In Antwort auf:Und genau deshalb sage ich, wer nur Volkswirtschaft betreibt, ohne sich klar zu machen was im einzelnen Betrieb geschieht, den trifft eben irgendwann unverhofft der Bumerang ins Kreuz.
Genau das ist eben nicht der Fall. Ein Volkswirt muss nicht wissen, was im einzelnen Betrieb passiert, denn er sieht auf der Makro-Ebene die Auswirkungen volkswirtschaftlicher Probleme über mehr oder weniger willkürliche Organisationsgrenzen hinweg, und auf der Mikro-Ebene reicht ihm meistens die Analyse von Modellen (oder auch Empirik bzw. Experimente). Natürlich behauptet jeder, bei ihm sei alles gaaaanz anders und soooo speziell (übrigens auch in den Untereinheiten großer Unternehmen), und das macht ja auch das Sympathische an individuellen Sichtweisen aus, aber, wie man heute so schön anglizistisch sagt, "am Ende des Tages" greifen die üblichen Erkenntnisse. Wenn ich die allgemeine Problematik kenne, brauche ich den Blick auf die konkreten Sorgen des Firmenchefs F nicht. Eine solche Forderung wäre ungefähr zu vergleichen mit der, dass man, wenn man Aussagen über die Problematik von Gesundheitssystemen treffen wolle, die konkrete Lage praktizierender Ärzte kennen müsse.
In Antwort auf:Um mit der Physik zu sprechen, chaotische Systeme mit unendlich vielen Freiheitsgraden kann man nicht regeln. Die Zahl der Möglichkeiten und Abhängigkeiten sind schlichtweg zu groß als dass ich auch nur den Hauch einer Chance dazu hätte.
Man kann sie schon regeln, nur muss man eben mit unerwarteten Ergebnissen rechnen. Das ist ungefähr das, was Hayek mit der "Anmaßung von Wissen" meint und was man bei Dörners "Die Logik des Misslingens" nachlesen kann. Das sehen Volkswirte im Prinzip genau so. Allerdings können sie auch nicht umhin, gewisse Zusammenhänge z.B. zwischen der Höhe des Zinssatzes und der Inflation zu erkennen und zu berücksichtigen. Ich wüsste allerdings nicht, wie ihnen Betriebspraxis da weiterhelfen könnte...
In Antwort auf:Das heißt also die Qualität der Firmen ging derartig den Bach runter, dass wir als planende und bauleitende Ingenieure Schwierigkeiten bekamen überhaupt noch Firmen mit Fachknow-how für anspruchsvolle Aufgaben zu bekommen.
Also keine Rede davon, einer geht, ein Neuer kommt und alles ist in Butter.
Nicht alles für alle, aber offensichtlich entsprach das neue Angebot der Nachfrage. Wir wollen uns doch jetzt nicht plötzlich auf die Seite des eben Kritisierten schlagen und den Ausgang von Marktergebnissen als korrekturbedürftig ansehen? Oder ist gar nicht Regulierung das eigentliche Übel, sondern nur die Regulierung, von der man selbst nicht profitiert?
In Antwort auf:Wie kommen Sie denn zu dieser Aussage es gebe dann nichts zu beklagen, dem kann ich nicht folgen?
Nun, wenn man Marktgesetze tatsächlich außer Kraft setzen könnte, gäbe es doch überhaupt nichts, was uns noch vom Design einer Gesellschaft allgemeiner Glückseligkeit abhalten könnte, oder? "Freibier für alle" wäre dann kein Problem mehr.
In Antwort auf:Hm, lieber Rayson, diesen Satz will ich nicht kommentieren, er entlockt mir nämlich ob der ganzen Bankenkrise ein Grinsen.
Dann gehe ich also davon aus, dass du (sorry, ich duze als Rayson immer) bereits sämtliche deiner Bankkonten geplündert hast, weil Banken ja alles falsch machen? Aber das musst du nicht, denn erstens machen sie auch vieles richtig, denn sonst gäbe es keine mehr, und zweitens waren es gerade Volkswirte, die vor den Blasen gewarnt haben. Das nutzt nur leider nichts, wenn der Vertriebstruppe die Dollarzeichen in den Augen stehen. Wahrscheinlich haben die ihren Volkswirten auch erzählt, sie hätten von der Praxis überhaupt keine Ahnung...
In Antwort auf:Wenn beide nicht synchronisiert werden, dann bleibt es bei der Lehre um nicht zu sagen der Leere.
Wir wollen doch bei der richtigen Rechtschreibung bleiben.
In Antwort auf:Das stimmt nur solange, wie die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen so sind, dass der betreffende Chef die Probleme in den Griff bekommt, oder noch will, ansonsten führt es zu einer Schädigung der Volkswirtschaft.
Eine "Schädigung der Volkswirtschaft" (wäre mal zu definieren, was das ist - aber nehmen wir praktischerweise mal einfach "weniger Wachstum") ist unabhängig von den Problemen einzelner Chefs. Sie entsteht dann, wenn sich bei den Aggregaten (Nachfrage, Angebot, Geld, Investitionen, Konsum etc.) etwas nachteilhaft verändert. Natürlich glaubt jeder, der mitten drin ist in der Front, dass sich das Schicksal der Schlacht bei Leuten wie ihm entscheidet - aber dennoch sind es Dinge wie Strategie (=Politik), Materialausstattung oder technischer Fortschritt, die es hinreichend determinieren.
In Antwort auf:Das würde ich nicht so sehen, das würde nämlich nur dann gelten, wenn es die im Wettbewerb stehenden Firmen nur miteinander zu tun haben. Sogar da müsste man einschränken innerhalb Deutschlands, denn wenn man zwei Firmen vergleicht, die in einem völlig verschiedenen Kostenumfeld (verschiedene Länder) agieren klappt es auch nicht.
Aber natürlich klappt es, und zwar über die Kapitalrendite. Natürlich nicht von heute auf morgen, aber langfristig immer, und da sich verschiedene Unternehmen auf verschiedenen Stufen ihrer Entwicklung bewegen, fallen auch ständig Entscheidungen in diesem Sinn (Nachfolgersuche, Finanzierung, Unternehmensverkauf, Ausscheiden vom Markt, Anpassung von Kapazitäten etc.).
In Antwort auf:Die Entlohnungshöhe ist außerdem in vielen Betrieben eine von außen aufgezwungene Größe, sei es durch gewerkschaftliche Tarifabschlüsse oder jetzt neuerdings Mindestlöhne.
Aber nur in eine Richtung aufgezwungen: Mehr zahlen ist erlaubt... Ja, ist sie, aber dann erfolgt die Anpassung eben über die Menge (Arbeitslosigkeit).
In Antwort auf:Nun, ich sprach ja deshalb ganz bewusst von kleinen Mittelständlern, Jahresumsätze von zwei bis 3 Millionen sind da schon groß.
Na, das sind dann aber schon wirklich sehr, sehr kleine, die nicht mehr als eine Handvoll Leute beschäftigen können. Ich glaube allerdings nicht, dass die Problematik eines, sagen wir mal, 20-Millionen-Unternehmens grundsätzlich anders ist, obwohl es "unterwegs" natürlich drei große Hürden gibt: die Einstellung des ersten, des fünften und des elften Mitarbeiters. Es ist wohl sowieso sinnvoll, wenn wir schon von den typischen Mittelständlern sprechen, die man aufgrund ihrer Wirtschaftskraft tatsächlich als "Rückgrat" bezeichnen kann, sich bei der exemplarischen Betrachtung auf diejenigen mit mehr als zehn Mitarbeitern zu konzentrieren.
Fazit: Es besteht überhaupt gar kein Anlass, die betriebliche "Praxis" gegen die volkswirtschaftliche "Theorie" auszuspielen. Beide sind zwei Sichtweisen auf dasselbe Geschehen, behandeln aber ein unterschiedliches Objekt. Zu gegensätzlichen Aussagen kommt es meist nur dann, wenn Einzelinteressen als Gemeinwohl definiert werden sollen...
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
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