Zitat von augustinBemerkenswert sind daran aus meiner Sicht zwei Dinge: Zum einen die Tatsache, dass Kotenev die klare Frage nach einer Bedrohung der ostmitteleuropäischen Staaten durch Russland unbeantwortet gelassen hat. Bremer hakte (entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten in diesem Gespräch) nach und verwies auf die unbeantwortete Frage, was Kotenev jedoch nicht zu einer klaren Antwort veranlasste.
Zum anderen stellt sich mir die Frage, ob einem russischen Chefdiplomaten in Deutschland nicht bewusst sein soll, welche Assoziationen das Bild von nach Ostdeutschland einrollenden russischen Panzern beim deutschen Publikum auslöst.
Sehr interessant, lieber Augustin. Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber was Sie beschreiben, paßt in mein Bild von Kontenew.
Er ist mir erstmals aufgefallen, als er sich bei der Beerdigung von Mischa Wolf nicht wie ein Botschafter, sondern eher wie ein Statthalter benommen hat. (Wo gibt es das, daß der Botschafter einer fremden Macht die Trauerrede bei der Beerdigung eines verurteilten Staatsfeindes hält?).
Ein zweites Mal ist mir Kotenew aufgefallen, als er sich "Welt" in die Diskussion über die Stationierung von US-Raketen in Polen/Tschechien eingemischt hat. Ich habe damals geschrieben, daß er mir Züge der "Botschafter" der UdSSR in Ostberlin zu tragen scheint, die mehr Statthalter waren.
Es ist Tradition seit der Weimarer Republik, daß als Botschafter nach Berlin bzw. Bonn absolute Spitzenleute geschickt werden. Wenn Kotenew so etwas sagt, wie Sie es zitieren, dann kann man meines Erachtens vollkommen sicher sein, daß ihm das nicht eben so mal eingefallen ist.
In der jetzigen Auseinandersetzungen sind ja die Gewichte auch eindeutig: Rußland ist Atommacht mit einer inzwischen auch wieder schlagkräftigen Interventionsarmee; Deutschland hat dem nichts entgegenzusetzen. Rußland kann uns die Gaslieferungen verweigern; Deutschland hat dem nichts an Drohungen entgegenzusetzen.
Das wollte Kotenew, denke ich, mit dieser "scherzhaften" Bemerkung in Erinnerung rufen.
Übrigens ist "Die Linke" die einzige Partei in Deutschland, die sich auch jetzt zu der Anerkennung der Separatisten uneingeschränkt positiv geäußert hat. Man darf nicht vergessen, daß diese Leute immer noch beste Kontakte nach Moskau haben, viele auch persönlich dem Land verbunden sind. Der Bundesgeschäftsführer Bartsch zum Beispiel hat in Moskau studiert und dort promoviert. Auch das wäre ein Aspekt einer Volksfront-Regierung in Berlin.
Rußland hat nach 1919 das Bündnis mit Deutschland gesucht, und Stalin erwog nach 1945 als Option zur Teilung ein Rußland freundlich gesonnenes "antifaschistisches" Gesamtdeutschland. Auch jetzt, so scheint mir, setzt es diese Politik fort. Schröder ist dem freudig entgegengekommen; und die Folgen haben wir jetzt auszubaden.
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