Zitat von Bernd314@Zettel, Gomez (und andere): Sehr gute Philosophiediskussionen hier !
Sie sind herzlich eingeladen, sich auch an dieser Diskussion jetzt zu beteiligen, lieber Bernd. Sie hat zwar eine kleine Vorgeschichte zwischen Gomez und mir, aber sie soll aus meiner Sicht nicht nur zwischen ihm und mir stattfinden.
Worum es mir eigentlich geht - und ich hoffe, Gomez geht darauf ein; und ja vielleicht auch andere -, das ist die Sicht auf Wissenschaft, die von Hegel begründet und von Marx fortgeführt wurde: Nicht als das mühsame Geschäft, sich mit empirischen Verallgemeinerungen, mit Theorien und Modellen der Wirklichkeit zu nähern, sondern als die im Grunde beliebige Erzeugung von "Wirklichkeit" aus Begriffen heraus.
Das war interessanterweise bei Marx im Grunde nicht anders als bei Hegel, obwohl er so stolz darauf war, Materialist zu sein. Denn indem er zugleich die Wissenschaften, wie den gesamten "Überbau", zur Widerspiegelung der gesellschaftlichen Verhältnisse erklärte, nahm er ihnen jede Allgemeinverbindlichkeit.
Bei Hegel war Wissenschaft das, was der Geist jeweils begrifflich faßt; bei Marx war sie das, was jeweils gerade die existierenden gesellschaftlichen Verhältnisse widerspiegelt. Daß es in der Wissenschaft darum geht, sich immer wieder von der Wirklichkeit in seinen Auffassungen korrigieren zu lassen, daß überhaupt die Wissenschaft auf die empirische Realität gerichtet ist und ihr Genüge zu tun hat - das war eine Marx ebenso fremde Vorstellung, wie Hegel das abgelehnt hat.
Insofern, lieber Bernd, hat die Diskussion über das Ding an sich schon - jedenfalls aus meiner Sicht - eine sehr praktische, eine sogar politische Bedeutung.
Letzten Endes geht es darum, ob wir uns in den Wissenschaften gemeinsam um ein besseres Verständnis der Realität bemühen, oder ob jeder "seine Welt hat", die nun mal durch seine Subjektivität und die gesellschaftlichen Einflüsse bestimmt ist, die auf ihn einwirken.
Es geht also, meine ich, um voraussetzungsfreie, ergebnisoffene Wissenschaft vs. Kulturrelativismus.
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