Zitat von dirkMan wird wohl zusätzliches Geld brauchen und damit die Steuern für Besserverdienende erhöhen müssen. Kann auch sein, dass es nicht so ist. Solche Effekte sind schwer zu quantifizieren. Man kann schwer eine ganze Ökonomie modellieren, jeder Versuch wäre Hybris. Man kann nur sehr stark vereinfachte Modelle angeben, die die grundsätzlichen Prinzipien, die am Werk sind, abbilden.
Ja, so ist das ja in allen Disziplinen, die es mit einer komplexen Wirklichkeit zu tun haben - auch in der Klimaforschung, in der Hirnforschung, in der Populationsgenetik zum Beispiel ist da ja nicht anders.
Ich habe mir von dem Artikel von Stephen P. Allen leider nur das Abstract ansehen können, mangels Zugangsberechtigung (die Sie, lieber Dirk, vermutlich haben). Aber es leuchtet mir ein, daß er das illustriert, was Sie schreiben.
Was mich interessieren würde: Wie überbrückt man in der Ökonomie die Kluft zwischen solchen Modellen und den empirischen Daten? Vermutlich kann man keines der Modelle mit Hilfe der empirischen Daten verifizieren oder falsifizieren; denn einerseits wird man ein komplexes Modell immer so modifizieren können, daß die Daten passen. Und andererseits erhebt ein solches Modell ja gar nicht den Anspruch, unter realistischen Bedingungen zu funktionieren.
Und experimentieren kann man ja nicht - also unter identischen Bedingungen, um bei unserem Thema zu bleiben, einmal einen Mindestlohn einführen und einmal nicht, und dann verfolgen, wie sich jeweils die Volkswirtschaft entwickelt.
Ich staune als Laie, wie trotz aller dieser Probleme ja die Prognosen der wichtigsten volkswirtschaftlichen Kennwerte meist ganz gut sind. Vor vielleicht zwanzig Jahren war ich an einem Institut, an dem sich diverse Disziplinen trafen. Ein Volkswirt hat uns andere sehr mit einem Vortrag beeindruckt, in dem er zeigte, wie Jahr für Jahr die Prognosen recht gut mit den wahren Werten übereinstimmten. Das war vor zwei Jahrzehnten; inzwischen müßte mit den heutigen Rechnern eigentlich die Prognostik ungleich besser sein. Ist sie das?
Zitat von Dirk Fragen Sie mal einen Ökonomen, warum der Geldschein im Portemonnaie einen Tauschwert besitzt obwohl er nicht durch Gold oder anderes "gedeckt" ist. Er wird Ihnen etwas erzählen, aber er wird Ihnen keine Antwort geben.
Gilt das nicht auch für das Gold selbst? Für die meisten Menschen hat es ja kaum einen Gebrauchswert. Man möchte es eben haben. Wie Geld. Was ja nicht in einem Schein bestehen muß, sondern nur eine Ziffer auf dem Kontoauszug sein kann.
Da gibt es dann gar keinen Gegenstand mehr, der einen Tauschwert hat. Sondern ich, der Kontoinhaber, verfüge über bestimmte Rechte. Mit Waren und deren Austausch hat das - soweit ich das als Laie verstehe - eigentlich gar nichts zu tun. Oder ist das zu laienhaft gedacht? Wahrscheinlich.
Zitat von Dirk Die Schwierigkeit - und die zu bewältigen ist anspruchsvoll genug - liegt an der Schnittstelle zwischen Wirklichkeit und Modell.
Ja, genau, das war es, was ich oben meinte.
Noch eine Überlegung: Ich schätze Mathematisierung sehr. Aber ob in der Ökonomie nicht auch so etwas wie eine historische Methode (noch weiterhin) sinnvoll sein könnte?
Ich benutze gern den Verweis auf das, was passiert, wenn Sozialisten an die Macht kommen. Es scheint immer demselben Drehbuch zu folgen (zB in Frankreich Anfang der achtziger Jahre, in Deutschland in Ansätzen schon in den siebziger Jahren, gegenwärtig in Venezuela): Steigende Staatsausgaben, sinkende Steuereinnahmen, folglich Inflation, also Wertverlust der Währung, folglich Kapitalflucht, als Antwort darauf Devisenkontrollen, abnehmende Produktivität, steigende Arbeitslosigkeit usw.
Vielleicht gibt es kein Modell, das vorhersagt, daß es alles so kommen muß. Aber empirisch ist es eben so; und deshalb kann man vielleicht extrapolieren und sagen: Beim nächsten Mal wird es wieder so sein.
Das ist unbefriedigend. Aber wenn ich es recht verstehe, machen es die Metereologen trotz der gewaltigen Datenflut und Rechenleistung, die sie heute zur Verfügung haben, immer noch so: Sie lassen die Modelle aufgrund der Daten verschiedene mögliche Entwicklungen berechnen und nehmen dann diejenige Progenose, die ihrer langjährigen Erfahrung entspricht.
So, wie ein Schachspieler (der menschliche, nicht Deep Thought) ja nicht bis zu einer Tiefe von zehn Zügen vorherberechnen kann; sondern er analysiert die Lage als ein Muster und vergleicht es mit den zahllosen gespeicherten und geordneten Mustern, die er zur Verfügung hat.
Na, jetzt bin ich aber a bisserl insnSchwätzen gekommen.
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