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Kallias
Beiträge: 2.278
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02.12.2008 11:14 |
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RE: Zettels Meckerecke: Die Verbieter sind überall
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Zitat von dirk Es gibt ja die berühmte These "Wenn Gott tot ist, ist alles erlaubt".
Ja, das ist schon ein wunderlicher Satz, so wie er dasteht geradezu lächerlich absurd; mit einfacher Logik würde ja aus ihm zum Beispiel folgen: "Gibt es Gott nicht, wäre Handspiel sogar im Strafraum erlaubt". So kann es nicht gemeint sein! Welche Regeln gelten, was erlaubt und was verboten ist, entscheidet nicht die Religionsphilosophie, sondern darüber bestimmen Sitten und Gebräuche, Erfahrung, Gesetzgeber und gelegentlich auch Sportverbände.
Doch wenn sich der Satz nicht auf die praktischen Regeln, Normen und Gesetze beziehen soll, mit denen wir als gesellige Wesen miteinander auszukommen versuchen, sondern auf einen moralischen Anspruch, der uns aus transzendenten Sphären entgegenkommt, dann klingt er plötzlich lächerlich banal: Wenn Gott nicht existiert, dann gibt es keine göttlichen Verbote, sondern nur menschliche. Wie auch anders?
Wie kann man den Satz nur verstehen, ohne daß er entweder absurd oder trivial ist?
Schließlich hat der Satz des Christen Dostojewski noch einen eigenartig unchristlichen Klang. Der springende Punkt bei dem Christentum ist doch, daß die Härte des moralischen Müssens durch Gottes barmherzige Liebe zwar nicht aufgehoben, aber relativiert wird. "Liebe, und tu was du willst" - auf dieser Grundlage läßt sich doch eine Gesellschaft aufbauen, die mit wenig ausdrücklichen Verboten auskommt, während umgekehrt die atheistische Staaten des 20. Jahrhunderts nicht gerade durch Permissivität aufgefallen sind (was Dostojewski natürlich noch nicht wissen konnte).
Zitat von dirk Denn [der Liberalismus] tötet ja nicht den Glauben an Gott sondern die Anmaßung im Namen der Wahrheit Staat zu machen.
Gut gesagt!
Gruß, Kallias
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