Zitat von dirkDas mangelnde Belastbarkeit ökonomischer Erkenntnisse ist das, was mich gerade davon abhält ein Promotionsstudium in Wirtschaftswissenschaften aufzunehmen. Es fehlt mir das Kriterium zu entscheiden, wann die Modelle (=Fiktionen) realistisch sind.
Vor ein paar Tagen hörte ich im TV jemanden sagen, die Vorhersagen für den DAX 2009 reichten von 3000 bis, glaube ich, 8000. Irgendwer werde also wohl Recht haben, meinte der Redakteur dazu.
Sind aber mathematische Modelle überhaupt primär dazu da, Prognosen zu generieren? Ich vermute, daß simple Heuristiken oft zu genauso richtigen Vorhersagen führen.
Trotzdem müssen die Modelle nicht nutzlos sein. Sie zwingen dazu, Parameter zu definieren, Annahmen explizit zu machen, kurz eine Theorie genauer auszuarbeiten, als man es sonst tun würde. Zweitens enthüllen sie oft Implikationen von Annahmen, auch deren Einschränkungen.
Und vor allem - darin sehe ich eigentlich den hauptsächlichen Sinn von Modellen - erlauben sie Quasi-Experimente. Man kann Annahmen ändern, kann Parametern andere Werte zuweisen usw. und kann sich ansehen, was das Modell dann jeweils macht. Man lernt viel über mögliche Wirklichkeiten und damit auch darüber, was in der Wirklichkeit möglich ist.
Ich hatte mir mal ein schönes, einfaches Modell ausgedacht, daß bestimmte Daten sehr gut abdeckte. Das hat sich ein Freund und Kollege vorgeknöpft, Mathematiker und Spezialist für solche Modelle, und mir nachgewiesen, daß mein Modell nur unter ganz bestimmten Annahmen zutraf. Die mußte ich nun also machen, was in diesem Fall nicht weiter schlimm war. Aber daß ich sie machen mußte, habe ich eben erst durch seine Kunst des Modellierens gelernt.
Zitat von dirk Und an Mathematik stört mich, dass die meisten Resultate für die Wirklichkeit, zu Mindest für meine, zu bedeutungslos sind, sprich zuwenig extrinsische Motivation haben. (Ein bisschen ist ja immer da)
Mathematik bedeutungslos? Niiiiiiiiie!
Was die Mathematik angeht, lieber Dirk, bin ich Platoniker. Die Strukturen, die sie untersucht, sind doch nicht nur in unseren Gehirnen.
Von den ersten ontologischen Versuchen, die ich in Teil 1 erwähnt habe, scheint mir derjenige der Pythagoräer bei weitem am plausibelsten zu sein: Es gibt gewiß keinen materiellen Urstoff, wie Thales, Anaximander (und Anaximenes, den ich glaube ich gar nicht erwähnt habe, bei dem war es die Luft) sich dachten. Aber wenn man immer tiefer in die Materie eindringt, dann bleiben am Ende nur Strukturen übrig; Strukturen, die wir mathematisch ausdrücken können.
Wir illustrieren die Mathematik sozusagen, indem wir uns "Teilchen" oder "Kräfte" oder "Superstrings" vorstellen; aber das ist ja nix Wirkliches. Wirklich ist - würde heute ein Pythagoräer sagen, und er könnte Recht haben - allein das, was die Gleichungen der Teilchenphysiker, der Kosmologen beinhalten: Relationen, Strukturen und deren Dynamik.
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