Zitat von Zettel Was ein Rauschift ist, war und ist sozial definiert - eben Heroin, Kokain, Cannabis, Designerdrogen.
Das scheint mir der entscheidende Punkt zu sein, lieber Zettel. Der Punkt nämlich, der die Wurzel des, sagen wir es höflich, Missverständnisses der selbsternannten Volkserzieher bildet.
Woran es jenen - und zu jenen gehört offensichtlich auch diese deutsche Drogenbeauftragte, von der ich, der Ösi, heute zum ersten Mal gehört habe - mangelt, die nichts daran finden, den Bürgerinnen und Bürger vorzuschreiben, was sie zu konsumieren haben und was nicht, ist ein grundlegendes Verständnis für die Unterscheidung von gesetzlich verbotenem bzw. daraus abgeleitet: gebotenem Verhalten und solchem menschlichem Verhalten, das subjektiv als nicht wünschenswert empfunden wird, aus welchem Grund auch immer. Der Raucher wird als solcher von Gesundheitsaposteln stigmatisiert, weil er nicht nur seine eigene, sondern die Gesundheit seiner Mitmenschen nicht nur aufs Spiel setze, sondern nachgerade mutwillig ruiniere. Darauf läuft die Rhetorik vieler jedenfalls hinaus, die mitunter so tun, als wäre man des Todes, wenn man auf offener Straße auch nur ein wenig Zigarettenrauch inhaliert, den jemand ausgeblasen hat, der einige Schritte weiter seines Weges schreitet.
Moral, Recht und Sitte sind normative Ordnungen, die das Zusammenleben in einer Gesellschaft regeln. Sie unterscheiden sich in der Art der Sanktionierung: Wer moralisch denkt, verantwortet sich fortwährend vor seinem eigenen Gewissen. Der Verstoß gegen die gute Sitte kann mit sozialer Ächtung, mit gesellschaftlicher Ausgrenzung verbunden sein. Und das Recht im objektiven Sinn als Gesamtheit der Rechtsnormen ist charakterisiert dadurch, dass es durch staatliche Gewalt durchgesetzt wird.
Diese drei normativen Ordnungen sind voneinander zu unterscheiden, gleichwohl sie zueinander in einer Beziehung stehen: Wenn viele Menschen die selben oder ähnliche moralische Vorstellungen haben, folgt daraus über kurz oder lang ein Gebot der guten Sitte. Und im Zuge der politischen Willensbildung, aus der die Gesetzesformulierung entsteht, spielen solche gesellschaftlichen Vorstellungen natürlich eine einflussreiche Rolle. Besonders problematisch wird es, wenn gute Sitten zunächst von oben oktroyiert und dann auch noch gesetzlich verankert werden; das heißt, wenn Politiker sich als Volkserzieher gerieren und ihre Kontrollfantasien ausleben, um den BürgerInnen einzureden, es sei nur zu ihrem besten, wenn der Staat ihnen dieses und jenes verbiete und sie außerdem in möglichst jeder Situation des Alltags darauf hinweise, dass Verhalten X nicht den Erziehungsrichtlinien der Obrigkeit entspreche. Derartiger politischer Interventionismus, der es auf die Aushöhlung der privaten Sphäre zugunsten eines imaginierten Wohles aller absieht, bedroht die Freiheit des einzelnen und untergräbt die Grundsätze einer demokratischen Rechtsordnung, die dem Menschen größtmögliche Freiheit bei der individuellen Lebensbestreitung einräumt.
Ich glaube, die Implementierung von Rauchverboten, völlig unverhältnismäßigen Sicherheitsvorkehrungen und anderen Maßnahmen zur Einschränkung individueller Freiheit stößt deshalb auf so wenig Widerstand, weil es allzu vielen schlicht an Wertschätzung und Sensibilität für die eigene Freiheit fehlt. Diesbezüglich muss sich jeder an der eigenen Nase packen. Ein Grund für die mangelnde Sensibilität sind aber nicht zuletzt die politischen Anstrengungen, den Menschen durch immer neue Vorschriften und paternalistische Maßnahmen die Eigenständigkeit möglichst weitreichend auszutreiben. Denn ist der Untertan erst einmal voll umsorgt, mutiert er zum abhängigen, unselbstständigen Trottel; und das hat den "angenehmen Nebeneffekt" für machtbessene Politiker, dass Menschen, die nur eingeschränkt sich selbst ihre Meinung bilden (können/wollen), recht unkompliziert regiert werden können.
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