Ich habe Ihren Beitrag gerade gesehen, lieber Karsten, und freue mich, daß wir (mal wieder ) einer Meinung sind.
Sie schreiben, Sie waren "ein wenig überrascht, zu sehen, dass Zettel ebenso wie ich bevorzugen würde, wenn die eigentliche Infrastruktur (das Schienennetz) dabei in staatlicher Hand bleiben würde".
Überrascht, weil ich immer für möglichst wenig Staat plädiere? Ja, das tue ich wohl. Aber Eben nur "möglichst". Ich sage das gern so: Ich bin für den Nachtwächter- Staat. Aber der Nachtwächter hat ja doch eine Menge Aufgaben. Nicht nur die, böse Buben abzuschrecken und gegebenenfalls zu melden. Sondern er ruft ja auch die Zeit aus, bläst schöne Lieder usw.
Aus meiner Sicht ist in jedem Fall ein Optimierungsproblem, ob etwas dem Staat überlassen werden sollte. Meine Faustregel ist, daß Private, worum auch immer es sich handelt, besser und effizienter arbeiten als der Staat. Aber es kann ja sein, daß das durch größere Nachteile aufgewogen wird.
Deshalb bin ich für das staatliche Monopol bei der Gesetzgebung und Rechtsprechung (also gegen Scharia-Gerichte), beim Militär, der Polizei, den Grundschulen. Ich bin für staatliche Kulturförderung, dafür, daß die Ordnungsämter sich um die Sauberkeit der Kneipen kümmern und ein staatlicher Sozialdienst um diejenigen, die sich selbst nicht helfen können.
Und beim Schienennetz sehe ich schlicht nicht, wie das privat funktionieren sollte: Es können ja nicht gut Schienen nebeneinander verlegt werden, für jeden Betreiber ein komplettes System. Also kann es doch wieder nur Monopole geben, auch bei Privatisierung.
Warum sollten aber in einem großen Bahnhof nicht ebenso die Schalter der einzelnen Bahngesellschaften sein, wie jetzt die Airlines ihre Schalter in den Flughäfen haben? Und wenn ich von A nach B will, dann buche ich im Internet oder am Schalter das günstigste Ticket.
Herzlich, Zettel
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