In Antwort auf:Bei dem was Sie schildern geh ich davon aus, dass das wieder großer Firmen sind, denn der kleine Mittelstand ist bisher noch sehr selten im Ausland. Es muss deshalb noch mal klar betont werden, die Entscheidungsfindungen und Probleme sind bei großen Firmen, häufig Aktiengesellschaften völlig anders als beim kleinen Mittelstand. Und es muss genauso betont werden, dass die Dinge wieder völlig unterschiedlich liegen zwischen Firmen die ein materielles Produkt herstellen und solchen, die geistige Leistungen anbieten.
Nein, es waren nicht nur große Firmen. Und eine ausländische Tochtergesellschaft einer großen AG kann in ihren Abläufen sehr viel mittelstandstypischere Züge aufweisen als mancher "Mittelständler" mit mehreren 100 Mio Umsatz. Auch die Art des Produkts ändert nicht die betriebswirtschaftliche Logik, die volkswirtschaftliche schon gar nicht.
In Antwort auf:Aber wie machen Sie denn das in der Praxis? Wie bemessen Sie die Produktivität beispielsweise bei einem Ingenieur- oder Architekturbüro, das ausschließlich geistige Produkte herstellt? Und wie setzen Sie dann in Folge den Lohn fest? Den Lohn setzt Ihnen im Zweifelsfall sogar der ausgehandelte Tarif einer Gewerkschaft fest.
Eine volkswirtschaftliche Betrachtungsweise ist keine betriebswirtschaftliche Handlungsanweisung. Auch Relativitätstheorie oder Quantenmechanik beschreiben Physik, aber dennoch wird sich der normale Ingenieur in seiner Alltagsarbeit sinnvollerweise nicht mit ihnen beschäftigen. Volkswirtschaftliche Anpassungsprozesse dürfen nicht mit Handlungen konkreter Personen verwechselt werden. Um beim Beispiel zu bleiben: Ich kenne keinen einzigen Betrieb, der den Lohn bewusst nach der Grenzproduktivität festsetzt. Allerdings laufen unternehmerische Entscheidungen zur Personalbeschaffung und -entlohnung im Wettbewerb genau darauf hinaus - wer gegen dieses "Gesetz" beständig verstößt, macht einfach weniger Gewinn als derjenige, der es weitgehend befolgt. Und wer dauerhaft weniger Gewinn als seine Konkurrenz macht, verschwindet irgendwann aus dem Markt, die These im Ergebnis bestätigend.
In Antwort auf:Und was nützt Ihnen ein festgesetzter Lohn, selbst wenn er der Produktivität entsprechen würde, wenn Sie von Staats wegen eine gesetzlich vorgeschriebene Honorarordnung haben, die sie auch nicht verlassen dürfen, noch dazu eine, die der Staat seit 13 Jahren nicht angepasst hat, sie aber trotzdem danach abrechnen müssen?
Dann entspricht der Lohn ja eben nicht der Produktivität. Produktivität ist, das müssen wir bei der VWL immer berücksichtigen, eben keine physische, sondern eine Wertgröße.
In Antwort auf:Auch alles andere was sie schreiben ist unstrittig, es bleibt aber eben theoretisch, wenn jemand nicht die notwendigen Erfahrungen hat zu wissen, mit welchen Detailproblem schlägt sich der Firmenchef einer kleinen Firma wirklich herum.
Der Unterschied liegt nicht darin, dass das eine nur "theoretisch" wäre (das ist es eben nicht, denn Leute, die sich mit sowas beschäftigen, werden z.B. von Banken gut bezahlt) und das andere nicht, sondern dass hier zwei verschiedene Betrachtungsebenen vorliegen. Wie groß eine einzelne Firma ist und mit welchen Detailproblemen sich der Boss konkret herumschlägt, ist für volkswirtschaftliche Betrachtungen weitgehend irrelevant. Ungefähr so irrelevant wie der Unterschied zwischen einem Jumbo Jet und einem Kolibri - die Gesetze der Physik gelten für beide, aber trotzdem wüsste ich, wen von beiden ich auf meinem Kopf sitzen haben wollte...
In Antwort auf:Es ist schon den meisten Leuten gar nicht klar, dass der Firmenchef einer kleinen Privatfirma, die Differenz aus Monatsausgaben bei nicht gedeckten Einnahmen aus eigener Tasche zahlt. In einer großen Firma gilt dies nicht.
Das ist richtig. Ich werde aber mal ein Geheimnis aus den großen Firmen verraten: Da ist das für die Person, die eine solche Situation zu verantworten hat, auch ein Problem. Die geht vielleicht nicht pleite, aber wenn sie das nicht richtig managt, verliert sie ihren Job. Typen wie ich machen sowas messbar. Bei den meisten Menschen reicht das, um sich nicht weniger anzustrengen.
In Antwort auf:Die Praxis ist eine andere...
Damit die Aussagen der VWL stimmen, muss die volkswirtschaftliche Wirklichkeit nicht so aussehen wie in einem liberalen Idealbild. Ansonsten hieße es ja auch nicht "Volkswirtschaftslehre", sondern "Marktwirtschaftslehre". Und in der Tat gibt es Volkswirte, die einen beträchtlichen Anteil staatlicher Einmischung in Märkte begrüßen. Die benutzen aber dasselbe Instrumentarium wie die eher marktfreundlicheren.
In Antwort auf:Dann sieht man sehr schnell wie wenig man in der Praxis mit den theoretisch zwar richtigen Dingen anfangen kann, weil die natürlichen Gesetze der Marktwirtschaft auf vielen Gebieten völlig außer Kraft gesetzt wurden.
Das wurden sie leider nicht. Wären sie es, gäbe es ja nichts zu beklagen und alles wäre in Butter. Man hat staatlicherseits vielmehr gehandelt, als ob sie außer Kraft gesetzt wären. Was ein erheblicher Unterschied ist.
Das "Dumping-Problem" ist übrigens aus volkswirtschaftlicher Sicht auch keins, das den Marktgesetzen widerspräche. Natürlich "konkurriert" jemand, der unter Produktionskosten verkauft, zwischendurch auch "solide" Anbieter vom Markt. Aber er hält es eben auf Dauer nicht durch, und sobald er sich der Endlichkeit seiner finanziellen Ressourcen stellen muss, können entsprechend neue Anbieter wieder in den Markt eintreten. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es ziemlich egal, wenn die Meier GmbH Konkurs macht und dafür später eine Müller AG eintritt, auch wenn das für Herrn Meier und einige seiner Mitarbeiter einer persönlichen Katastrophe gleichkommen mag. Dafür freuen sich Herr Müller und seine Arbeitnehmer. Dass der Staat künstlich Marktzutrittsschranken errichtet, ist natürlich auch richtig, aber dann passiert eben auch das, was die VWL in solchen Situationen prophezeiht: Eine geringere Produktion, höhere Preise und weniger Beschäftigung.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
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