wie so oft erweitern Sie den Universe of Discourse so überzeugend, daß mir ganz schwindelig wird.
Ja, alles, was Sie nennen, sind - jetzt, wo Sie's sagen - plausible Hypothesen. Nur meine lasse ich mir nicht so leicht ausreden .
Zitat von Kallias
Zitat von ZettelIch glaube, es hat eher etwas mit Sozialismus zu tun, in einem weiteren Sinn. In kaum einem Land wird "soziale Gerechtigkeit" so als ein Zauberwort verwendet, das alles rechtfertigt, wie in Deutschland. Wir haben - da spielt dann der Nationalsozialismus schon eine Rolle, aber als Sozialismus; da spielt natürlich vor allem der internationalistische Sozialismus eine Rolle - eine ausgeprägte Neigung zur Gleichmacherei in Deutschland, viel schlimmer als in Frankreich mit seiner Égalité.
Das glaube ich eher weniger; die Rede von der sozialen Gerechtigkeit bezieht sich durchweg auf das persönliche Einkommen, nicht auf Konformität des öffentlichen Lebens. Hmhm, möglich wäre es freilich, daß sich die soziale Gerechtigkeit zum allgemeinen Konformismus ausgewuchert hat.
Ich würde eher sagen, daß dahinter eine gemeinsame Einstellung steckt; eine "Attitüde", wie das heute die Sozialwissenschaftler aus attitude gemacht haben. Die, wie alle Einstellungen, sich in diversen konkreten Meinungen (opinions} ausdrückt.
Diese Einstellung hat in Deutschland eine lange Tradition. Sie hat ihren perfekten Ausdruck in Wilhelms "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche" gefunden. Auch auf der anderen Seite, bei Lasalle und seinen Genossen, wollte man die Volksgemeinschaft statt des Klassenkampfs. (Vielleicht kann man das bis ins germanische Erbe zurückverfolgen; jedenfalls ist ja in Schweden dieser Grundzug des "Volksheims" sehr ausgeprägt und hat, viel mehr als der Marxismus, diese spezifisch schwedische Variante des Sozialismus hervorgebracht).
Es ist, zugegeben, jetzt etwas kühn, wenn ich diese Grundeinstellung auch als die Wurzel zentralistischen Denkens interpretiere. Jedenfalls ist mein Eindruck, daß bei uns der Föderalismus weit weniger geschätzt als zB in den USA oder selbst im UK, wo die Schotten und die Waliser ja größten Wert darauf legen, keine Engländer zu sein. (Das einzige Mal, als ich unsere schottischen Freunde wirklich böse gesehen habe, war, als ein Deutscher sie als "you English" titulierte).
Ich höre es oft: Diese vielen Parlamente und Bürokratien kosten uns doch nur Steuergeld. Warum haben unsere Kinder in der Schule Schwierigkeiten, wenn wir umziehen?
Föderalismus wird, lieber Califax, in Detuschland nach meinem Eindruck von vielen nur als Erschwernis und als Geldverschwendung angesehen.
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