Zitat von dirkWobei ich die Anmerkung, die ich oben schon machte, hinzufügen würde, dass die Frage welche Jobs sich rechnen in der Welt mit Mindestlohn und der Welt ohne Mindestlohn getrennt beantwortet werden müssen.
Das leuchtet ein - solange es solche getrennten Welten gibt. Aber wenn nebenan Polen ist, dann gibt es diese Trennung nicht mehr. Oder wenn man für den europäischen, den Weltmarkt produziert.
Ich weiß nicht, wie das Ökonomen sehen - aber mir scheint, daß sozusagen die Lehrbücher ständig umgeschrieben werden müßten in dem Maß, in dem geschlossene Volkswirtschaften verschwinden.
Mir ist das zum ersten Mal klargeworden, als in den achtziger Jahren die Keynes'schen Rezepte, mit denen noch Karl Schiller souverän hantiert hatte, nicht mehr funktionierten. Weil zB Lohnerhöhungen zwar die Binnennachfrage stärken, aber zugleich die Waren verteuern, so daß dieser Zuwachs an Kaufkraft sich Importwaren zuwendet. Dieses Uralt-Rezept (Hickel propagiert es ja unverdrossen), über Lohnsteigerungen die Binnennachfrage und über diese die Konjunktur anzukurbeln, funktioniert also nicht mehr. Jedenfalls habe ich mir das damals so erklären lassen.
Zitat von dirk
In Antwort auf:Im günstigsten Fall - boomende Konjunktur, ein geschlossener Markt, vermutlich viele andere Faktoren - wirkt der Mindestlohn sich nicht negativ auf die Beschäftigungsquote aus, sondern nur auf die Lohnskala.
Das vestehe ich nicht, weil ja so Fälle wie ein "Boom" eigentlich im Gedankenspiel selbst erklärt werden sollte und nicht von aussen in dieses hineingetragen. Aber selbst wenn, dann würde der Boom nur den Jobverlust kompensieren und damit unsichtbar machen.
Das meinte ich, hatte es aber ungenau formuliert.
Zitat von dirk
In Antwort auf:Da ja nicht zugleich mit der Einführung des Mindestlohns alle anderen Löhne im unteren Bereich mit erhöht werden, wird dieser gestaucht. Damit rutschen zugleich immer mehr Lohnempfänger in den Mindestlohn.
Welche Löhne werden mit erhöht? Die, die unter dem Mindestlohn liegen (klar), oder die, die knapp darüber liegen (wieso?)?
Da sie nicht mit erhöht werden, ergibt sich eine Stauchung. Die Spreizung wird geringer; ich glaube, so nennen das die Ökonomen. Damit sinkt - so habe ich Sinn verstanden - der Anreiz, eine beser bezahlte Stelle anzunehmen. Es ergibt sich ein Sog in Richtung Mindestlohn; wie er eben auch in Frankreich und dem UK vorzuliegen scheint.
Zitat von dirkAuch der Kombilohn verzerrt- wenn auch vielleicht nicht so stark wie der Mindestlohn.
Das leuchtet mir ein. Er wird ja auch primär sozial- und nicht wirtschaftspolitisch gerechtfertigt. Wirtschaftspolitisch allerdings scheint mir sein Nutzen darin zu liegen, daß er für Empfänger von Transferleistungen den Anreiz erhöht, eine Arbeit anzunehmen. Wer drei oder vier Kinder hat, stellt sich ja bekanntlich heute als Arbeitsloser besser, als wenn er im Niedriglohnbereich arbeitet.
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