Dann auf zur Schlussantwort in Sachen Theorie und Praxis.
Wenn der Kunde die Quadratur des Kreises wünscht, darf er sich über die Ergebnisse nicht wundern. Normalerweise führt das dann zu Lerneffekten. Aber das Problem ist hier wohl weniger das "Dumping" als vielmehr die staatliche Bürokratie...
Dabei liegt die Betonung auf normalerweise, die staatliche Bürokratie ist jedoch völlig lern- resistent.
In Antwort auf:
Stimmt, wenn man die Problematik Gesundheitssystem analysieren will, muss ich wissen wo die praktizierenden Ärzte, und natürlich auch die Krankenhäuser ihre Probleme haben. Weiß ich es nicht, be-rücksichtige ich es demzufolge auch nicht, dann entgeht mir die fun-damentale Problematik, dass wir in 10 bis 15 Jahren ein extremes Defizit an Ärzten haben werden.
---------------- Och, das weiß ich nicht. Man hat immer entweder zu viele oder zu wenig Ärzte, wenn man dafür keinen Maßstab zu nennen weiß. Aber das Entscheidende ist, dass im System Knappheiten abgebildet und Präferenzen zugeordnet werden. Um zu erkennen, wo da der Hase begraben ist (oder der Hund im Pfeffer liegt), brauche ich in keine einzige Praxis hineingeschaut zu haben.
Doch lieber Rayson brauchen Sie. Gerade das Gesundheitssystem war ein gutes Beispiel von Ihnen, das aufzeigt was passiert, wenn man nur auf Makroebene regelt ohne in die Praxis hinein geschaut zu haben.
Ich habe eine Menge Ärzte im Freundes- und Verwandtenkreis und kann es deshalb beurteilen.
Vor, sagen wir mal 25 Jahren, hatten wir weder zu viel noch zu wenig Ärzte. Der Maßstab ist relativ einfach, hätten wir zu viel Ärzte gehabt, dann hätten diese nicht genügend verdient und es wäre zu Schließungen von Arztpraxen gekommen. War aber nicht so. Hätten wir hingegen zu wenig Ärzte gehabt, dann wäre die Versorgung nicht mehr gesichert gewesen.
Was hat sich seitdem getan?
Die Oberstrategen haben herum geregelt auf Teufel komm raus aber immer am grünen Tisch und eben genau ohne in einer Arztpraxis oder ein Krankenhaus hinein zu sehen.
Seitdem sind die Probleme immer größer geworden. Mit jeder neuen Regelung versuchte man die aufgetretenen Probleme der Regelung zuvor zu kompensieren, was aber offensichtlich nicht klappte, denn im weltweiten Vergleich haben wir mittlerweile das teuerste Gesundheitssystem, dessen Effektivität ist jedoch im internationalen Maßstab nicht mal mehr Mittelmaß.
Und nun hat man die Katastrophe perfekt gemacht und zwar genau weil man nicht in die Arztpraxis geguckt hat und demzufolge die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat.
Heute ist die Situation folgende:
Die Auskömmlichkeit von Arztpraxen ist, wenn Sie nicht grade in Städten liegen nicht mehr gegeben. Die Folge davon ist, viele Arztpraxen insbesondere im ländlichen Gebiet schließen. So etwas hat es früher noch nie gegeben, früher konnte man einer Arztpraxis verkaufen und man hat auch gleich mehrere Bewerber. Das Interesse für den Arztberuf ist unter jungen Leuten drastisch gesunken, und man erwartet demzufolge in 10 bis 15 Jahren massive Unterversorgungen.
Und weil man eben nicht in die Arztpraxis geguckt hat, hat man einen andern Effekt nicht mitbekommen, der schon heute greift. Viele Ärzte steigen Donnerstag in den Flieger, und jetten nach Großbritannien oder Skandinavien, arbeiten dort ein bis zweimal im Monat ein verlängertes Wochenende, häufig auch im Schichtdienst, und verdienen dabei mehr Geld, als in einen ganzen Monat ihre bisherigen Tätigkeit in Deutschland. Viele Ärzte stehen daher in Deutschland schon jetzt nicht mehr zur Verfügung.
Übrigens gilt diese Beziehung auch in Ingenieurbüros, obwohl da auf den ersten Blick mangels großen Kapitalbedarfs exorbitante Renditen erzielbar sind. Denn Kapital ist natürlich nicht nur das, was nach den gerade geltenden Regeln bilan-ziert wird, sondern auch und gerade und immer mehr das von ebenso ehrlich entrüsteten wie ungebildeten Leuten so verfemte Humankapital. Das heißt, die Investition in ein entsprechendes Studium muss natürlich auch ein gewisses Mindesteinkommen erwarten lassen, sonst hätte man ja gleich Künstler werden können.
Stimmt lieber Rayson, Künstler bin ich zwar nicht geworden, aber das planende Ingenieurbüro in Deutschland habe ich aufgegeben, es lohnt sich in Deutschland nicht mehr, die Randbedingungen sind nicht mehr akzeptabel. Ich bin heute Projektentwickler und arbeiten nur noch im Ausland, natürlich nach wie vor selbständig.
Resümierend sage ich jedoch nach wie vor, wenn man Volkswirtschaft und Politik ausschließlich auf einer Makroebene betreibt, ohne in die Betriebe der einzelnen Branchen hinein zu sehen, dann sind die Probleme vorprogrammiert und deshalb haben wir sie auch in Deutschland, massiv.
Eine Exportnation wie Deutschland kann sich solche Fehler aber nicht leisten, es gibt genügend andere Nationen, die nicht dümmer sind, die nur darauf warten durch einen Fehler in Deutschland Vorteile zu erringen. Die Abwanderung von Betrieben, bis hin zur Abwanderung von Ingenieuren und Facharbeitern sind das Ergebnis solcher Fehler.
In Anlehnung an den Boxsport, insbesondere bezüglich der Weltmeister, gilt auch hier die alte Regel, „They never come back“.
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