es mal wieder erstaunlich, wie man bei manchem Thema von Hölzchen zum Stöckschen kommt, aber da fühle ich mich schon wieder genötigt etwas dazu zu sagen:
In Antwort auf:Wahrscheinlich wäre diese ganze Unmenschlichkeit des Kriegs gar nicht zu ertragen, wenn man nicht das Tschingderassa Bumbum und die patriotischen Reden hätte. Aber verlogen ist das trotzdem, aus meiner Sicht.
Ich finde dieses Tschingderassa Bumbum gar nicht so unwichtig. Und ich halte es für eine Manifestierung der Schwäche unseres Landes, dass es dieses Tschiderassa Bumbum so in Bausch und Bogen verdammt. Wenn man in Deutschland Krieg assoziiert, dann ist das, was Sie erwähnen, gar nicht so untypisch: Die Bilder von Greul, von Verbrechen, von Mord, Totschlag, abgetrennten Gliedmassen und unendlichem Leid. Aber Krieg wird von anderen (!) eben auch als etwas mehr emfunden. Als der Kampf gegen das vermeintlich Böse. Das wird ja im deutschen immer als ganz furchtbarer Pathos gesehen. Aber das ist ein Fehler: Vor 70 Jahren führten die Alliierten in Europa einen Krieg gegen die Nazis. Und dieser Krieg konnte nur mit Tschingderassa Bumbum geführt werden. Der uns so unpassend erscheinende Pathos war eine notwendige Grundlage um die Nazis zu bekämpfen. Hätte der deutsche Staat, mit seiner heutigen Einstellung zum Krieg, auch nur die Chance gegen ein solches Regime in den Krieg zu ziehen ? Ich bezweifele das ernsthaft.
In Antwort auf:für mich jedenfalls ist dieses Verbrechen des Holocaust so exorbitant, so außerhalb unserer gesamten zivilisatorischen Tradition, daß ich jede Ausgabe berechtigt finde, die dem Erinnern daran dient.
Anderes Thema, aber auch hier könnte ich kaum unterschiedlicherer Meinung sein: Ich emfinde den Holocaust nicht (mehr) als exorbitant. Ich halte ihn nicht einmal für besonders singulär. Und ich gehe sogar soweit zu sagen, dass es ein großer Fehler war und ist, diesen als solches zu betrachten. Das muss ich natürlich erläutern:
Ich emfinde ihn deshalb nicht als exorbitant, weil der Unterschied zwischen 6 Millionen Morden und 6 Morden ein rein statistischer ist. Stalin hat weit mehr Menschen ermordet und seine Verbrechen sind auch nicht exorbitant. Jetzt mag man einwenden, dass vor allem der geplante Genoizid die Exorbitanz ausmacht, aber auch das ist historisch nicht korrekt: Schon Cäsar hat ganze Völker ausgerottet (beispielsweise die Moriner, so nachzulesen im gallischen Krieg). Vökermorde sind durch die Jahrhunderte nicht ungewöhnlich gewesen und selbst heute finden sie statt. Wie man es dreht und wendet, man wird sich schwer tun ein singuläres Merkmal zu finden, dass den Holocaust zum Erzverbrechen der Menschheit erhebt.
Zudem finde ich es falsch, diese Exorbitanz zu erheben: Denn sie relativiert andere Verbrechen. Wenn es ein Erzverbrechen gibt, dann sind alle anderen Verbrechen kleiner. Aber wo ist der Unterschied, wenn morgen eine Mörderbande im Sudan loszieht um ein Dorf voller Christen systematisch auszuradieren ? Der Holocaust ist derart groß gemacht, dass sich jedes Verbrechen dahinter verstecken kann. Oder nehmen Sie die Mauertoten. Wie unwichtig erscheinen uns diese, wir haben nicht einmal ihre Mörder wirklich verurteilt. Wir bauen ein Mahnmal für 6 Millionen Ermordete, aber eine Mahnmal für die Mauermorde wird es nie geben. Nicht einmal einen Stolperstein. Und wenn ich mich hinstelle und öffentlich posaune, diese Menschen wären Verräter gewesen, die man zurecht irgendwo verscharrt habe, dann passiert nichts. Gar nichts. Weil die zweite deutsche Diktatur zwar auch ihre Opfer hat, aber das Erzverbrechen schwebt irgendwo da drüber. Opfer erster und zweiter Klasse sozusagen.
Nein, lieber Zettel, diese Besonderheit sehe ich nicht (mehr), ich finde sie falsch. Ich finde es aussergewöhnlich, wie mutig sich die junge BRD mit ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt hat. Historisch absolut einmalig und bewundernswert. Aber wir tun anderen Opfern unrecht, wenn wir solche Klassifikationen vornehmen.
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