Zitat von Nordlicht Umgekehrt weiss Russland auch, dass von den Europäern keine Gefahr ausgeht, und es will mit den USA mithalten als Weltmacht.
Das, liebes Nordlicht, ist aus meiner Sicht der springende Punkt.
Wieso war eigentlich die UdSSR eine Weltmacht? Ein Land, das nur dank gigantischer Hilfe aus den USA den Krieg mitgewonnen hatte, das nicht mehr war als ein Entwicklungsland mit einer hochgezüchteten Schwerindustrie?
Weil, scheint mir, erstens die UdSSR zugleich die Führungsmacht anfangs des gesamten Weltkommunismus, später eines großen Teils davon war.
Zweitens, weil Rußland die letzte verbliebene Kolonialmacht war. Mit Kolonien, die dem Mutterland eingegliedert waren wie einst Algerien Frankreich, von Litauen bis Georgien und den Territorien im Osten. Mit Kolonien, die als Staaten des Warschauer Paktes firmierten und die ebenso ausgebeutet wurden wie einst die afrikanischen Kolonien der Engländer und Franzosen.
Und weil drittens in der Diktatur der militärisch-industrielle Komplex einen Großteil der Ressourcen des Landes aufzehren konnte.
Wir hatten kürzlich hier im Forum eine kleine Diskussion über Preußen. Es wird oft als ein Militärstaat beschrieben; jemand hat zitiert: Eine Armee, die einen Staat hat, nicht umgekehrt. Aber gegen den russischen Militarismus war das Preußen des 18. Jahrhunderts ein pazifistisches Land, das seine Armee vernachlässigte.
Das alles brach 1989 weg. Rußland war keine Diktatur mehr, die Kolonien waren futsch, der Weltkommunismus weitgehend am Ende; die Vormacht der verbliebenen kommunistischen Staaten Vietnam und Nordkorea war und ist China.
Rußland hat heute so wenig eine Grundlage dafür, den Status einer Weltmacht zu beanspruchen, wie Brasilien oder Indonesien. In dieser Liga spielt es jetzt.
Zitat von NordlichtEine Illusion meiner Meinung nach bei stark schrumpfender Bevölkerung, technologischer Rückständigkeit und einer Wirtschaft, die zu einseitig auf Rohstoffen basiert. Wie wird sich ausserdem das Verhältnis zu China entwickeln ? Dieses hat sicherlich die "Ungleichen Verträge" aus dem 19. Jahrhundert nicht vergessen und könnte eine Revision fordern, wenn es noch stärker geworden sein sollte.
So sehe ich das auch. Rußland hätte den Weg mitgehen können, den jetzt die Länder Osteuropas gehen. Die Bereitschaft dazu war bei der Nato, bei der EU da, bei den Amerikanern, die Rußland ja sogar in die G7 aufnahmen, die dadurch zu den G8 wurde.
Putin hat sich anders entschieden. Freilich war es kein einsamer Entschluß. Auch bei Rußland habe ich, ähnlich wie bei der DDR, weit unterschätzt, wie schwer es ist, daß ein lang unterdrücktes Volk aufrecht gehen lernt.
Die Russen scheinen ja mit ihrem neuen Zaren zufrieden zu sein. Sie bleiben ein unterentwickeltes Land, aber sie können sich, hoffen sie, bald wieder als Weltmacht fühlen.
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