Zitat von ZettelDie aufwendigsten, oft auch die schönsten "Kulturgüter" stammen überwiegend entweder aus dem Umfeld des Kriegs oder dem der Religion. Burgen und Kathedralen, das Damaszener Schwert und das Tedeum. Warum? Vielleicht, weil beide Bereiche das Äußerste fordern. Weil es sozusagen um alles geht.
Warum denn die Anführungszeichen um die Kulturgüter, lieber Zettel? Dem säkularen Geist geschuldet? Heute ist ja Tag den offenen Denkmals, da können wir ja mal eine rein quantitative Erhebung machen, welche Kulturgüter aus dem Umfeld des Pazifismus und des Säkularismus entstanden sind.
Ich glaube, dass die Erklärung mit dem "Äußersten" im historischen Blickwinkel vor allem finanziell zu sehen ist. Wenn es um Krieg (Überleben) und Religion (Seelenheil) geht, waren Ausgaben für daraus erwachsende Kulturgüter nicht so sehr Gegenstand einer Diskussion. Es herrschte ein Konsens, dass diese Ausgaben angemessen sind. Gegen den Bau von Versailles sind die Bauern auf die Straße gegangen, aber hat man schon mal von einer Erhebung anlässlich des Baus einer Kathedrale gehört?
In der deutschen Demokratie, in der man den potentiellen Krieg zuerst an die USA outgesourct und dann gänzlich geächtet hat, ist klar, dass kein Geld mehr für eine Ästhetisierung des Krieges verwendet werden darf (und wenn man unseren lächerlichen Wehretat betrachtet, eigentlich nicht mal für die Erhaltung einer Armee). Man sieht das ganz schön an den Ehrenmalen, die nach dem 2. Weltkrieg erbaut worden sind, sie sind von bewusst ausgesuchter Hässlichkeit.
Für die privatisierte Religion gilt das Gleiche. Religion ist zum Partikularinteresse gewoden, und deshalb unterliegt die Aufwendung finanzieller Mittel dafür genauso der Öffentlichen Diskussion wie Militärhaushalt und sonstige Kulturaufwendungen, Sport etc. . Eine Ausnahme war die relativ diskussionslose Hinnahme der exorbitanten Kosten für das Holocaust-Mahnmal in Berlin, aber da haben wir eben einen sakrosankten Punkt der Deutschen berührt.
Und deshalb geht die demokratische Kultur bei uns eben nicht bis zum Äußersten. Eine Bewertung dazu folgt in Teil 2, denn ich glaube, ich könnte mich dabei auf ebenso dünnem Eis bewegen wie die Kollegen, was die technischen Erfolge angeht.
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