Lieber M. Schneider, liebe Nola,
diese deutsche Psychose ist sicher ein Problem, aber sie war nicht der Grund, warum ich Nolas Argumentation aufgegriffen habe. Nola hat Eva Herman in einen Kontext mit Magda Goebbels gesetzt und das ist etwas, dass in einer sinnvollen Auseinandersetzung keinen Platz hat. Das ist übrigens, da widerspreche ich Ihnen, lieber M. Schneider, kein rein deutsches Phänomen. Auch im englischen ist Godwins Law ein vertrauter Begriff. Die Art mit ihr umzugehen, Vergleiche anzustellen, die sich nicht gehören, ist kein deutsches Problem.
Ich stelle fest, dass es mehr und mehr Usus wird auf die Person statt auf die Argumentation zu zielen, wenn es um Themen geht, in denen ein vermeintlicher common sense existiert. Und diese persönliche Argumentation entlädt sich dann an der Privatperson Eva Herman oder zieht eben Vergleiche mit einer bekannten Nazi Grösse. Das ist natürlich gleich aus mehreren Gründen praktisch, hauptsächlich aber erspart es einem die Auseinandersetzung mit der Meinung, weil ja schon die Person diskreditiert wird. Dagegen habe ich mich verwahrt und dagegen verwahre ich mich immernoch.
Man mag das was Eva Herman von sich gegeben hat für falsch halten, für reaktionär, für bigott, für verlogen, für überholt, für antiquiert, für ungerecht, für dumm, für chauvinistisch, für weissderkuckuckwasalles. Aber das so massiv und heftig auf ihre Person geschossen wird, das finde ich traurig. Und zumindest mir erscheint das ein Hinweis darauf zu sein, wie schlecht man scheinbar gegen das argumentieren kann, was sie gesagt hat. Wenn jemand etwas Absurdes von sich gibt, dann ist es leicht denjenigen einfach stehen zu lassen. Wenn man jemanden dagegen feuern muss, ihn zum Nazi stempelt, sein Privatleben in Frage stellt und von der Diskussion ausschliesst, nun, dann mag man zu dem Gedanken kommen, so absurd war das nicht, was da gesagt wurde. Nur nicht allzu populär.
Ich habe den Eindruck das dritte Reich ("Autobahnen") ist hier eine reine Instrumentalisierung der deutschen Psychose. Der Hintergrund ist jedoch ein anderer. Ich habe den Eindruck, es gibt viele, sehr viele Menschen in Deutschland, die ein Familienbild, wie es Eva Herman propagiert, nicht ertragen können. Und ich sage bewusst: Ertragen. Das mag viel an schlechtem Gewissen liegen, was auch die Agression erklärt, mit der auf sie eingeprügelt worden ist. Vielleicht liegt es auch an der Angst unter sozialen Druck zu geraten ein solches Familienbild für sich selber annehmen zu müssen. Genau ist das vermutlich kaum zu klären. Was übrig bleibt ist aber eins: Es war nicht die Art mit der Frau Herman ihre Gedanken veröffentlicht hat, es war der Inhalt, für den sie attackiert wurde. Die Autobahnen waren reines Mittel zum Zweck.
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