In Antwort auf:Ich hatte irgendwo schon geschrieben, daß ich immer mal wieder die "Phänomenologie des Geistes" vorgenommen und sie zu verstehen versucht habe; einmal mit Hilfe der Erläuterungen von Bloch.
Leider gibt es kaum taugliche Gesamtdarstellungen zur Phänomenologie. Von Bloch würde ich stark abraten. Das Beste sind noch Untersuchungen zu einzelnen Kapiteln. Einen guten allgemeinen Einstieg in das Hegelsche Denken liefert Dieter Henrich, dessen Buch "Selbstverhältnisse" günstig bei Reclam zu bekommen ist.
Danke für den Hinweis. Aber ich habe es immer vorgezogen, Texte im Original zu lesen. Betrachten Sie das bitte nicht als arrogant; es ist eine Marotte von mir. Ich habe eine Abneigung gegen Sekundärliteratur.
Was Bloch angeht - da hat er sich wirklich als Bock zum Gärtner gemacht. Er, der Unklare (ich habe in Tübingen bei ihm gehört; dieser Nuschler war im Wortsinn unklar) wollte Hegel verklaren.
Zitat von GomezAusserdem ist die Phänomenologie des Geistes nicht Hegels Hauptwerk, es ist gewissermaßen nur die Einleitung in sein Hauptwerk, die Wissenschaft der Logik.
Schwer zu entscheiden. Er setzt ja in der WdL die PhdG voraus.
Zitat von GomezDa es sich bei der Phänomenologie aber auch um ein systematisches Werk handelt, verbietet es sich, auf Passagen, wie Sie sie isoliert zitieren, einzugehen. Das Zitat aus der "Beobachtung der Natur" ist nicht zu verstehen ohne die viel grundsätzlichere Kritik an naturwissenschaftlichen Positionen seiner Zeit, wie er sie vorher im Kapitel "Kraft und Verstand" geübt hat.
Darf ich meine Bitte erneuern, daß Sie kurz zusammenfassen, was in der zitierten Passage gemeint ist? Meine challenge ist die Behauptung, daß wortreich (und wenn man diese Sprache, die eines Künstlers und nicht eines Wissenschaftlers, mag, vielleicht ästhetisch reizvoll) nicht mehr gesagt wird als das, was ich in meiner Paraphrase geschrieben habe.
Zitat von GomezDieser Anspruch und Hegels Steno-Stil machen das Ganze extrem schwer verdaulich, aber ich warne davor, das unvermittelt als Unsinn einzustufen.
Das hat Schopenhauer getan, und mit Fichte ist er nicht freundlicher umgegangen. (Ich habe ein Büchlein mit Randglossen von Schopenhauer; Fichte hat er als Esel gezeichnet ).
Nein, ich denke nicht, daß Hegel Unsinn schreibt. Er ist der letzte große Philosoph.
Kant hat im Grunde mit der Philosophie Schluß gemacht; er verdient den Titel des Alles-Zertrümmerers viel mehr als Nietzsche. Von ihm führt der Weg über die Neukantianer, vor allem die Marbuger Schule, zum Wiener Kreis und weiter zur analytischen Philosophie.
Der deutsche Idealismus ist aus meiner Sicht ein letztes Zucken der Metaphysik. Fichte und Hegel holen zwar alles das in den Geist, in das setzende Ich, was man zuvor mit Bezug auf die Außenwelt und die Subjekt-Objekt-Beziehung diskutiert hat. Aber sie sind doch beide die letzten großen Systembauer. (Gut, auch Schopenhauer sprach gern von seinem "System").
Es ist kein Unsinn, was Hegel schreibt. Er schreibt nur fürchterlich versponnen, assoziativ, vom Hölzchen aufs Stöckchen kommend. Er flicht ein gewaltiges Rankwerk um die kleine Statue herum, die er uns hinstellt. Zu dieser Überzeugung bin ich jedenfalls gekommen, nachdem ich ihn mir über die Jahrzehnte immer wieder einmal vorgenommen habe.
Mein Eindruck ist, daß man bei ihm genau umgekehr verfahren muß wie bei, sagen wir, Descartes oder Hume. Diese bedienen sich einer ausgesprochen einfachen Sprache; man muß die komplexen Gedanken rekonstruieren, die sie in ihr verdichtet haben. Und bei Hegel muß man alles das Geranke wegschneiden, alle diese selbstverliebten Wortspielereien, diese Abschweifungen, Wiederholungen, endlose Paraphrasen, diese Metaphern und Variationen ein- und desselben Gedankens.
Irgendwann kommt man dann - gut, ich kann es nur für mich sagen: komme ich - so weit, zu sagen: Ach so, daaaas meint er. Naja, das hätte er doch gleich sagen können.
Herzlich, Zettel
PS: In meinem ersten Semester wohnte ich in einem Kolleg auf demselben Zimmer wie ein Hegelianer. Er hat mir auf endlosen Spaziergängen, auf dem Zimmer oft bis in die Nacht hinein, Hegel erklärt. Dann warf er sich auf Fichte, und ich lernte alles über das Ich und das Nicht-Ich.
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