In Antwort auf: Mal von diesem Vorfall abgesehen ist das aber ein interessanter Punkt, der mich schon lange beschäftigt: Die Versuchung, bei der Beurteilung von Fakten zu sehr das einfließen zu lassen, wovon man wünscht, daß es der Fall sei.
*nick* Ich würde sogar noch radikaler behaupten, dass es nicht nur den Versuch gibt, das eigene Weltbild stets bestätigt zu sehen, sondern dass unsere Fähigkeit, die Plausibilität von Meldungen/Behauptungen einzuschätzen grundlegend daran gekoppelt ist, ob diese in unser vorhandenes Weltbild hineinpasst. Was nicht reinpasst, das versuchen wir ergebnisorientiert zu marginalisieren oder sogar zu verwerfen. Das ist wegen der geradezu beliebigen Gewichtbarkeit von Argumenten meistens möglich. Ob anderes Denken möglich ist? Ich erinnere mich, wo Sie den Irakkrieg ansprechen, daran wie vor dem Irakkrieg 2003 heftig darüber diskutiert wurde und es in Deutschland vielfach zu Demonstrationen gegen den Krieg kam. Ich unternahm den Versuch, mich auf keine der Seiten zu schlagen, weil mir auffiel dass jede der Seiten (Kriegsbefürworter, Kriegsgegner) wichtige Aspekte des Krieges einfach ignorierten. Die Kriegsbefürworter ignorierten, welches Leid ein Krieg über ein Land und die Menschen bringt, die Kriegsgegner ignorierten, dass der Irak eine brutale Diktatur war. Aber ich kann nicht sagen, dass ich mit dieser Position glücklich wurde. Es lief mehr darauf hinaus dass ich diese Frage verdrängte, als dass ich darüber nachdachte. Und wenn ich diese Verweigerung ergebnisorientierter Gewichtung von Argumenten jetzt auf alles übertragen wollte, so dürfte ich ja wirklich garkeine Aussage über das wirkliche Leben mehr machen. Beim Thema "Sicherheitsgesetze" lief die Diskussion in diesem Forum mehr oder weniger darauf hinaus, was man den Sicherheitsbehörden und Politikern als Untaten zutraut (d.h. wieder eine Plausibilitätsbetrachtung). Und die Diskussion über diesen Zwischenfall in Abchasien sowie über den ganzen Georgienkrieg läuft auch darauf hinaus, was man Russland, den Abchasen, Gerogien und Saakaschwili zutraut. Ich habe da sicher andere Vorstellungen als Sie, wobei ihre Meinung wahrscheinlich deutlich fundierter ist. Aber auch Sie haben sicherlich Artikel, die Sie zu dem Thema gelesen haben, unterschiedlich gewichtet und besonders die gerne in ihre Analysen einfließen lassen, die mit Ihrer vorhandenen Sicht der Dinge übereinstimmten. Man kann das ja auch noch weiterspinnen. Die, die die von Ihnen zitierten Artikel schrieben, haben selber entschieden was sie für wichtig und unwichtig hielten und damit gefiltert. Bei Ihrer Kritik von SPON kam mir die Redensart vom halbvollen und halbleeren Glas in den Sinn. Kann man SPON den Vorwurf machen, dass es den Zustand des Iraks als ein halbleeres Glas zeichnet? Sicherlich. Zu erwarten wäre, dass stets 50% der Artikel das Glas als halbleer beschreiben und 50% das Glas als halbvoll. Aber selbst dann würde sich vielleicht der eine Leser über die Halbvoll-Artikel aufregen, der andere über die Halbleer-Artikel.
Aber vielleicht ist es schon ein gewisser Erkenntnisfortschritt, wenn man sich dieser subjektiven Beschränkung des eigenen Denkens wenigstens bewusst ist.
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