Zitat von dirkDas Hauptargument gegen den Midnestlohn ist, jedefalls verstehe ich das so, der Kombilohn. Er soll eine Möglichkeit sein, die gewünschte Umverteilung ohne die negativen Effekte zu erreichen. Aber ist es so? Und was, wenn man berücksichtigt, dass die Geringqualifizierten sich durch die staatliche Zusatzzahlung gedemütigt fühlen?
Ich habe, lieber Dirk, Ihre Diskussion mit Rayson nicht nur gespannt verfolgt, sondern auch viel gelernt. Was meine Folgerung betrifft, hat sich meine Meinung eigentlich aber nicht geändert.
Vor ein paar Jahren habe ich dazu mal einen längeren Aufsatz von Sinn gelesen, und seither glaube ich das so ungefähr verstanden zu haben. Ich schreibe es jetzt mal auf mit der Bitte, fachlich zu beurteilen, ob es so zumindest plausibel ist, was die Folgen eines gesetzlichen Mindestlohns angeht:
Im ungünstigsten Fall werden die Jobs, die sich mit Mindestlohn nicht mehr rechnen, gestrichen. Das sind vor allem die bei kleineren Anbietern, die bisher ihren Wettbewerbsnachteil über niedrigere Löhne auffangen konnten.
Im günstigsten Fall des ungünstigsten Falls wird ein Teil von diesen Entlassenen dann von den Großanbietern eingestellt, weil deren Marktanteil sich erhöht; meist eher nicht, weil ja auch diese sich überlegen, wie sie mit Rationalisierungen auf den Zwang reagieren können, einen nicht marktgerechten Lohn zu zahlen.
Im günstigsten Fall - boomende Konjunktur, ein geschlossener Markt, vermutlich viele andere Faktoren - wirkt der Mindestlohn sich nicht negativ auf die Beschäftigungsquote aus, sondern nur auf die Lohnskala.
Da ja nicht zugleich mit der Einführung des Mindestlohns alle anderen Löhne im unteren Bereich mit erhöht werden, wird dieser gestaucht. Damit rutschen zugleich immer mehr Lohnempfänger in den Mindestlohn.
In Frankreich ist das schon lange so. Da gibt es den SMIC, den Salaire minimum interprofessionnel de croissance; "interprofessionel", weil er für alle Branchen mit demselben Betrag gilt; "de croissance" deshalb, weil er anders als der vorher existierende SMIG, der garantierte Mindestlohn, nicht an die Preise gebunden ist, sondern je nach Wirtschaftswachstum fortlaufend angehoben wird.
Ergebnis: Nach den letzten Zahlen vom Juli 2006 gibt es in Frankreich 2,27 Millionen smicards; das sind 15,1 Prozent aller abhängig Beschäftigten.
Im UK ist, wenn ich mich recht erinnere, der Prozentsatz noch höher; ich habe das aber jetzt nicht recherchiert.
Ökonomisch vernünftig - so habe ich Sinn verstanden, so leuchtet es mir ein - ist allein der Kombilohn. Durch ihn können einerseits im unteren Lohnsektor marktgerechte Löhne gezahlt werden, so daß dort neue Arbeitsplätze entstehen und alte erhalten bleiben. Und durch die Aufstockung wird andererseits der sozial erwünschte Effekt erzielt, daß die Betreffenden dennoch ein anständiges Einkommen haben. Und Arbeitslose einen Anreiz zur Aufnahme einer Arbeit, denn dadurch wird der Abstand zu Hartz IV hinreichend groß.
Ist das ungefähr richtig so, lieber Rayson, lieber Dirk?
Herzlich, Zettel
PS: Ach so, noch die Demütigung. Lieber Dirk, würde die wirklich empfunden werden? In einem Land, in dem jeder zu ergattern versucht, was ihm "zusteht"?
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.