Zitat von GorgasalErst einmal vielen Dank, dass Sie das Bedeutungswörterbuch herausgekramt haben!
Werde ihn weitergeben.
Ehrlich gesagt hatte ich gar nicht gewußt, daß es das gibt. Aber meine Frau hat einen halben Regalboden voll gelber Bände, die alle "Duden" heißen. Und mir mit sicherem Blick den richtigen gebracht.
Lassen Sie mich jetzt etwas allgemeines zu solchen Diskussionen über Definitionen sagen, lieber Gorgasal. Ich habe selbst dazu eingeladen, weil ich in dem Artikel für meine Meckerei ausgeschlachtet habe, wie der Fremdwörter-Duden "Droge" definiert. Aber allgemein bin ich der Meinung, daß sich Diskussionen über Definitionen selten lohnen.
Man ist ja frei darin, wie man welchen Begriff definiert. Definitionen können sinnvoll sein oder fragwürdig, sie können mit dem allgemeinen Sprachgebrauch übereinstimmen oder nicht. Richtig oder falsch kann eine Definition nicht sein. Das ist ja ihr Wesen, sonst wäre sie keine Definition, sondern eine Erkenntnis.
Am wenigsten ergiebig sind meist Versuche, sozusagen die "richtige" Defition aus einer Analyse der Wortbedeutung zu entnehmen; dann kommen eben solche offenbar unausrottbaren Irrtümer heraus wie der, die Schizophrenie sei eine "Persönlichkeitsspaltung".
So, jetzt habe ich meine Geschütze in Position gebracht, und jetzt ballaballa.
Zitat von GorgasalUnd ich muss zugeben, dass sich mir Ihre Probleme nicht ganz erschließen. Für mich sind recht selbstverständlich sowohl Alkohol als auch Nikotin Rauschgifte - Gifte, die einen Rausch hervorrufen. Die Legalität oder Illegalität ist für mein Sprachgefühl orthogonal dazu. Das mag dann auch wieder eine subjektive Einschätzung sein.
Mag sein, daß sich da schon im allgemeinen Sprachgebrauch eine Verschiebung abspielt, die mir entgangen ist. Aber ich glaube, eher nicht.
Denken Sie bei "Rauschgiftschmuggel" wirklich auch an die illegale Einfuhr unverzollter Zigaretten, lieber Gorgasal? Beziehen Sie, wenn Sie irgendwo lesen, daß es im Land X soundsoviele Rauschgiftsüchtige gibt, wirklich auch die Raucher ein?
Entspricht es Ihrem Sprachgefühl, zu sagen: "Auf dem Münchner Oktoberfest erreicht der Rauschgiftkonsum der Bayern einen Höhepunkt"? Oder: "Während für bestimmte Rauschgifte (Heroin vor allem) die Preise in letzter Zeit gefallen sind, sind sie für andere (zum Beispiel Frankenwein und Bordeaux) gestiegen"?
Meinem Sprachgefühl entspricht das nicht. Es sagt mir, daß Wein und Bier, Cognac und Calvados keine Rauschgifte sind, sondern Genußmittel. Die für mich, in der einen oder anderen Form, zu einem guten Essen gehören, und zu anderen Gelegenheiten.
Aber nun gut, Definitionen sind frei, siehe oben.
Zitat von GorgasalNachdem Sie in Ihrem Beitrag von 12:35h allerdings einerseits den Begriff "Rauschgift" allein auf seine soziale Definition reduzierten und andererseits Jogging und Schokolade anführten, kam bei mir persönlich der Eindruck auf, dass Sie sozial akzeptierte psychoaktive Substanzen tendenziell als harmlos ansehen. Und damit habe ich meine Schwierigkeiten.
Nein, das wollte ich damit nicht behaupten. Sie sind sicherlich nicht generell harmlos; Sie bringen ja ein schönes - naja - Beispiel.
Aber sie sind in der Regel nicht sozialgefährlich. Das ist trivial ( - -), denn sozialgefährliche Praktiken konnen sich ebensowenig als Tradition halten, wie Genmutationen überleben, die die Überlebenschancen des Individuums verschlechtern.
Der Konsum von psychoaktiven Drogen ist in den meisten Gesellschaften an strenge Regeln gebunden. Die wirklich bewußtseinsverändernden Drogen werden nur zu bestimmten Anlässen konsumiert. Andere, nur leicht euphorisierende Mittel können allerdings weit verbreitet sein, aber sie sind - wie das Coca-Kauen in Südamerika - nicht schwer schädigend.
Zitat von GorgasalZusammenfassend habe ich arge Bauchschmerzen bei der Gleichsetzung von "sozial und kulturell akzeptiertes Rauschmittel" und "jede Repression ist des Teufels", wie ich sie tendenziell aus Ihren Beiträgen herauslese. Möglicherweise habe ich Sie aber auch einfach nur missverstanden...
Nein, Sie haben mich richtig verstanden, lieber Gorgasal. Das ist halt der, sagen wir freundlich: Spannungsbogen (Mißgünstige würden sagen: der Widerspruch) meiner liberalkonservativen Position, nicht nur in diesem Punkt.
Ich sehe den Vorteil traditioneller Gesellschaften, ihre Stabilität. Die Entlastung, die es für das "Mängelwesen" Mensch (Arnold Gehlen) mit sich bringt, wenn die soziale Rolle, die Geschlechterrolle festgelegt ist, wenn es nur einen einzigen wahren Glauben gibt, wenn man weiß, what's right and wrong, wenn bis in die Kleidung und Ernährung hinein die Gesellschaft festlegt, wie man zu leben hat.
Gut möglich, daß man in einer solchen Gesellschaft glücklich leben kann. Sie war ja - von ein paar Jahrhunderten in der Antike abgesehen - bis zur Aufklärung die einzige Form der Gesellschaft, die es überhaupt gab.
Nun gibt es aber seit der Aufklärung das gewaltige Menschheitsexperiment, an die Stelle der traditionellen eine freie Gesellschaft zu setzen.
Das hat uns nicht nur Freiheit gebracht, sondern auch Wohlstand, Sicherheit. Es hat uns ein Maß an Gerechtigkeit gebracht, auch übrigens eine Freundlichkeit im Umgang miteinander, wie das keine der tradtionellen Gesellschaften kannte.
Es hat auch Lasten gebracht; vielleicht zu große. Es ist zu fragen, ob nicht manche dieser Umwälzungen zu sehr gegen unsere biologische Verfaßtheit gehen, als daß sie uns glücklich machen könnten - die Nivellierung der Rollen der Geschlechter zum Beispiel.
Das muß man sehen. Ich beobachte es nach Kräften, lieber Gorgasal. Und meine Meinung bewegt sich zwischen dem konservativen und dem liberalen Pol, je nachdem, was mir im Einzelfall überzeugender erscheint.
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