Liebe Nola
Ja, Sie haben recht, insbesondere das ausführende Bauwesen ist in den letzten 15 Jahren eine einzige Katastrophe geworden. Die Frage warum gibt es Zeitarbeitsfirmen und warum wird das nicht von den Arbeits-Agenturen gemacht, ist berechtigt, aber die Antwort ist doch auch bekannt und einfach, alles was der Staat macht, macht er schlechter als die freie Wirtschaft.
Mit dem letzten Drittel ihres Berichtes haben Sie vollkommen recht, es ist nicht der Bürger schuld am Problem, sondern die Politik. Und das Grundübel ist der Sozialstaat, der immer weiter hoch geschraubt wurde, der immer mehr Kosten verschlingt, die wieder über Steuern und Sozialabgaben, ich sage es jetzt mal hart, erpresst werden müssen. Dadurch entsteht aber eine teuflische Spirale, der Bürger der sich so abgezockt sieht, sich dieser Praxis auch nicht erwehren kann, versucht sich dann an den Sozialtöpfen des Staates wieder schadlos zu halten, um sich wenigstens etwas zurückzuholen, das treibt aber die Staatskosten erst recht wieder hoch und erzwingt dann noch wieder höhere Steuern und Abgaben.
Wenn diese Spirale nicht durchbrochen wird, dann wird das in einer Katastrophe enden.
Ihre Ausführungen zum benötigten Mindestlohn sind natürlich von der Rechenseite auch richtig.
Umgekehrt kommt aber in Deutschland auch niemand auf die Idee mehr als einen Job zu machen, wenn er wenig qualifiziert ist. Das Beispiel USA ist hier ein Schreckgespenst. Die USA hat eine harte Regelung, dort bekommt jeder Amerikaner maximal fünf Jahre seines Lebens eine Unterstützung, hat er dies erst mal in Anspruch genommen, dann ist Ruhe. Die Folge ist natürlich die sehr positive Wirkungen für den Staat, niemand der nicht unbedingt muss, nimmt diese Hilfe in Anspruch. Die weitere Folge davon ist, dass diejenigen, die wenig qualifiziert sind und mit einem Job alleine nicht genügend verdienen, zum Teil zwei oder drei Teilzeitjobs machen und damit dann auch genügend verdienen.
Dies könnte eine Antwort auf Ihre Frage sein, was zu tun ist, wenn 1000 € nicht reichen aber im Grundsatz kann wohl die Frage nur so beantwortet werden, dass der Sozialstaat drastisch zurückgeschraubt werden muss, damit auch die Steuer- und Soziallast reduziert werden kann.
Des weiteren müssen drastische Reduzierungen an den ganzen Vorschriften gemacht werden insbesondere die so genannten Schutzvorschriften, Kündigungsschutz und so weiter.
Es ist reine Illusion zu glauben dass dadurch jemand geschützt wird, sondern genau das Gegenteil tritt ja ein. Kann eine Firma schnell kündigen, dann hat sie kein Problem, schnell jemanden einzustellen, wenn die Auftragslage besser ist. Weiß sie aber wie schwierig es ist jemanden zu kündigen, dann wird sie einen Teufel tun mal schnell jemanden einzustellen.
Ganz besonders deutlich wird diese Katastrophe bei der Einstellung von Behinderten. So jemanden könnten sie in der Praxis praktisch nicht mehr kündigen. Die Folge davon ist, dass niemand so einen armen Teufel einstellt. Sogar staatliche Stellen schrecken davor zurück. Man hat mit diesen Schutzgesetzgebungen den Leuten einen Bärendienst erwiesen.
Tja und die Sache mit der Euroumstellung die kostenneutral erfolgen sollte war genauso ein Blödsinn der Politik. Frankreich und andere Länder haben Preiserhöhungen im Zuge der Umstellung gesetzlich verboten, in Deutschland hat man es nicht getan die Folge davon war, es hat diese Erhöhungen trotz aller Unschuldsbezeugungen gegeben. In Deutschland wird zwar jeder Blödsinn geregelt, an einer solchen Stelle, wo es aber dann wirklich mal notwendig gewesen wäre, hat da man es eben nicht getan.
Lieber Rayson
Ich maße mir dieses Urteil an, weil ich die Firmenseite aus mittlerweile auch schon ca. 20 Jahren Führungspositionenpraxis in verschiedenen Unternehmen im In- und Ausland ziemlich gut kenne.
Bei dem was Sie schildern geh ich davon aus, dass das wieder großer Firmen sind, denn der kleine Mittelstand ist bisher noch sehr selten im Ausland. Es muss deshalb noch mal klar betont werden, die Entscheidungsfindungen und Probleme sind bei großen Firmen, häufig Aktiengesellschaften völlig anders als beim kleinen Mittelstand. Und es muss genauso betont werden, dass die Dinge wieder völlig unterschiedlich liegen zwischen Firmen die ein materielles Produkt herstellen und solchen, die geistige Leistungen anbieten.
Arbeitsentgelt hängt von der Produktivität ab, und Löhne oberhalb der Produktivität führen zu Arbeitslosigkeit.
Das ist auch theoretisch völlig unstrittig. Aber wie machen Sie denn das in der Praxis? Wie bemessen Sie die Produktivität beispielsweise bei einem Ingenieur- oder Architekturbüro, das ausschließlich geistige Produkte herstellt? Und wie setzen Sie dann in Folge den Lohn fest? Den Lohn setzt Ihnen im Zweifelsfall sogar der ausgehandelte Tarif einer Gewerkschaft fest.
Und was nützt Ihnen ein festgesetzter Lohn, selbst wenn er der Produktivität entsprechen würde, wenn Sie von Staats wegen eine gesetzlich vorgeschriebene Honorarordnung haben, die sie auch nicht verlassen dürfen, noch dazu eine, die der Staat seit 13 Jahren nicht angepasst hat, sie aber trotzdem danach abrechnen müssen?
Auch alles andere was sie schreiben ist unstrittig, es bleibt aber eben theoretisch, wenn jemand nicht die notwendigen Erfahrungen hat zu wissen, mit welchen Detailproblem schlägt sich der Firmenchef einer kleinen Firma wirklich herum. Es ist schon den meisten Leuten gar nicht klar, dass der Firmenchef einer kleinen Privatfirma, die Differenz aus Monatsausgaben bei nicht gedeckten Einnahmen aus eigener Tasche zahlt. In einer großen Firma gilt dies nicht.
Aber auch die sonstigen Veränderungen führen über alle Wirtschaftssubjekt hinweg und nach einer Periode der Anpassung zu den Konsequenzen, dass es entweder mehr Arbeitslose gibt oder eben geringere Löhne. Wie auch immer "geringer" konkret aussieht: Das wirtschaftliche Mittragen von Unterbeschäftigung, dass z.B. den freien Mitarbeiter ausmacht, ist eben auch eine Art "Verringerung des Lohns".
Auch das ist richtig, aber es ist alles das was Adam Smith für eine freie Marktwirtschaft postulierte. Die haben wir aber nicht. Experten gehen davon aus, dass wir allenfalls noch zu 20 bis 30% freie Marktwirtschaft haben, weil der Rest durch die ganzen Verordnungen und Vorschriften schon so verzerrt ist, dass er eben genau nicht mehr nach den normalen marktwirtschaftlichen Gesetzen funktioniert.
Adam Smith ging davon aus, dass sich die Zahl der Beschäftigten und deren Lohn von selbst einpendelt. Genau wie Sie es beschreiben, zahlt der Chef höhere Löhne als die Produktivität, dann kann das nicht funktionieren, dann wird das Produkt zu teuer und ist auf dem Markt nicht mehr absetzbar. Umgekehrt zu geringe Löhne könnte er auch nicht zahlen, dann würden die Arbeitnehmer zur Konkurrenz gehen. Und natürlich müsste er sich von Arbeitnehmern trennen, wenn sie nicht ausgelastet sind.
Das ist die Theorie.
Die Praxis ist eine andere. Adam Smith kannte keine Abfindungszahlungen, wenn man einen Arbeitnehmer entlässt. Er kannte das Problem nicht das plötzlich eine Frau im Mutterschaftsurlaub geht, damit die Arbeitsleistung wegbricht, der Arbeitgeber aber den Arbeitsplatz weiter vorhalten muss, umgekehrt aber für diesen quasi Schleudersitz keine Aushilfsarbeitskraft interessieren kann, weil die ja wieder gehen müsste, wenn die erste Dame zurückkommt, wenn diese denn überhaupt zurückkommt.
Auch das Lohnniveau ermittelt sich nicht auf dem theoretischen Weg nach Lehrbuch, sondern ist in der Praxis sehr häufig ein Diktat der Gewerkschaften auf zu hohem Niveau. Und so gehen die Beispiele weiter. Adam Smith kannte keine Gewerkschaftsbetriebsräte, die vom Betrieb bezahlt werden aber am produktiven Arbeitsleben so gut wie nicht mehr teilnehmen, die im Grunde genommen auch unkündbar sind.
Er kannte auch keine Zusatzkosten die der Betrieb heute alle tragen muss, wie Weiterbildungsurlaub, mittlerweile Erziehungsurlaub, hälftige Sozialkosten und so weiter.
Oder sehen Sie sich die Probleme an, die Nola beschreibt.
Sie ist im ausführenden Baugewerbe tätig. Das heißt also wo sich Firmen wie Hoch Tief, Bilfinger Berger, die Strabag und andere Firmen tummeln. Als in den 90 er Jahren das Lohnniveau in Deutschland über die zu erzielenden Preise nicht mehr zu halten war, wurden zunehmend ausländische Arbeitskräfte eingesetzt oder auch bestimmte Produkte im Ausland vorgefertigt. Dadurch ergaben sich regelrechte Dumpingpreise, die von kleineren Firmen nicht zu halten waren.
Rein theoretisch müssten diese Billig- Hansel, weil sie nicht auskömmlich sind, von alleine vom Markt verschwinden. Das hat sich aber ebenfalls als Theorie herausgestellt.
Zwar kam es tatsächlich häufig zum Crash solcher Firmen, aber bevor es dazu kam, hatten sie mindestens ein halbes Dutzend guter und solide kalkulierender Firmen kaputt gemacht, weil sie sich aufgrund ihrer Dumpingpreisen Aufträge, ja man kann sagen, erschwindelt haben.
Leider hat der deutsche Staat dies noch unterstützt, weil er solchen Dumping Firmen staatliche Aufträge gab, und obwohl er genau wusste, dass hier keine saubere Kalkulation vorlag.
Will sagen, es nützt nichts die Theorie zu wälzen, man muss wissen was sich in den Betrieben wirklich abspielt. Dann sieht man sehr schnell wie wenig man in der Praxis mit den theoretisch zwar richtigen Dingen anfangen kann, weil die natürlichen Gesetze der Marktwirtschaft auf vielen Gebieten völlig außer Kraft gesetzt wurden.
Herzlich M.Schneider
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