Also schauen wir mal wie die Standpunkte sind. Den Hauptunterschied in unseren Standpunkten sehe ich in der Gewichtung dessen, wie sich die ganzen Überregulierungen des deutschen Marktes auf die Praxis auswirken.
Also mal im einzelnen:
Nein, es waren nicht nur große Firmen. Und eine ausländische Tochtergesellschaft einer großen AG kann in ihren Abläufen sehr viel mittelstandstypischere Züge aufweisen als mancher "Mittelständler" mit mehreren 100 Mio Umsatz.
Nun, ich sprach ja deshalb ganz bewusst von kleinen Mittelständlern, Jahresumsätze von zwei bis 3 Millionen sind da schon groß.
Ich kenne keinen einzigen Betrieb, der den Lohn bewusst nach der Grenzproduktivität festsetzt. Allerdings laufen unternehmerische Entscheidungen zur Personalbeschaffung und -entlohnung im Wettbewerb genau darauf hinaus - wer gegen dieses "Gesetz" beständig verstößt, macht einfach weniger Gewinn als derjenige, der es weitgehend befolgt.
Das würde ich nicht so sehen, das würde nämlich nur dann gelten, wenn es die im Wettbewerb stehenden Firmen nur miteinander zu tun haben. Sogar da müsste man einschränken innerhalb Deutschlands, denn wenn man zwei Firmen vergleicht, die in einem völlig verschiedenen Kostenumfeld (verschiedene Länder) agieren klappt es auch nicht.
Die Entlohnungshöhe ist außerdem in vielen Betrieben eine von außen aufgezwungene Größe, sei es durch gewerkschaftliche Tarifabschlüsse oder jetzt neuerdings Mindestlöhne.
In Antwort auf:
Und was nützt Ihnen ein festgesetzter Lohn, selbst wenn er der Produktivität entsprechen würde, wenn Sie von Staats wegen eine gesetzlich vorgeschriebene Honorarordnung haben, die sie auch nicht verlassen dürfen, noch dazu eine, die der Staat seit 13 Jahren nicht angepasst hat, sie aber trotzdem danach abrechnen müssen?
Dann entspricht der Lohn ja eben nicht der Produktivität. Produktivität ist, das müssen wir bei der VWL immer berücksichtigen, eben keine physische, sondern eine Wertgröße.
Da haben sie ja Recht, dennoch ist es in der Praxis so und das zeigt eben das was ich sage die Regulierungen verzerren das freie Spiel der Kräfte und logischerweise muss sich diese auf die Volkswirtschaft auswirken.
Wie groß eine einzelne Firma ist und mit welchen Detailproblemen sich der Boss konkret herumschlägt, ist für volkswirtschaftliche Betrachtungen weitgehend irrelevant.
Das stimmt nur solange, wie die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen so sind, dass der betreffende Chef die Probleme in den Griff bekommt, oder noch will, ansonsten führt es zu einer Schädigung der Volkswirtschaft.
Damit die Aussagen der VWL stimmen, muss die volkswirtschaftliche Wirklichkeit nicht so aussehen wie in einem liberalen Idealbild. Ansonsten hieße es ja auch nicht "Volkswirtschaftslehre", sondern "Marktwirtschaftslehre".
Wenn beide nicht synchronisiert werden, dann bleibt es bei der Lehre um nicht zu sagen der Leere.
In Antwort auf:
Dann sieht man sehr schnell wie wenig man in der Praxis mit den theoretisch zwar richtigen Dingen anfangen kann, weil die natürlichen Gesetze der Marktwirtschaft auf vielen Gebieten völlig außer Kraft gesetzt wurden.
Das wurden sie leider nicht. Wären sie es, gäbe es ja nichts zu beklagen und alles wäre in Butter.
Wie kommen Sie denn zu dieser Aussage es gebe dann nichts zu beklagen, dem kann ich nicht folgen?
Der Unterschied liegt nicht darin, dass das eine nur "theoretisch" wäre (das ist es eben nicht, denn Leute, die sich mit sowas beschäftigen, werden z.B. von Banken gut bezahlt)
Hm, lieber Rayson, diesen Satz will ich nicht kommentieren, er entlockt mir nämlich ob der ganzen Bankenkrise ein Grinsen.
Das "Dumping-Problem" ist übrigens aus volkswirtschaftlicher Sicht auch keins, das den Marktgesetzen widerspräche. Natürlich "konkurriert" jemand, der unter Produktionskosten verkauft, zwischendurch auch "solide" Anbieter vom Markt. Aber er hält es eben auf Dauer nicht durch, und sobald er sich der Endlichkeit seiner finanziellen Ressourcen stellen muss, können entsprechend neue Anbieter wieder in den Markt eintreten. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es ziemlich egal, wenn die Meier GmbH Konkurs macht und dafür später eine Müller AG eintritt.
Tja, lieber Rayson an dieser Aussage sieht man genau den Unterschied zwischen Theorie und Praxis den ich meine. So wie Sie es schreiben scheint es richtig zu sein, ist es aber nicht. Gerade in der Baubranche ist etwas völlig anderes passiert. Wir hatten bis in die Mitte der 90 er Jahre hinein große leistungsfähige Firmen, die das notwendige Know-how hatten, um auch komplexe Aufgaben wie beispielsweise Hochdruck- Heißwasser Anlagen und Ähnliches zu bauen. Die Firmen hatten einen hoch qualifizierten Ingenieurstamm und lagen demzufolge in ihren Angeboten auch marktgerecht realistisch.
Dann ging das Problem mit den Dumpingpreisen los und, wie Sie es schreiben, die Meier GmbH macht Konkurs. Sie sagen dann kommt eine Müller AG und alles ist wieder in Butter. Nein, es kann zwar eine Müller AG, die hatte aber auch nur noch ein Dumping Niveau.
Das heißt also die Qualität der Firmen ging derartig den Bach runter, dass wir als planende und bauleitende Ingenieure Schwierigkeiten bekamen überhaupt noch Firmen mit Fachknow-how für anspruchsvolle Aufgaben zu bekommen.
Also keine Rede davon, einer geht, ein Neuer kommt und alles ist in Butter. Alles das wirkt sich logischerweise volkswirtschaftlich aus, wie auch immer.
Volkswirtschaftliche Anpassungsprozesse dürfen nicht mit Handlungen konkreter Personen verwechselt werden.
Volkswirtschaft ist letztendlich die Summe seiner Einzelbetriebe und deren Produktivität. Natürlich macht sich in der Praxis keine Einzelfirma Gedanken um die Volkswirtschaft, dennoch ist sie Teil des Ganzen. Das ganze ist ein chaotisches System mit unendlich vielen Freiheitsgraden, in dem der Einzelne nach seinem Optimum strebt, damit aber auch das ganze in Summe zum Optimum führt. Das heißt also, über das freie Spiel der Kräfte pendelt sich das Ganze ein. Adam Smith prägte den Begriff der „unsichtbaren Hand“ und den Begriff „System der natürlichen Freiheit“.
Genau das ist aber das Problem. Um mit der Physik zu sprechen, chaotische Systeme mit unendlich vielen Freiheitsgraden kann man nicht regeln. Die Zahl der Möglichkeiten und Abhängigkeiten sind schlichtweg zu groß als dass ich auch nur den Hauch einer Chance dazu hätte.
Und genau da liegt das Problem, in Deutschland ganz besonders, Politiker glauben sie könnten ein solches System überall regeln. Die Wirklichkeit ist jedoch die, sie ziehen aus einem Kartenhaus eine Karte raus, und wundern sich warum das Kartenhaus in einem großen Bereich zusammenbricht.
Und so schaukelt sich das Problem auf. Es beginnt im einzelnen Betrieb, der durch die Überregulierungen Probleme bekommt, sein Betrieb noch zu optimieren, schaukelt sich dann hoch auf eine Branche und fängt dann langsam an die gesamte Volkswirtschaft zu beeinflussen. Und genau deshalb sage ich, wer nur Volkswirtschaft betreibt, ohne sich klar zu machen was im einzelnen Betrieb geschieht, den trifft eben irgendwann unverhofft der Bumerang ins Kreuz.
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