In der ersten Debatte war McCain - ich habe es damals in einem kleinen Live Ticker beschrieben - derjenige, der klarer argumentierte, der die Fakten besser parat hatte; der also auf der intellektuellen Ebene der Sieger war. In den Umfragen dann erwies sich allerdings Obama als der "Sieger", wenn auch nur recht knapp.
Bei der Debatte letzte Nacht war das anders. Ich habe sie nicht zu Ende gesehen, sondern den Rest nur aufgezeichnet. So sehr hat mich das Auftreten von McCain enttäuscht.
Er war fahrig; lief zum Beispiel, wenn Obama redete, wie ein hyperaktives Kind ständig herum. Er spulte das ab, was man hundertmal von ihm gehört hat. Er machte unglaubwürdige Versprechungen mit seinem ständigen "I know how to ...".
Und vor allem ging er Obama ständig an. Man sah an den grafisch dargestellten Zuschauerreaktionen, wie schlecht das ankam. McCain wirkte rechthaberisch, starr. Und nicht so souverän, wie man das von einem Präsidenten erwartet.
Kurz - er war nicht in Form; wer wollte es ihm verdenken, nach dem Marathon dieses Wahlkampfs.
Auch Obama wirkte angeschlagen. Aber bei ihm zeigte sich das auf eine ander Weise: Er wirkte müde, abgespannt. Aber auch abgeklärt. Er war weniger aggressiv als McCain. Er antwortete zwar vage wie immer, aber nicht so stereotyp wie McCain.
Die Umfrage für CNN bestätigt, daß auch die Zuschauer diesen Eindruck hatten:
55 Prozent sahen Obama als den Besseren, gegenüber 30 Prozent für McCain.
Obama wurde als der stärkere Führer (54 zu 43), als der sympathischere (65 zu 28), der intelligentere (57 zu 25) und als derjenige gesehen, der seine Meinung klarer ausdrückte (60 zu 30).
Von Obama wurde gesagt, daß er Fragen direkter beantwortete (50 zu 37)und daß er sich mehr um die Probleme der Fragesteller kümmerte (Vorsprung von 14 Prozentpunkten).
Das ist eindeutig. McCain hat mit dieser Debatte - leider - nichts getan, um den Vorsprung von Obama zu verringern.
Am bedenklichsten ist, daß in der Frage des "Leadership", der Führungsfähigkeit, Obama mit dieser Debatte weiter an McCain herangerückt ist. Das war bisher in den Augen der Wähler McCains wichtigster Vorzug gewesen.
Er ist im Begriff, ihn zu verspielen, weil er zunehmend sprunghaft wirkt (die Unterbrechung des Wahlkampfs, ohne daß er dann in Washington konsequent am Ball geblieben wäre) und weil die starre, rechthaberische Art, die er immer mehr zeigt, ebenfalls keine Führungsqualitäten signalisiert.
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