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Martin
Beiträge: 4.129
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02.10.2008 07:53 |
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Zitat von Zettel Lieber Dirk, Natürlich nicht in der Absicht - wie das zB Lafontaine und Genossen jetzt fordern - damit die Banken gleich zu übernehmen, jedenfalls teilweise. Sondern um, wenn erst einmal die akute Gefahr abgewendet ist, an den Stellschrauben zu drehen, so daß ein solches Desaster ... jetzt hätte ich fast geschrieben: nicht wieder vorkommt. Nein, unwahrscheinlicher wird. Denn wie will man wissen, ob es einen schwarzen Schwan gibt, bevor man einen gesehen hat?
Herzlich, Zettel
Lieber Zettel,
es geht nicht darum zu wissen, ob es einen 'schwarzen Schwan' gibt, sondern dessen potentielle Existenz nicht zu verdrängen, und auf diese vorbereitet zu sein. Es geht hier um eine präventive Maßnahme, über deren Radikalität man trefflich streiten kann. Man kann auch die Banken erst verstaatlichen, in Ruhe die berühmten Stellschrauben justieren, und sie dann wieder privatisieren. Der Nachteil der heute Nacht im amerikanischen Senat abgesegneten Lösung ist der, dass auch der Lobbyistenapparat der dann noch immer mächtigen Banken die nötige Zeit gewinnt, Einfluß im Sinne des Machterhalts der Banken beim Justieren der Stellschrauben zu organisieren. Der demokratische Staat setzt sich unnötigerweise der Gefahr aus, ein zweites Mal überrumpelt zu werden.
Im Übrigen sehe ich den 'schwarzen Schwan' hier etwas unpassend zitiert (Ich bevorzuge eh die Geschichte mit dem Truthahn, der bis Thanksgiving ein schönes Leben hat, von dem er glaubt, dass es nie zu einem abrupten Ende kommt). Der 'schwarze Schwan' im obigen ist akzeptiert, es geht nur noch um die Maßnahmen, die Konsequenzen zu korrigieren.
'Schwarzer Schwan' heißt ja nicht, dass dieser unbekannt ist, es heißt ja nur, dass dessen Existenz als so unwahrscheinlich betrachtet wird, dass er aus allen Überlegungen ausgeschlossen bleibt.
Gestern ist mir wieder so eine 'Truthahngeschichte' aufgefallen: Wie argumentieren die Sparkassenverbände, wenn sie sagen, dass ihre Einlagensicherung hält: "Es kam noch nie zu einem Verlust der Einlage". Immerhin, sie sind vorsichtig. Sie behaupten nicht, dass die Einlage beliebig sicher sei. Mal sehen, was die entsprechende Anfrage der Grünen im BaWü-Landtag heute an Antworten bringt.
Ein weiteres Beispiel einer noch bestehenden 'Truthahngeschichte' off-topic! kann ich mir dann doch nicht verkneifen. Ich hatte es schon in einem anderen Beitrag erwähnt: Das Energieversorgungskonzept, das Deutschland momentan verfolgt, setzt auf erneuerbare Energien, direkt oder indirekt aus der Sonnenenergie abgeleitet, und im Vertrauen auf eine Fortschreibung der Sonneneinstrahlung. Der 'schwarze Schwan' könnte eine größere Vulkaneruption oder ähnliches sein, mit der möglichen Folge, dass gerade dann, wenn ein höherer Energiebedarf besteht, der solare Energiestrom nicht mehr im ausreichenden Maße zur Verfügung steht. Eine ähnlich ungünstige Konstellation, wie sie jetzt bei den Kreditmärkten besteht. Mal darüber nachgedacht? Nein, das Wesen des 'schwarzen Schwans' ist es verdrängt zu werden.
Gruß, Martin
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