zweck. Im Zweifelsfall ist in der Abwägung die persönliche Freiheit stets der Bevormundung vorzuziehen.
In Antwort auf: Zitat von str1977 Vielleicht ist der Liberalismus auch einfach nur die ewige Pubertät des menschlichen Geistes? Vielleicht gehen liberale Parteien dort, wo sie gesiegt haben, zugrunde.
Liberalismus ist zu allererst der unerschütterliche Respekt vor der Einzigartigkeit des Menschen, vor dessen indivuellen Bedürfnissen, Begabungen und Neigungen. Ein gedeihliches gesellschaftliches Leben ohne unverhältnismäßige Bevormundung zu ermöglichen, wo die individuelle Möglichkeit des Strebens nach Glück Fortschritt garantiert, ist das grundlegende liberale Ansinnen. Liberalismus verlangt eine Reife, die den Einzelnen dazu auffordert, Eigenverantwortung zu tragen und die Konsequenzen für sein Handeln zu übernehmen. Insofern empfinde ich es geradezu als absurd, den überzeugten Liberalen als unverbesserlichen, ewigen Pubertierenden zu beschreiben.Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.
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