Ich habe hier sehr aufmerksam gelesen und viel gelernt. Dennoch möchte ich jetzt mal das reale Leben gegenüberstellen:
Angenommen ein Gehalt von 1400,-- € Brutto (alleinstehend, denn nur diese Rechnung macht Sinn, um Lebens- oder Überlebensmöglichkeiten aufzuzeigen von einer Person) Bei allen Berechnungen wurde 1 Kind (wg. Pflegevers.) zugrunde gelegt sowie 13,9 % KK-Beitrag – Bundesland Baden-Württemberg Lohn Euro Abzüge 2008 Euro Lohn (Brutto): 1.400,00 Lohnsteuer: 96,91 Solidaritätszuschlag: 3,18 Kirchensteuer: 0,00 Lohn (nach Steuer): 1.299,91 Steuern gesamt: 100,09 Rentenversicherung: 139,30 Arbeitslosenversicherung: 23,10 Krankenversicherung: 109,90 Pflegeversicherung: 13,65 Lohn (Netto): 1.013,96 Sozialversicherung gesamt: 285,95
Davon bezahlt der Arbeitnehmer ca. 500,-- Euro Miete (warm 2 Zimmer), 40,-- € Strom, 30,-- Euro Telefon, 17,-- € GEZ, 60,-- € Monatsfahrkarte, 60,-- € Versicherungen a. d. Mon. verteilt, Lebensversicherung, (Haftpfl.Hausrat), Bleibt bis hier ein Rest von 306,96,-- €.
Dem gegenübergestellt der Sozialsatz Hartz IV: wenn ich das richtig weiß 345,00 Euro. (Auch Armutsgrenze genannt) Miete und Nebenkosten werden gezahlt, GEZ entfällt, Telefon muss selbst gezahlt werden, Versicherungen, Fahrkarte entfällt, Strom muss gezahlt werden – also 306,96 € minus 130,-- Euro - bleibt ein Rest von 215,00 €.
Desgleichen gegenübergestellt, das durschnittliche Renteneinkommen von ca. 1.000,-- Euro netto.
Also hat der Arbeitnehmer im Gegensatz zum Harz IV-Empfänger zwar ca. 90,-- € mehr zur Verfügung, aber es liegt immer noch unter der „Armutsgrenze“. Davon ist dann noch keine Reinigung, Schuster, Reperaturen techn. Geräte, Bus/Bahnfahrkarte innerhalb der Stadt bei Bedarf, Praxisgebühren, Zuzahlung Medikamente – ganz zu schweigen von Neu-oder Gebrauchtanschaffung wie Waschmaschine oder ähnlich bezahlt.
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Ein weiterer Vergleich mit 2000,-- Brutto
Lohn Euro Abzüge 2008 Euro Lohn (Brutto): 2.000,00 Lohnsteuer: 255,33 Solidaritätszuschlag: 14,04 Kirchensteuer: 0,00 Lohn (nach Steuer): 1.730,63 Steuern gesamt: 269,37 Rentenversicherung: 199,00 Arbeitslosenversicherung: 33,00 Krankenversicherung: 157,00 Pflegeversicherung: 19,50 Lohn (Netto): 1.322,13 Sozialversicherung gesamt: 408,50
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Und noch mal mit 2500,-- Brutto
Lohn Euro Abzüge 2008 Euro Lohn (Brutto): 2.500,00 Lohnsteuer: 395,58 Solidaritätszuschlag: 21,75 Kirchensteuer: 0,00 Lohn (nach Steuer): 2.082,67 Steuern gesamt: 417,33 Rentenversicherung: 248,75 Arbeitslosenversicherung: 41,25 Krankenversicherung: 196,25 Pflegeversicherung: 24,38 Lohn (Netto): 1.572,05 Sozialversicherung gesamt: 510,63 ---------------------------------
Im weiteren Verlauf wurde deutlich, wo bei Herrn Steinbrück der Geringverdiener aufhört hinsichtlich Steuerentlastung und wo der vermeintliche Mittelstand beginnt, da schlägt unser Finanzminister nämlich sofort wieder zu, weil sich genau in diesem Bereich der „schon etwas besser verdienende Arbeitnehmer befindet. Sollte dieser nun noch pendeln müssen, muss man von dem letztgenannten Nettoverdienst ca. 400,-- Euro zusätzlich abziehen.
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Ganz zum Schluß noch ein Wort zum „Geringqualifiziertem“ oder Hochqualifiziertem Arbeitnehmer. Ich kann diese Bezeichnungen nicht wirklich nachvollziehen und behaupte, das uns das erstens vom Ministerium für Arbeit und zweitens vom Finanzminister „untergejubelt“ worden ist, und zwar deshalb, damit man dem Bürger erzählen kann, warum es immer noch so viele Arbeitslose gibt und warum man sich weigert eben diesem qualifizierten Arbeitslosen entsprechend seinem einstigen Gehalt auch in der Harz IV-Phase zumindest annähernd ein Endgeld zu zahlen.
Kein Mensch spricht darüber, das nach 30-40 Berufsjahren in einem mittelprächtigen Berufsstand, die Gehälter nicht mehr bezahlt werden wollen. So einfach ist das. Und es ist den Arbeitgebern ja auch sehr leicht gemacht worden. Man nimmt junge Leute frisch von der Uni oder nach dem Abi und diese kosten oft nur die Hälfte. Das Know-how wird ihnen natürlich vorher noch von dem „netten Kollegen“ die anschließend ihren Hut nehmen müssen vermittelt. Neuerdings soll das ja schon ehrenamtlich durch Rentner und als Patenschaft angestrebt werden.
Also die Frage der Qualifikation ist sicher nur in ganz begrenztem Zusammenhang gültig. Wobei es immer noch schwierig ist, genaue statitische Aussagen abzurufen. Seltsamerweise enden sie (zumindest differenzierte Angaben) fast alle bei 2005, und sind in 2006 widersprüchlich.
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Dazu ein Auszug aus dem http://www.tagesspiegel.de/politik/deuts...;art122,2388070
Von Antje Sirleschtov 27.9.2007 0:00 Uhr
Der durchschnittliche Netto-Stundenlohn stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von 1991 bis 2006 von 11,08 Euro auf 11,76 Euro, was einem Gesamtanstieg von 6,2 Prozent entspricht. Allerdings – und das ist die schlechte Nachricht – haben von diesem Anstieg überproportional Facharbeiter und Angestellte profitiert. Wer schlecht ausgebildet ist und daher nur einfache Tätigkeiten ausführen kann, muss heute in etwa mit dem gleichen Nettoeinkommen auskommen wie vor 15 Jahren.
Die Statistiker des Bundesamtes korrigieren damit indirekt Angaben aus dem sogenannten statistischen Taschenbuch des Bundesarbeitsministeriums, aus denen zum Wochenbeginn der Schluss gezogen wurde, dass Deutschlands Arbeitnehmer netto heute so viel verdienen wie vor rund zwei Jahrzehnten. Insbesondere die Methode der Statistik des Arbeitsministeriums wird vom Wiesbadener Bundesamt als „verzerrt“ dargestellt. So habe das Arbeitsministerium bei seiner Pro- Kopf-Zusammenstellung außer Acht gelassen, dass die Arbeitnehmer heute pro Jahr durchschnittlich gut 100 Stunden weniger arbeiten als kurz nach der Wiedervereinigung. Zudem seien wesentliche das Nettoeinkommen beeinflussende Faktoren, wie Kindergeldbehandlung, Steuerrückerstattungen und Ähnliches, nicht berücksichtigt worden.
Wie zum Beleg für die zweifelhafte politische Aussagefähigkeit einer jeden Statistik legen auch die Experten des Bundesamtes eine Pro-Kopf-Zusammenstellung vor - und kommen zu einem komplett anderen Ergebnis, als es die gleiche Statistik des Arbeitsministeriums nahelegt. So stagnierten, auf was die letztere Statistik hindeutet, die Pro-Kopf-Nettolöhne der Arbeitnehmer nach den Tabellen des Bundesamtes in den letzten 16 Jahren keineswegs. Ganz im Gegenteil: Die monatlichen Nettolöhne stiegen danach im Durchschnitt von 1991 (1141 Euro) bis 2006 (1458 Euro) um satte 27,8 Prozent.
♥liche Grüße Nola
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