Sehr geehrter Herr Zettel
ob ein privater Monopolist sich wesentlich kundenfreundlicher verhalten würde, sei mal dahingestellt. Das die Bahn unter Leitung von Herrn Mehdorn eigenartige Vorstellungen von Instandhaltung hat, sollten auch Ihnen bekannt sein. Wenn ein ICE wieder mal langsam wie ein Regionalzug fährt, wissen Sie, aha, eine Langsamfahrstrecke. Damit verlängern Sie den Zeitraum bis zur unumgänglichen Instandhaltung. Natürlich mit höheren Kosten für die Instandhaltung, denn der Schaden wird ja nicht kleiner, sondern größer. Dann kann, wenn man so richtig viel Glück hat, bis zum Schienenbruch gehen. Ich finde es merkwürdig, wenn es Langsamfahrstrecken bereits wenige Jahre nach Eröffnung bei Neubaustrecken wie Berlin-Wolfsburg gibt. Das deutet auf exzellente Qualitätsarbeit der ARGE Bau hin. Womit wir bei den Unternehmen wären, die Bahntechnik liefern.
Jetzt geht es wohl um die Ermüßungsrisse im Radsatz, speziell den Radsatzwellen. Da dürfte es auf Herstellerseite ebenfalls einen Monopolisten geben und auf Kundenseite auch, zumindest in Deutschland. Sie können von einem erheblichen Kostendruck ausgehen, den Kunden in solche Situationen ausüben. Ich erinnere nur einen guten Kunden, soll eine Firma in München sein, die einen Lieferanten in Hennigsdorf zwang, ihm eine Zahlungsfrist von 1 Jahr einzuräumen. Stellen Sie sich vor, Sie bekommen ihr Gehalt in einem Jahr. Es entstanden Kosten für den Zwischenkredit, die von dem Lieferanten natürlich eingespart werden mußten. Diesen Druck gibt der Lieferant seinerseits an seinen Lieferanten weiter. Das sollte man bei Lieferanten von hochbeanspruchten Sicherheitsbauteilen, siehe Stellungnahmen von Prof. Grubisic von schlicht und einfach begrenzen. Sie geht, wie in diesem Fall, zu Lasten der Betriebslebensdauer und enden, wenn der Radsatz zu spät ausgetauscht wird, im Unfall, bei dem der versagende Radsatz bisher tadellos funktionierende Bauteile mit in die Katastrophe zieht. Das ist dumm, aber was tut man nicht alles unter Kostendruck. Sinnvoller ist natürlich die Vorausschauende Instandhaltung. Ich vermute mal, der wunderbare Herr Mehdorn spart auch bei den Austausch-Radsätzen, die bei einer vorbeugenden Instandhaltung natürlich vorhanden sein sollten. Das bei einem Mann aus dem Flugzeugbau.
Nun ihrer Forderung der Zerschlagung der Bahn. Das ist bei Netzversorgern nicht ganz so einfach wie bei der Strasse. Eine regionale Zerschlagung ist sicherlich sinnvoll und gibt es bereits in Deutschland, zum Beispiel in Regionen der neuen Bundesländer, z.B. Berlin Harz und Chemnitz-Rostock? und in Schleswig Holstein. Das führt manchmal zu geringeren Ticketpreisen, eher zu höheren.
Wie stellen Sie sich eine Konkurrenz auf der Strecke vor? Nehmen wir Hamburg-München. Es sind 10+ Verbindungen pro Tag, um die konkurriert werden kann. Es kann nur eine Konkurrenz um die jeweilige Verbindungen geben und die können sie allenfalls jährlich neu ausschreiben, sonst wagt kein Mitbewerber dieses Risiko. Das ist nicht ganz so einfach.
Es gibt privatwirtschaftliche Konkurrenz im Bereich des Güterverkehrs und des Personenverkehrs, die theoretisch die Bahn vollständig ersetzen könnten. Ein Übergang der rollenden Materials vorausgesetzt.
Man kann natürlich schlagartig Konkurrenz einführen. Das wäre im Bereich der Werkstoffe eine martensitische Umwandlung. Ich glaube nicht, daß schlagartige Konkurrenz sinnvoll ist, denn um sich als Konkurrent bewähren zu können, müssen sie über Erfahrungen verfügen und deshalb halte ich es für sinnvoller, daß die privatwirtschaftlichen Konkurrenten entsprechend ihres wachsenden Erfolges und ihrer wachsenden Erfahrung um weitere Destinationen bewerben. Ich bin also für die Schritt-für-Schritt Privatisierung, ein Scale-up entsprechend dem wachsenden Know-How, immer größere Verkehrsflüsse zu handeln. Das mag Betriebswirten zu langsam gehen, aber die haben ja auch keine Erfahrung mit technischen scale-up Prozesse.
Gruß Libero
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