Zitat von Duden BedeutungswörterbuchStoff, der auf das Zentralnervensystem des Menschen erregend oder lähmend wirkt und so zu Bewußtseinsveränderungen und Euphorie führt und psychische wie körperliche Abhängigkeit hervorrufen kann.
Jetzt haben Sie mich also erwischt, lieber Gorgasal. Denn ich muß zugeben, daß ich den Duden freudig zitiere, wenn er mir zupaß kommt - wie in dem Artikel - und daß ich jetzt rundweg erkläre, daß mir diese Definition überhaupt nicht gefällt.
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Was mich stört, ist, daß diese Definition schlicht nicht mit dem allgemeinen Wortgebrauch übereinstimmt. Nach ihr ist jede psychoaktive Substanz ein Rauschgift, von Schokolade über Beruhigungstee bis zum euphorisierenden Johanniskraut.
Damit befassen sich aber zum Beispiel die Rauschgiftdezernate der Polizei nicht. Sie befassen sich ausschließlich mit illegalen Drogen, und das ist es, was der allgemeine Sprachgebrauch mit "Rauschgift" meint.
Und ob ein psychoaktives Mittel erlaubt oder verboten ist - das ist eben eine Frage der jeweiligen kulturellen Tradition.
Erst einmal vielen Dank, dass Sie das Bedeutungswörterbuch herausgekramt haben!
Und ich muss zugeben, dass sich mir Ihre Probleme nicht ganz erschließen. Für mich sind recht selbstverständlich sowohl Alkohol als auch Nikotin Rauschgifte - Gifte, die einen Rausch hervorrufen. Die Legalität oder Illegalität ist für mein Sprachgefühl orthogonal dazu. Das mag dann auch wieder eine subjektive Einschätzung sein.
Zitat von ZettelUnd noch einmal, lieber Gorgasal: Der Rausch gehört zur Kultur. Techniken zur Erzeugung veränderter Bewußtseinszustände (Altered States of Consciousness = ASCs) gehören zur Kultur. Psychoaktive Substanzen sind verbreitet, aber Rausch- und Trancezustände kann man auch anders erzeugen; durch rhytmische Bewegungen zum Beispiel wie bei rituellen Tänzen, durch Reizentzug (Sensory Deprivation), durch Mediationstechniken.
Das ist ein weites Feld. Ich würde so weit gehen, zu sagen, ohne Rauscherlebnisse fehlt dem Menschen etwas Wesentliches zum Menschsein.
Dem mag durchaus so sein. Nachdem Sie in Ihrem Beitrag von 12:35h allerdings einerseits den Begriff "Rauschgift" allein auf seine soziale Definition reduzierten und andererseits Jogging und Schokolade anführten, kam bei mir persönlich der Eindruck auf, dass Sie sozial akzeptierte psychoaktive Substanzen tendenziell als harmlos ansehen. Und damit habe ich meine Schwierigkeiten.
Zitat von WikipediaTraditionally, khat has been used as a socializing drug, and this is still very much the case in Yemen where khat-chewing is predominantly, although not exclusively, a male habit. In other countries, khat is consumed largely by single individuals and at parties. ... In many places where grown, Khat has become mainstream enough for many children to start chewing the plant before puberty.
Khat is so popular in Yemen that its cultivation consumes much of the country's agricultural resources. It is estimated that 40% of the country's water supply goes towards irrigating it, with production increasing by about 10% to 15% every year.
Khat ist nun sicher im Jemen das Paradebeispiel eines sozial und kulturell verwurzelten Rauschmittels, und dennoch würde ich nicht zögern, es als Rauschgift zu bezeichnen (wieder nach meinem oben angeführten Sprachverständnis). Es mag keine Leberzirrhose hervorrufen, und entsprechend mag Lancet mit seiner Einordnung des "Physical Harm" von Khat niedrig liegen: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Ration..._harm_of_drugs_(mean_physical_harm_and_mean_dependence).svg Dennoch: ich habe mit einigen Leuten gesprochen, die wahre Schauergeschichten davon erzählt haben, wie ganze Dörfer im Jemen antriebslos in der Khat-Glückseligkeit dahindämmern, während das Land den Bach runtergeht.
Zusammenfassend habe ich arge Bauchschmerzen bei der Gleichsetzung von "sozial und kulturell akzeptiertes Rauschmittel" und "jede Repression ist des Teufels", wie ich sie tendenziell aus Ihren Beiträgen herauslese. Möglicherweise habe ich Sie aber auch einfach nur missverstanden...
Und das ganz unbeschadet dessen, dass ich mich einer gewissen Sympathie für Llarians Standpunkt ("ich meine, dass der Staat sich nicht in die Genussmittel seiner Bürger einmischen sollte") nicht erwehren kann.
-- El reaccionario, hoy, es meramente un pasajero que naufraga con dignidad. - Nicolás Gómez Dávila
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