Zitat von Nola...Heute, 30 Jahre später, erscheint uns das in einem ganz anderen Licht. Die Kernaussage ist zwar richtig, aber der Sozialstaat ist offensichtlich dehnbar wie ein Luftballon, mit Aussicht auf den unvermeitlichen Knall. Mich beschäftigt die Frage: Was hat also 1978 schon zu dieser vermeintlichen Überbelastung der Sozialkassen geführt? Wars der Beginn einer verfehlten volkswirtschaftlichen Politik? Wir hatten noch keine Wiedervereinigung, die sogenannten "geburtenstarken Jahrgänge" strebten auch noch nicht ins Berufsleben, der Arbeitsmarkt bot noch alle Möglichkeiten. Der Zuzug von Gastarbeitern hielt sich noch in übersichtlichen Grenzen. Welche Weichen hätte man anders stellen müssen
@ Nola: Ich denke, man sollte das (Zitat) im Zusammenhang mit den Daten dieser Zeit sehen. Ex-Post wissen wir, dass ab Mitte/Ende der 70er die ganze Entwicklung angefangen hat, die nun im Jahr 2008 dazu führt, dass der Durchschnittsverdiener(!) ca. 60% seines Einkommens an den Staat abgeben darf. Vielleicht hat man (oder auch nur Strauss) damals schon gesehen, dass die Entwicklung in eine falsche Richtung geht; soweit ich mich an die Zeitreihe erinnere, war es Mitte/Ende der 70er zum ersten mal beobachtbar, dass die Arbeitslosigkeit konjunkturneutral zugenommen hat (wie sie übrigens im Moment erstmals wieder konjunkturneutral zurückgegangen ist, vermutlich deshalb, weil die Agenda 2010 die Arbeitslosigkeit "unbequemer" gemacht hat)... ...vielleicht war Strauss auch einer der wenigen Politiker in der Geschichte der BRD, die auch nach dem Verbreiten unbequemer Wahrheiten keinen Popularitätsrückgang befürchten mussten.
Fakt ist, dass die Politik in den 70ern versucht hat, aus der Theorie von Keynes ein volkswirtschaftliches Perpetuum Mobile zusammenzubasteln (heute kennt man diesen Versuch unter dem Begriff "Stagflation"), was sicher nicht hilfreich war.
Aber grundsätzlich würde ich "volkswirtschaftliche Politik" (also eine Politik, die einer falschen ökonomischen Theorie aufgesessen war, egal ob Keynesianismus oder Neoliberalismus) für dieses Dilemma nicht verantwortlich machen, weil sie (ich sehe das anderes als viele andere Volkswirte) eigentlich niemals stattgefunden hat.
Was seit der Unabhängigkeit der BRD stattgefunden hat, war ein permanenter Prozess der "Sozialisierung", immer mehr wurde dem Bürger "abgenommen" und dem Staat auferlegt. Ich zeichne mal ein schwarzes (m.E. alles andere als unrealistisches) Bild der Zukunft Deutschlands: Das wird auch immer so weitergehen. Der Staat nimmt immer mehr Aufgaben an sich, die er nicht erfüllen kann und die Bürger werden immer mehr zum "rundum umsorgten Volltrottel", wie ein Blogger auf der Achse des Guten es kürzlich so treffend beschrieben hat. Woduch natürlich auch die Finanzierung des Ganzen immer schwieriger wird... die Massenauswanderungen haben wir ja jetzt schon.
P.S.: Ich plane auch auszuwandern, und, man höre und staune: In meinem Fall liegt es nicht mal an Steuern oder Sozialabgaben (Sozialabgaben zahle ich als Freiberufler nicht, und 25% Einkommenssteuer (mein Durchschnittssteuersatz hier) wäre ich auch jederzeit bereit zu akzeptieren (ist in vielen anderen Ländern nicht niedriger), wenn Deutschland ansonsten schön wäre). Es sind nicht immer nur die Steuern, manchmal ist es auch einfach die Gutmenschen-Diktatur. Und natürlich das Wetter, welches aus mir unerfindlichen Gründen kein Forscher in seine Standortbewertungen integriert;-)
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