Zitat von dirkIch verstehe auch nicht, warum die Gesundheits- und Umweltpolitik nicht als Bedrohung für die Freiheit wahrgenommen wird. Wenn ich etwa mit anderen über das Rauchverbot rede, dann sagen die meisten "Wieso? Was hast Du dagegen, ich finde es gut, dass meine Klamotten nicht mehr nach Rauch stinken."
Ja, das finde ich auch gut, aber darum geht es ja gar nicht. Diejenigen, die sich die sich an der Freiheitseinschränkung stören, kann ich an einer Hand abzählen.
Ich habe den Eindruck, dass die meisten anderen nur denken, was gut ist müsse erlaubt, was schlecht ist müsse verboten werden. Da gibt es überhaupt keinen Zugang eine Argumentation über die Freiheit oder "Grenzen des Staates". Ich weiss auch nicht, wie man ein solches Bewusstsein schaffen könnte, denn bei mir ist die Abneigung gegenüber Freiheitseinschränkungen zugegebenermaßen zunächst emotional ("Wie? Die wollen mir etwas verbieten? Unverschämtheit!").
Als Machtpolitiker kann man das natürlich leicht ausnutzen, in dem man mit Stempeln arbeitet. Erstmal etwas als "unökologisch", "rechts" oder "ungesund" etikettieren und dann kann verboten werden.
Lieber Dirk, ich zitiere Ihren Beitrag fast komplett, weil ich ihm Satz für Satz zustimme. Ganz genau so sehe ich das auch.
Ich erinnere mich an ein weit zurückliegendes "Spiegel"-Gespräch, aus den sechziger Jahren, bei dem mir sozusagen blitzartig das aufgegangen ist, was offenbar die meisten nicht verstehen.
Interviewt wurde der damalige Justizminister Gustav Heinemann, der später Bundespräsident wurde; es war also während der Großen Koalition. Damals wurde eine Reform des Sexualstrafrechts diskutiert. Zum Teil sollte es noch verschärft werden; die große Liberalisierung kam erst später. Unter anderem gab es das Bestreben, Striptease zu verbieten.
Dazu stellten die "Spiegel-Redakteure" eine Frage, und Heinemann gab zu erkennen, daß er für ein solches Verbot sei und sagte - nach meiner Erinnerung - : "Ja, finden Sie Striptease denn moralisch?"
Und einer der Redakteure sagte darauf (wieder nach meiner Erinnerung, natürlich): "Herr Minister, es geht nicht darum, ob das moralisch ist, sondern welches Rechtsgut denn dadurch verletzt wird".
Der Staat darf nur zum Schutz von Rechtsgütern die Freiheit und Selbstverantwortung der Bürger beschneiden. Moral geht ihn nichts an. Wie wir uns ernähren und welche Genußmittel wir konsumieren, geht ihn nichts an. Mir scheint wie Ihnen, daß das immer weniger verstanden wird.
Wir sind auf dem Weg zu einem Nanny-Staat, der das ganze Leben durchdringt und alles so regelt und reguliert, wie es die Bürokraten am besten finden. Und viele Bürger sind's zufrieden.
Das Putzige daran ist, daß die Wegbereiter dieses neuen autoritären Staats diejenigen sind, die einst als Antiautoritäre gegen jede Nanny protestiert haben. Aus einem libertären Hedonismus ist obrigkeitsstaatliches Denken geschlüpft.
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