"Ich habe mich, liebe Nola, selten so radikal geirrt wie 1990, als ich dachte, innerhalb spätestens eines Jahrzehnts werde es keinen Unterschied zwischen der alten Bundesrepublik und der ehemaligen DDR geben."
Wie sollte man auch anders denken, praktisch überall wurde davon ausgegangen, daß es so sein würde. Mindestens 28 Jahre unterschiedlicher Sozialisation spielen ja auch überhaupt keine Rolle, oder?
"Dazu passend: Ich habe vorhin einmal wieder nachgesehen, woher denn die letzten Besucher von ZR heute gekommen sind. Das DDR-Loch ist weiter da, schön wie eh und je."
Ein Aspekt (neben Politikverdrossenheit, "weil man ja eh nichts machen kann") ist, daß die Leute, die etwas wacher sind und sich interessieren, schon länger nicht mehr in Ostdeutschland wohnen. Auch mein Klick kommt nicht aus Ostdeutschland. Und wer dort noch wohnt hat andere Sorgen, als im Internet "politsche Sachen" zu lesen. Wahrscheinlich weiß man auch noch von Früher, daß es nichts nützt zu schwafeln. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Und man pflegt eher den persönlichen Kontakt. Ja, man sitzt tatsächlich zusammen und unterhält sich! Auch das hat mit der unterschiedlichen Sozialisation zu tun.
"Tatsächlich scheinen mir inzwischen in vielen Bereichen die Unterschiede nicht kleiner, sondern wieder größer zu werden. Unterentwicklung erzeugt Frust, Frust erzeugt die Neigung, die Kommunisten zu wählen, die Kommunisten sorgen dafür, daß die Unterentwicklung bleibt. Und so immer weiter."
Es ist Brandenburg, dort sitzen die alten Genossen und es war die Gegend, der es in der DDR immer noch am Besten ging. Und schließlich sind es Kommunalwahlen, da werden in erster Linie Personen gewählt, und keine Parteien. Die Parteien heften sich den Wahlgewinn ans Revers, während sie vor den Wahlen mit Personen geworben haben. Das alte Spiel und es funktioniert immer wieder.
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