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Gorgasal
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02.12.2008 13:31 |
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RE: Zettels Meckerecke: Die Verbieter sind überall
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Antworten
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Zitat von Kallias
Zitat von dirk Es gibt ja die berühmte These "Wenn Gott tot ist, ist alles erlaubt".
Ja, das ist schon ein wunderlicher Satz, so wie er dasteht geradezu lächerlich absurd; mit einfacher Logik würde ja aus ihm zum Beispiel folgen: "Gibt es Gott nicht, wäre Handspiel sogar im Strafraum erlaubt". So kann es nicht gemeint sein! Welche Regeln gelten, was erlaubt und was verboten ist, entscheidet nicht die Religionsphilosophie, sondern darüber bestimmen Sitten und Gebräuche, Erfahrung, Gesetzgeber und gelegentlich auch Sportverbände.
Und was ist daran wunderlich, wenn man sich Gedanken darüber macht, was passiert, wenn alle Regeln, alles was erlaubt und verboten ist, durch Gesetzgeber oder Sportverbände festgelegt wird? (so viele Kommata in einem Satz...)
Wenn alles nur noch letzten Endes durch den Gesetzgeber festgelegt wird (weil wir im Sinne des Liberalismus jedem seine Freiheit lassen wollen und das Gewissen entsprechend auch nur noch rein subjektiv ist und keinerlei Verbindlichkeit über jeden einzelnen hinaus besitzt), wer bestimmt dann beispielsweise das Objekt der Tätigkeit des Gesetzgebers? Wieder der Gesetzgeber selbst? In der Demokratie: der Wähler? Ganz konkret (wie gesagt, blond und männlich), wenn wir als Maxime beispielsweise die Freiheit eines jeden dort enden lassen, wo die Freiheit eines anderen anfängt, wer bestimmt dann, wo "ein anderer" anfängt? Wenn Gott tot ist, wer hindert dann den Gesetzgeber daran, die "Herstellung" von Chimären zu verbieten? Oder das Klonen von menschlichen Ersatzteillagern ("Ich habe da noch einen Klon auf Eis, falls mir die Nieren versagen")?
Sicherlich ist es auch möglich, die Menschenwürde ohne Gott zu postulieren. Allerdings kommt man relativ schnell zu einem Regress, bei dem ein Unbewegter Beweger eine recht ansprechende ethische Grundlage ist - mir persönlich kommen andere Fundierungen der Ethik immer etwas holperig vor.
Aber in diesem Thread geht es ja "eigentlich" eher um das Verhältnis von Liberalismus und Konservatismus, daher sind theologische Diskussionen hier vielleicht etwas fehl am Platz. Ich wollte mich nur dagegen wehren, dass Kallias diesen Satz von Dostojewski so mir nichts, dir nichts als "wunderlich ... geradezu lächerlich absurd" abtut. Ich glaube, darüber kann man mehr nachdenken.--
El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe. - Nicolás Gómez Dávila
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